Hollestraße
Billstedt (1927): Hermann Holle (1679 Niendorf a. d. Weser - 15.9.1736 Schiffbek) 1), Buchdrucker, Bibeldrucke. Herausgeber der Schiffbeker Post.
„Dort, wo die Hollestraße verläuft, befand sich einst eine Koppel, die zur Holleschen Stiftung gehörte. In den 1920er Jahren wurde sie von der Gemeinde für den Wohnungsbau erschlossen,“ 2) schreibt die Geschichtswerkstatt Billstedt.
Über Hermann Holles Werdegang heißt es in der Billstedter Heimatkunde: „Holle war erst 1708 in Hamburg als Buchdrucker ansässig geworden, mußte 1710 dort fort und siedelte sich in Wandsbek an, bis er nach zwei Jahren auch dort wieder vertrieben wurde und sich Schiffbek als Wohnsitz wählte. Er war den Kirchenbehörden eine unliebsame Persönlichkeit, die ihn am liebsten ganz aus dieser Gegend vertrieben hätten, ja, sie hielten ihn sogar für gefährlich und ketzerisch. Und das alles nur, weil er mit dem Druck einer Bibel, der sogenannten ‚Biblia Pentabla‘, beschäftigt war, den er in Schiffbek dann endlich 1712 beenden konnte.
Diese Bibel war mit Erläuterungen versehen und enthielt auf jeder Seite fünf Spalten von oben nach unten mit einer katholischen, einer lutherischen, einer reformierten, einer jüdischen und einer holländischen' Übersetzung. Weil er dieses Werk nicht aufgeben wollte, wurde er mehrere Male gezwungen, seinen Wohnsitz zu ändern. In der Nähe der Stadt Hamburg wollte und mußte er aber bleiben, um für seine Druckerzeugnisse den nötigen Absatz zu haben. Schiffbek war insofern der geeignete Ort, als er zum Holstein-Gottorfischen Besitz gehörte und Holle sich dort vor den Verfolgungen der Kirchenbehörde sicher fühlte. So blieb er in Schiffbek bis zu seinem Lebensende. (…)."3)
Holle gab ab 1712 die zweimal wöchentlich erschienene Zeitung "Schiffbeker Posthorn" heraus. Dafür erhielt er vom Herzoghaus Gottorp den Titel "Hochfürstl. Holstein-Gottorp. privilegierter Buchdrucker", denn dem Haus Gottorp erschien eine Zeitung, in der die politischen Ansichten des Herzogs vertreten wurden, der damals in den Nordischen krieg verwickelt war, als wünschenswert.
„Dem Blatt war zunächst keine lange Lebensdauer beschieden. Als die schwedische Sache im Nordischen Krieg nach der Gefangennahme Graf Stenbocks schlecht stand und die Dänen wieder Holstein besetzten, durfte die Zeitung nicht mehr erscheinen und wurde erst nach Beendigung dieses Krieges neu gegründet Von 1721 ab erschien sie 10 Jahre lang regelmäßig. Bald nach ihrer Neugründung gab Holle ihr einen neuen Namen: ‚Staats- und Gelehrte ordentliche Zeitung des Hollsteinischen unpartheyischen Correspondenten durch Europa und andere Theile der Weit!‘. (...)" 4)
Neben dieser Zeitung, die ab 1722 vier Mal die Woche erschien, gab Holle einen an Kaufleute und Literaten gerichteten "Comtoir-Kalender" heraus.
1730 übergab Holle aus gesundheitlichen Gründen dem Hamburger Buchdrucker Georg Christian Grund den Zeitungsverlag und den Correspondent. Die Zeitung erschien fortan unter dem Namen „Hamburger Correspondent". 5)
Georg Christian Grund war der Schwiegersohn von Hermann Holle. Er war mit Holles Tochter Wendelina Sophia verheiratet, die 1708 geboren wurde.
Hermann Holle muß mindestens zweimal verheiratet gewesen sein, denn Wendelina Sophias weitere Geschwister werden als deren Halbgeschwister angegeben, geboren: 1710, 1713 und 1715. Die Namen der Ehefrauen sind nicht bekannt. 6)
„In seinem 1731 aufgesetzten Testament vermachte Holle seinen Hof und seine Wohnungen einer Kinderschule. „Damit bekam Schiffbek die erste eigene Schule. (…). Bis 1883 hat sich die Schule in dem Holleschen Hause befunden, dann wurde das Gebäude für die wachsende Schülerzahl zu klein, es wurde vom Gemeindevorsteher angekauft, und 1907 wurde das alte Haus umgebaut. (…).“ 7)