Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Holthusenstraße

Volksdorf (1905), Gottfried Friedrich Heinrich August Holthusen (6.3.1848 Flögeln -18.6.1920), Kaufmann, Senator und Präses der Baudeputation.
2022 mitbenannt nach seiner Schwiegertochter Agnes Holthusen, geb. Weizsäcker (1896-1990), Kunstmäzenin, im Vorstand mehrerer Frauenverbände.


Siehe auch: Holthusenkai
Siehe auch: Am Holthusenkai

1317 Gottfried Holthusen 1905
Gottfried Holthusen (1905); Quelle: Rudolf Dührkoop, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

In der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es über Gottfried Holthusen: „Gottfried Friedrich Heinrich August Holthusen war Kaufmann und Hamburger Senator. Er wurde am 6.3.1848 in Flögeln geboren, [sein Vater war Superintendent] wuchs dort auf und begann 1862 eine kaufmännische Ausbildung in der Firma seines älteren Bruders Justus in Hamburg. Dort arbeitete er acht Jahre, bis er einem Infanterie-Regiment der Preußischen Armee beitrat, um im Deutsch-Französischen Krieg zu dienen. Nach Kriegsende kehrte Holthusen zurück und wurde Mitinhaber der Firma. Im Jahre 1872 heiratete er Maria Henriette Wehber (1852-1873), die jedoch nach der Geburt ihres gemeinsamen Kindes verstarb. Ab 1874 arbeitete Holthusen in der Hamburger Weingroßhandlung ‚G.H. Wehber & Co.‘, welche er bis 1914 leitete und zum Schluss als Seniorchef führte. In den Jahren 1880 bis 1885 sowie von 1893 bis 1896 war er Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Holthusen fungierte in verschiedenen Ressorts, beispielsweise in der Feuerkassendeputation. 1882 wurde er zum Handelsrichter ernannt und zählte ab 1892 zur Hamburgischen Handelskammer. Im Juni 1896 wurde er als Nachfolger von Johann Stahmer in den Senat gewählt, wo er bis zu seinem Rücktritt 1913 amtierte. Auch als Senator wirkte er in verschiedenen Bereichen, wurde jedoch in erster Linie durch Erfolge als Leiter der Baubehörde bekannt. Er war beispielsweise maßgeblich an den Arbeiten am Köhlbrandvertrag, am Stadtpark, an der Alsterregulierung sowie am Deichtormarkt beteiligt. In der Zeit des Ersten Weltkrieges engagierte sich Holthusen als Vorstand im ‚Hamburgischen Landesausschuß für Kriegsbeschädigte‘.“1) Er leitete den privat organisierten Verein, dessen Ziel es war, die verwundeten und „kriegsversehrten“ Soldaten wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern. Dazu fanden für arm- oder beinamputierte, erblindete oder ertaubte Soldaten Schulungen statt, in denen sie allgemeine Fähigkeiten wie z. B. das Ablesen von den Lippen oder Schreibmaschine schreiben lernten und in neuen, meist handwerklichen Berufen unterwiesen wurden.“2) Gottfried Holthusen war 1897 auch Mitbegründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung.

Gottfried Holthusens erste Frau Maria Henriette, geb. Wehber starb am 16. Mai 1873 im Wochenbett, einen Tag nach der Geburt des gemeinsamen Kindes. 1883 heiratete Holthusen ein zweites Mal. Aus dieser Ehe stammte der Sohn Hermann Holthusen (1886-1971), der 1919 Agnes, geb. Weizsäcker (24.10.1896 Frankfurt a. M. – 10.8.1990 Hamburg) heiratete. Die Kunstmäzenin Agnes Holthusen war somit die Schwiegertochter von Gottfried Holthusen. Die Tochter des Direktors des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main, Prof. Dr. Heinrich Weizsäcker wurde durch ihren Vater schon früh an die Künste herangeführt. Nach dem Abitur 1916 begann sie ein Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und der Klassischen Sprachen in Heidelberg. 1919 heiratete sie den Arzt Hermann Holthusen (1886-1971). Das Paar bekam drei Kinder. Es zog nach Hamburg, wo Hermann Holthusen die Leitung des Strahleninstituts des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg übernahm. Agnes Holthusen engagierte sich in Hamburg von 1928 bis 1937 in diversen Frauenverbänden und war dort auch in die Vorstände gewählt. In der NS-Zeit trat sie 1938 dem Deutschen Frauenwerk bei und war dort bis 1945 Mitglied. 3) Das Deutsche Frauenwerk (DFW) war 1933 zusätzlich zu der streng nationalsozialistisch ausgerichteten NS-Frauenschaft geschaffen worden. Es diente „als Sammelbecken für gleichgeschaltete bürgerliche Frauenbewegungen und einzelne Mitglieder. Obwohl das DFW als eingetragener Verein mit eigenem Vermögen über einen anderen Status als die NS-Frauenschaft verfügte, waren beide Organisationen v. a. personell eng miteinander verflochten. An der Spitze des hierarchischen Aufbaus beider stand seit 1934 die Reichtsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink.“ 4)

Agnes Holthusen war freundschaftlich mit Aby Warburg und der Kunsthistorikerin Rosa Schapire (siehe: Rosa-Schapire-Weg), aber auch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern verbunden. Sie engagierte sich stark in der Künstlernothilfe, eine Stiftung des Hamburger Bankiers Max Warburg (siehe: Warburgstraße).

Die "Nothilfe für bildende Künstler Hamburgs" wurde 1931 in Zeiten der Weltwirtschaftskrise eingerichtet Agnes Holthusen, die moderne Kunst sammelte, übernahm die Verbindung zu den Künstlern. „Sie besuchte diese in den Ateliers und nutzte ihre Verbindungen zu deren Unterstützung". 5)

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten „wehrten sich die wenigsten Sammler gegen die politische Bevormundung (...). Der Arzt Prof. Hermann Holthusen erwarb, erbost über den vorzeitigen Abbruch der 12. Sezessionsausstellung 1934 ein großes Leim-Kreide-Bild von Rolf Nesch 'Abschied' (1933), und setzte damit ein Zeichen für die Unabhängigkeit des Kunstsammelns. Holthusens Sammlung stammte vorwiegend aus Agnes Holthusens Tätigkeit für die Künstlernothilfe (...). Von Gustav Heinrich Wolff erwarb sie Plastik und Graphik und trug 1964 ein Werkverzeichnis zusammen. Die Sammlung blieb in der NS-Zeit unbehelligt und in ihrem Haus in der Goernerstraße 29." 6)

Agnes Holthusen gehörte zum "Hamburger Kreis", der sich aus „Künstlern und Intellektuellen der gehobeneren Gesellschaft zusammen[setzte]. Gustav Schiefler, Karl und Hannah Kluth, Willem Grimm, Bruno und Hertha Snell, Kurt Eggers-.Kestner (...) gehörten ihm an. Alle fühlten sich dem humanistischen Geist verpflichtet und waren gegen die NSDAP eingestellt." 7)

1946 wurde sie in den Denkmalrat des Denkmalschutzamtes gewählt und 1948 in den Verwaltungsrat der Hamburger Kunsthalle berufen, dem Agnes Holthusen bis 1985 angehörte.
In der Hamburger Kunsthalle befindet sich eine Bronzebüste von Agnes Holthusen, geschaffen von dem Bildhauer Gustav Heinrich Wolff.