Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Johannes-Böse-Weg

Langenhorn (1959): Johannes Böse (27.8.1879 Hemelingen -13.12.1955 Hamburg), Lehrer, Gründer der Griffelkunst-Vereinigung.


Johannes Böse war der Sohn von Anna Louise Böse, geborene Brinkmann und des Lehrers Johann Böse. Auch Johannes Böse schlug die Lehrerlaufbahn ein. „Von 1896 bis 1899 besuchte er das Lehrerseminar in Alfeld. Anschließend arbeitete er als Lehrer in Hildesheim und Bremen und ab 1902 an der Schule Taubenstraße in Hamburg. Hier schloss er sich schnell der reformorientierten Bewegung der Kunsterziehung um Alfred Lichtwark [siehe: Lichtwarkstraße] an. 1903 trat er in die Lehrervereinigung zu Pflege der künstlerischen Bildung ein, die später mit der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens fusionierte.“1)

1906 heiratete Johannes Böse Käthe Luise Helene Pohlmann (28.12.1881 – 16.8.1959). 2) Das Paar bekam zwei Töchter.

Im Ersten Weltkrieg musste Böse nicht als Soldat in den Krieg ziehen, da er als Lehrer gebraucht wurde.
Ab 1923 unterrichtete er an der Pavillonschule (später: Fritz-Schumacher-Schule) in der Fritz-Schumacher-Siedlung, wo Johannes Böse mit seiner Familie seit 1921 in einem Haus am Timmerloh 25 lebte.

„Böse, der malte, Klavier, Orgel und Geige spielte, etablierte dort kunstpädagogische Arbeitsgemeinschaften für Schüler und deren Eltern. Ab 1924 gab er auch Kurse an der Volkshochschule. Aus diesen Arbeitsgemeinschaften entwickelte sich die Griffelkunst-Vereinigung Hamburg, die Böse 1925 gründete (…)“ 3) Bei dieser Vereinigung handelte es sich um ein „non-profit“ Unternehmen. Böse wollte damit graphische Kunst einer breiten Bevölkerung näherbringen.

Johannes Böse war bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Mitglied der SPD gewesen. Nach der Machtübernahme wurde Böse 1933 von den Nationalsozialisten kurzzeitig aus dem Schuldienst entlassen. 1937 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 5111833).4)

Unter griffelkunst.de wird darauf hingewiesen, dass momentan (Stand: November 2023) die Geschichte der Griffelkunstvereinigung im Nationalsozialismus untersucht wird. So heißt es u. a.: „Die griffelkunst hatte bereits 1933 mehr als 1000 Mitglieder. Sie konnte in den Jahren des Nationalsozialismus einschließlich des Zweiten Weltkriegs praktisch uneingeschränkt weiterarbeiten. Sie verlegte weiterhin Editionen zeitgenössischer Künstler, stellte in ihren Räumlichkeiten und sogar in der Hamburger Kunsthalle aus, und die Zahl der Mitglieder wuchs kontinuierlich. Aspekte wie die Gleichschaltung der griffelkunst 1933/1934 durch die Aufnahme in die Reichskammer der Bildenden Künste sowie der Parteieintritt Johannes Böses, des Gründers der griffelkunst, in die NSDAP 1937 sind im Rahmen der Untersuchung relevant und bislang weitgehend unerforscht. Es wird dabei also auch um die Personal- und Entnazifizierungsakten von Johannes Böse und seiner Tochter Gerda Böse gehen, die die Leitung der Griffelkunst-Vereinigung nach seinem Tode 1955 übernahm.“5)

In der NS-Zeit trat Johannes Böse 1933 dem NS-Lehrerbund bei und 1935 der NSV. 6)

Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ 7)

Der Nationalsozialistische Lehrerbund war ein „Zusammenschluss der deutschen Erzieher ohne Rücksicht auf Schulart und Vorbildung. Der N. wurde 1929 als der NSDAP angeschlossener Verband mit Sitz in Bayreuth gegründet. Seine Aufgabe war die weltanschaulich-politische Ausrichtung der Erzieher, die Mitarbeit an der Neuordnung des Schulwesens sowie die fachliche Schulung und Fortbildung der Erzieher auf der Grundlage der nat. soz. Weltanschauung.“ 8)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus war Böse wieder für die SPD tätig. „Bis zu seinem Tod führte er die Griffelkunst-Vereinigung, wofür er teilweise vom Schuldienst freigestellt war. Seine älteste Tochter Gerda (1910–1970), die ihn schon zu Lebzeiten unterstützt hatte, übernahm die Leitung der Vereinigung nach dem Tod Johannes Böses.“ 9)