Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Johannes-Schult-Weg

Volksdorf (1968): Johannes Schult (22.1.1884 Hamburg-19.4.1965 Hamburg), Oberschulrat, Bürgerschaftsabgeordneter, Organisator des Hamburger Berufsschulwesens.


Siehe: Daniel-Bartels-Weg

Johannes Schult lebte seit ca. 1930 in Volksdorf.1) Er war der Sohn von Helene, geb. Bartels (siehe: Daniel-Bartels-Weg, Heimatdichter, Vater von Helene Bartels, damit Großvater von Johannes Schult) und des Schumachers Johann Schult. Helene Schult arbeitete als Wasch- und Reinemachefrau.

Johannes Schult besuchte ab dem 14. Lebensjahr das Lehrerseminar und erhielt daraufhin eine Anstellung als Hilfslehrer. Der Historiker Stefan Romey hat in seinem sehr lesenswerten Buch über den Widerstand 1933-1945 in Wandsbek, das von der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek 2021 herausgegeben wurde, eine Kurzbiografie über Johannes Schult veröffentlich. Daraus soll im Folgenden zitiert werden: „Nach dem Zweiten Staatsexamen 1907 wurde er in den Staatsdienst übernommen und war an verschiedenen Volksschulen (…) tätig. Früh wurde er Mitglied der Hamburger Lehrergewerkschaft (…). Ab 1906 engagierte er sich in der Jugendbewegung der SPD in Hamburg (…). 1913 heiratete er Getrud Urban. Von Januar 1915 bis Juli 1916 musste er Militärdienst leisten. Anschließend unterrichtete er zunächst wieder (…). Ab 1917 arbeitete er in Fortbildungsschulen Hamburgs. Im neu gegründeten Arbeitsamt war zu zuständig für Jugendfragen und übernahm den Vorsitz im Jugend- und Bildungsausschuss. Von 1918 bis 1920 engagierte Schult sich ehrenamtlich als Sekretär der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). 1919 wurde er für die SPD Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft. 1923 wurde er zum Schulrat bei der Berufsschulbehörde ernannt. 1926 zum Oberschulrat. (…)

Seine berufliche und politische Laufbahn wurde nach der nationalsozialistischen Machtübernahme zerstört. Er wurde im Mai 1933 nach dem ‚Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums‘ aus dem aktiven Dienst entlassen. Seit April 1933 gehörte er nicht mehr der Hamburgischen Bürgerschaft an. Der inzwischen sechsfache Vater war gezwungen, seine Familie u. a. als Handelsvertreter zu ernähren. Zunächst war ihm jeglicher Nebenerwerb verwehrt worden. Deshalb wurden die Selbstversorgung aus dem eigenen Garten sowie die Aufnahme von Untermietern und ‚Mittagstischgenossen‘ immer wichtiger. (…). Andere Einquartierungen hatten weit dramatischere Hintergründe (…).“ 2) So wurde der Sohn des im Konzentrationslager inhaftierten sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Louis Biester aufgenommen. Ebenso der Bruder einer „halbjüdischen‘ Mitschülerin von Johannes Schults Tochter Hildegard. (…)

Im Rahmen der ‚Aktion Gewitter‘ wurde Johannes Schult am 20. August 1944 von einem Gestapomann und dem Volksdorfer Polizeimeister Hartmann verhaftet. Er kam ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel (…). Am 18. September 1944 kam Johannes Schult frei. (…)

Nach dem Ende des NS-Regimes wurde Schult bereits im Juli 1945 in sein vorheriges Amt als Oberschulrat für das Berufsschulwesen zurückberufen. (…).“ 3)