Jürgensallee
Othmarschen (vor 1903): Friedrich Joachim Christian Jürgens (23.8.1825 Lübeck – 11.10.1903 Altona), Gärtnerei- und Baumschulenbesitzer, Grundeigentümer, Kommunalpolitiker.
Siehe auch: Hessepark
Siehe auch: Eduard-F.-Pulvermann-Weg
Friedrich Joachim Christian Jürgens war der uneheliche Sohn der Gartenwarenhändlerin Anna Friederica Jürgens (11.7.1792 Lübeck – 12.2.1880 Lübeck) und vermutlich des Brauers Christian Jochim Friedrich Kröger.
Jürgens Mutter war in erster Ehe mit dem Gärtner Johann Carl Seemann verheiratet. Nach dessen Tod heiratete sie 1840 den Mützenmacher Johann Christian Martin Gerdts. Damals war Friedrich Joachim Christian Jürgens 15 Jahre alt.
Ingrid A. Schubert schreibt über Jürgens Herkunft sowie beruflichen Werdegang: „Der Unterhalt des unehelich geborenen J. wurde von seinem mutmaßlichen Vater, der bis 1833 auch sein Vormund war, durch Hypotheken abgesichert, so daß J. eine gute Ausbildung genießen konnte. Neben dem regulären Schulunterricht erhielt er Privatstunden in Botanik, Zeichnen, Englisch und Französisch, [Den Unterricht soll ihm seine Mutter gegeben haben, R. B. 1)] bevor er als Vierzehnjähriger in die Lehre zu einem Kaufmann und Fabrikanten nach St. Petersburg kam, wo er zugleich Gelegenheit erhielt, das Polytechnikum zu besuchen. Seit 1842 absolvierte er eine Ausbildung bei der mit einem Baumschulbetrieb verbundenen Gärtnerei Steltzner & Schmaltz in Lübeck, anschließend vervollkommnete er seine gärtnerische Bildung auf einer Reise durch Deutschland, Belgien und England. Im Jahre 1846, während er für kurze Zeit als Gehilfe in Altona angestellt war, brachte ihm seine erste gestalterische Aufgabe, die Anlage eines Fährhausgartens auf der Elbinsel Steinwerder, soviel Anerkennung, daß er anschließend den Schritt in die Selbständigkeit wagte: 1847 erwarb er die ehemals Gerrits’sche Gärtnerei und Baumschule in Nienstedten, um sich als erster in dieser Region auf die Züchtung großer, gut verpflanzbarer Solitäre zu spezialisieren. Mit der Verwendung solcher voll entwickelten Gehölze wollte er seinen Gartenschöpfungen möglichst von Beginn an einen überzeugenden Ausdruck verleihen, was den Interessen vieler Auftraggeber sehr entgegenkam. Im Laufe der Jahre wurde die Baumschule beträchtlich erweitert, und J. erhielt für die Ergebnisse seiner Anzuchtmethode zahlreiche Auszeichnungen.“ 2)
In dieser Zeit heiratete der damals 24-jährige Jürgens 1849 die gleichaltrige Angelika Franziska Schmidt (11.6.1825 Altona - 20.8.1893 Altona). Das Paar bekam drei Kinder.
Jürgens wurde über die Grenzen Hamburgs bekannt. In Hamburg legte er zum Beispiel den Zoologischen Garten an, der sich in der Nähe des früheren Dammtors befand. Auch gestaltete er die 1869 in Hamburg durchgeführte Internationale Gartenbau-Ausstellung. Daneben schuf er privater Gärten und Parks und „legte zusammen mit E. Pulvermann [siehe: Eduard-F.-Pulvermann-Weg] auf der dortigen Anlage den parcours für das Springderby an“. 3) „1856 gestaltete Jürgens für Carl Hermann Merck einen Park, dessen Gelände heutzutage den Namen Hessepark trägt.“4)
Jürgens arbeitete aber nicht nur als Gartengestalter: er widmete sich auch der kommunalen Politik und engagierte sich in sozialen Fragen. So war er z. B. 1852 Gründungsmitglied der Gärtner-Witwenkasse. Die Wichtigkeit solch einer Einrichtung hatte er erkannt, als seine Mutter Witwe wurde.
Jürgens, der sich mittlerweile in Ottensen beheimatet hatte, wurde 1868 Ortsvorsteher von Ottensen und 1871 Stadtrat in Altona.
„Das politische Wirken des fortschrittlich eingestellten J. war jedoch höchst umstritten, und als er 1885 zum Bürgermeister gewählt wurde, verweigerte die Regierung in Schleswig die Ernennung mit der Begründung, daß er nicht über den Parteien stehe. Wegen seiner politischen Ambitionen hatte J. schon 1876 die Leitung seiner Firma vorübergehend an seinen Sohn abgegeben, zog sich aber erst nach 1890 endgültig von der Landschaftsgärtnerei zurück“, 5) so Ingrid A. Schuber. 1891 gründete er die Ottensener Bank mit und war deren Bankdirektor bis zu seinem Tod.