Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Kirschtenstraße

Blankenese (1928): Dr. Walter Kirschten (15.2.1857 -1922), Direktor des Realgymnasiums für Jungen.


Siehe auch: Propst-Paulsen-Straße

Dr. phil. Erdmann Julius Kirschten war von 1894 bis zu seinem Tod 1922 der Direktor der Realschule für Knaben (Höhere Knabenschule), heute Gymnasium Blankenese.

Gegründet wurde die Schule 1892 von Propst Paulsen (siehe: Propst-Paulsen-Straße).

In Wikipedia Eintrag zum Gymnasium Blankenese heißt es über den Grund der Gründung solch einer Schule: „Die Gründung neuer Realschulen im Deutschen Reich erfolgte in einer Zeit des Neuanfangs der deutschen Politik, als unter Kaiser Wilhelm II. der neue Reichskanzler Caprivi [siehe: Caprivistraße] mit einer Politik des neuen Kurses den Agrarstaat Deutschland zu einem Industriestaat umgestalten sollte. Dabei sollten aber die bisherigen Machtstrukturen erhalten bleiben und die Rolle des Militärs gestärkt werden. Im Hinblick auf eine bessere Ausbildung von Jugendlichen musste also erreicht werden, dass sich auch schulisch gut ausgebildete Schüler weiterhin den bestehenden gesellschaftlichen Ordnungen anpassen würden. Auch in Hamburg und in seinen Vororten kam es 1892–1913 im Verlauf einer langen Phase der Hochkonjunktur zu einem wirtschaftliche Aufschwung. In den zusammengelegten Gemeinden Blankenese und Dockenhuden stieg die Bevölkerungszahl von ca. 2500 auf ca. 5541. Arbeitsplätze entstanden vorwiegend in neuen technischen Berufen und die Bewerber benötigten Kenntnisse in Realien, d. h. nützliche Kenntnisse für praktische Berufe, für den gewerblichen Mittelstand, für Handel und Schifffahrt. Diese Inhalte sollten statt Latein an den neu geplanten Realschulen gelehrt werden. Dabei war ein sozialer Aufstieg nicht das Ziel der Ausbildung. Jedoch mussten diese neuen Realschulen erst gegründet werden und die passenden Lehrkräfte gefunden werden.“1)

Als Schulleiter wurde Kirschten aus hundert Bewerbern ausgewählt.

Über Kirschtens Schulprogramm ist in dem bereits oben zitierten Wikipedia-Eintrag nachzulesen: „Demnach sah Kirschten die Hauptaufgabe der Schule damals nicht in der Aufklärung und Schärfung des Verstandes und auch nicht in der Vermittlung einer Fülle von nützlichen Kenntnissen, sondern in der Bildung von Charakter und Gemüt. (…) Dabei setzte Kirschten stark auf den Wahrheitssinn der Schüler und auf die Wissenschaft als Vermittlerin der Wahrheit. Das Falsche müsse ein Schüler als das Schlechte hassen und das, was falsch ist, solle der Schüler in der Schule erfahren und nicht durch eigenständiges Denken. Damit war Kirschten Anhänger einer autoritären Erziehung, die den schlechten Eigenwillen der Schüler brechen wollte, um die vom Lehrer vorgegebenen Ziele zu erreichen. (…)

In seiner Funktion als Direktor erwies sich Kirschten als ein Mann ohne Eigenschaften, der nichts verlangte und nichts kritisierte, auch nicht sein schlechtes Gehalt. (…)

Im Blick auf politische Einstellungen wurde Kirschten in seinen Reden deutlicher und forderte aufrichtige Treue zum Kaiser und zum Kaiserreich mit Unterwerfung unter die Regierung und Zustimmung zum Streben nach der Weltmacht. Im Sinne wahrer Vaterlandsliebe forderte er Verzicht auf demokratische Bestrebungen.“ 2)

Verheiratet war Kirschten mit Helene Mathilde Kretschmann. Das Paar hatte mindestens eine Tochter (geboren 1884). 3)