Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Auguste-Baur-Straße

Blankenese, seit vor 1903, benannt nach Auguste Caecilie Baur (14.6.1821 Hamburg – 20.4.1895 Hamburg), Wohltäterin und Stifterin


Siehe auch: Baurs Park, Blankenese, seit 1922 und Baurs Weg, Blankenese, seit vor 1903: Georg Friedrich Baur (1768-1865), Grundstückseigentümer, Kaufmann
Siehe auch: Baurstraße

Auguste Baur war das jüngste Kind von elf Kindern des Konferenzrates Georg Friedrich Baur (siehe: Baurs Park und Baurs Weg). Sie blieb ledig und übernahm nach dem Tod der Mutter die Haushaltung und Pflege ihres Vaters.

Seit früher Kindheit litt sie unter eine Verbiegung des Rückens und unter Wachstumsstörungen. „Als Kind kränkelte sie stets, als Erwachsene kam sie wegen ihrer Verwachsung niemals auf Bälle und hatte nur Verkehr in der Familie. Sie liebte und pflegte ihre Eltern und wurde zum Segen für ihre Geschwister und für deren Kinder. (..)“ Sie „war musikalisch und spielte hübsch (…), sie hatte ständigen Unterricht (…). Ungeachtet dessen, daß sie so wenig unter Menschen kam, hatte sie viele Freier. Unter diesen war jedoch einer, den sie wirklich liebte, aber den durfte sie nicht haben. (…) Es wurde gesagt, daß er sich aus ihr nichts mache, daß es nur eine Finanzspekulation sei (…). Da – gerade als sein Konkurs vor der Tür steht – bringt er seinen Antrag an und wird natürlich von ihrem Vater abgewiesen, zu ihrem großen Kummer. Man suchte ihr begreiflich zu machen, der junge Mann habe deutlich gezeigt, daß er sie nur als Kapital ansehe (…). Sie gab dem ganzen eine andere Deutung: ihrer Meinung nach hatte er mit seinem Antrag gezeigt, daß er das Zutrauen zu ihr habe, sie werde ihm helfen, und das sei nett von ihm. (…)

Als Tante Guste etwa vierzig Jahre alt war, hatte sie wieder Herzenskummer: sie gewann einen Mann lieb, dem (…) auch sie gefiel und der jedenfalls um sie freite. Ihr Vater war damals hoch in den Achtzigern und sehr hinfällig, so daß man beständig mit seinem Ableben rechnete, und die Tochter konnte ihn unmöglich verlassen. Das erklärte sie dem Geliebten und bat ihn zu warten, bis der Vater tot sei, was er auch versprach. (…) Sie bat ihn nur, mit seinen fast wöchentlichen Teebesuchen fortzufahren, und dafür lebte sie und war viele Jahre glücklich – ihr Vater lebte ja noch immer. Plötzlich kam der Liebhaber [ein Witwer mit Kindern] immer seltener, zuletzt blieb er ganz weg – sie litt sehr darunter – und eines Tages las sie in der Zeitung, daß er jemand anderes geheiratet hatte. (…)

Diese Geschichte hatte Tante Gustes Charakter völlig verändert, machte sie reizbar, launisch und schwierig. (…) Sie brauchte viele Jahre, um zur Ruhe zu kommen, dann wurde sie ihren Mitmenschen gegenüber wieder zugänglich.

Sie war schon immer religiös, nun verstärkte sich dies noch; sie tat viel Gutes. (…). Ihr Unglück war, daß sie niemals andere um Rat fragte, sondern nur nach ihrem eigenen Gutdünken handelte und keine Ahnung davon hatte, wie wenig sie die Welt und die Menschen kannte. Daher kam es oft, daß sie Leute vor den Kopf stieß und es war nicht immer leicht, mit ihr zusammenzuleben.“ 1)

Nach dem Tod des Vaters wurde der Baur’sche Besitz in Blankenese (heute Baurs Park) an den ältesten Sohn übergeben. Auguste sollte eine Art Mitbesitzerin sein. „(…) nun, auf den zweiten Platz geschoben zu werden in einem Haus, in dem sie immer die erste Rolle gespielt hatte, das behagte ihr gar nicht. Deshalb zog sie es vor, sich auf dem Grundstück (…) eine eigene Villa zu bauen (…). Als Winterwohnung bezog sie eines der zehn Häuser des Großvaters in der Palmaille [siehe dazu im Text zu Georg Friedrich Baur unter Baurs Park]. Sie hatte einen großen Troß dienstbarer Geister, Kutscher und Diener, Kammerzofe und natürlich eine Gesellschafterin.“ 2)

Auguste Baur gab zum Bau der Blankeneser Kirche eine namhafte Summe und spendete Geld zur Errichtung einer Siechenanstalt, die als Tochteranstalt der Diakonissenanstalt in Altona 1884 eingeweiht und nach ihr „Augustenstift“ benannt wurde.