Baurs Park
Blankenese (1922): Georg Friedrich Baur (3.11.1768 Altona – 14.3.1865 Altona), Grundstückseigentümer, Kaufmann
Siehe auch: Auguste-Baur-Straße
Siehe auch: Baurs Weg
Siehe auch: Baurstraße
Siehe auch: Arnold-Heise-Straße
Siehe auch: Lappenbergsallee
Siehe auch: Van-der-Smissen-Straße
Siehe auch: Lawaetzweg
Siehe auch: Schimmelmannstraße
Siehe auch: Mutzenbecherweg
Georg Friedrich Baurs Eltern waren Johann Heinrich Baur und Maria Magdalena, geb. Droop. Er absolvierte ein Jurastudium in Göttingen und wurde Kaufmann. Gemeinsam mit seinem Bruder Johann Heinrich Baur (siehe: Baurstraße) übernahm er die Leitung des von dem Großvater errichteten Unternehmens für Geld- und Warenhandel. Später führte Georg Friedrich Baur das Unternehmen allein bzw. mit zwei Söhnen als Handels-, Bank- und Reedereiunternehmen weiter.
Das Unternehmen profitierte vom Kolonialismus. Es bot – wie auch das Unternehmen Hinrich van der Smissen & Söhne - speziell umgebaute und ausgerüstete Schiffe für den transatlantischen Dreieckshandel mit Menschen an. Siehe mehr dazu unter Schimmelmannstraße.
An der Herausbildung des Kapitalismus waren zu einem nicht geringen Teil auch „reiche Kaufleute, die ihre Absatzmärkte erweitern konnten [beteiligt]. Als Kolonial-Kaufleute hielten sie die Preise, für die in Übersee verkauften Waren hoch, die für die eingekauften Rohstoffe niedrig und konnten damit Gewinne in bisher nicht gekanntem Ausmaß erzielen. Die Anhäufung großer Geldvermögen wurde beschleunigt durch die brutale Kolonialpolitik in Form von Edelmetallen, Rohstoffausbeutung und Sklavenhandel. Ohne dieses Geldkapital wäre der Durchbruch der industriellen Produktion so nicht möglich gewesen. Die erweiterten Märkte und die großen Vermögen förderten die Entstehung neuer Produktions- und Unternehmensformen wie Verlagssystem, Manufakturen und Fabriken. (…)
„Neue Absatzmärkte ergaben sich (…) in dem nun unabhängigen Nordamerika und in den westindischen Kolonien Dänemarks. Geliefert wurden besonders Leinwand aus Westfalen und Schlesien, Strümpfe und Webwaren, zurück kamen die Altonaer Schiffe mit Kaffee, Kakao, Zucker, Tabak, Reis und Baumwolle. (…) ‚Die Kauffahrteischiffe der van der Smissen [siehe: Van-der-Smissen-Straße], Matthiesen, Baur, Donner [siehe: Donnerstraße], Dultz, Lawaetz [siehe: Lawaetzweg] u. a. waren ständig unterwegs nach Skandinavien, Rußland, Holland, Frankreich, der iberischen Halbinsel, den Mittelmeerländern, namentlich nach Nordafrika und der Türkei, ferner nach Westindien und Asien,‘“1) schreiben Ingrid Bauer, Jochen Bohnsack, Heinz Brüdigam, Ulrike Linke in ihrem Buch „Armut, Arbeit und bürgerliche Wohltätigkeit. Johann Daniel Lawaetz und seine Zeit“.
Georg Friedrich Baur erlangte zu großem Reichtum. Seine Enkelin schrieb über ihn: „Mein Großvater und seine nächsten sahen sich als die erste Familie der Welt an und waren unzugänglich, verschlossen und ängstlich bemüht, nicht mit dem niederen Stande in Berührung zu kommen. Eins der Merkmale der Familie war übrigens tiefe Melancholie, die auch teilweise wohl die Ursache gewesen war, daß man nie mit Fremden zu tun haben wollte, sondern sich selbst genug war.
(…) Mein Großvater (…) hatte angeborenen Geschmack und Kunstsinn (…). Er war eigen und schwierig, und seine Kinder lebten in ewiger Furcht vor ihm. Er liebte diese seine Kinder aus Pflicht und gab ihnen die beste Erziehung. Für die Töchter hielt er Gouvernanten für verschiedene Sprachen und Hofmeister für die Söhne (…). Aber seine Kinder liebkosen – das tat er nie (…). Man konnte meinen Großvater keinen Tyrannen oder Despoten nennen, er war nur aus der alten Schule; wo der Vater alles bestimmte und wo die Kinder, ohne zu räsonnieren, zu gehorchen hatten.“ 2)
Verheiratet war Georg Friedrich Baur seit 1797 mit seiner Cousine Marianne Heise (21.10.1781 Hamburg – 28.3.1851 Hamburg), Tochter des Hamburger Senators und späteren Bürgermeisters Arnold Heise (1747-1834) (siehe: Arnold-Heise-Straße). Ihr Mutter war Catharina Lucia, geb. Droop. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war Marianne knapp sechszehn Jahre alt und soll davor schon einmal verlobt gewesen sein. Das Paar bekam elf Kinder. Ihre Enkelin erinnert sich: „Sie [die Großmutter] hatte sich – mit einigen Ausnahmen – nicht so viel aus ihren Kindern gemacht, aber sie erfüllte ihre Pflicht ihnen gegenüber. Im Alter von etwa vierzig Jahren wurde sie schon gichtkrank (…). Sie saß immer in einem samtenen Rollstuhl, und zwei Personen mußten sie in einem Klappstuhl die Treppen hinauf- und hinuntertragen. Meine Großmutter ist eine tüchtige Hausmutter gewesen, und bei all ihrer Kränklichkeit hat sie den Haushalt doch selbst geleitet und wollte über alles Bescheid wissen, führte selbst die Rechnung und bestimmte das Essen. Aber sie lebte in ständiger Angst, daß ihre Anordnungen nicht pünktlich ausgeführt würden, (…).“ 3)
Über das Vermögen ihres Mannes wusste die Ehefrau nicht Bescheid. „Sie selbst hatte nie eine größere Summe zu ihrer Verfügung. Mein Großvater ließ jeden Sonnabend alle Rechnungen des Hauses bezahlen und schenkte ab und zu seiner Frau ein paar hundert Mark zum Verschwenden.“ 3)
Anlässlich der Goldenen Hochzeit des Paares wurde er zum Konferenzrat ernannt. „Aus gleichem Anlaß erhielt er die juristische Ehrendoktorwürde der Univ. Kiel, diese auf Vermittlung seines Schwiegersohnes, des Historikers Johann Martin Lappenberg“ 4) (siehe: Lappenbergsallee).
„Berühmt wurden B.s Park und seine umfangreiche Bautätigkeit, in denen er Reichtum und Kunstsinn bewies. In den Jahren 1802 bis 1817 erwarb er in Blankenese 11 Grundstücke am nördlichen Elbuferhang, aus denen J. Ramee von 1817 bis 1832 einen großen romantischen Park gestaltete mit Tempeln, Waldhütten, einem chinesischen Pagodenturm und einem Kanonenberg, von dem aus die elbaufwärts kommenden eigenen Schiffe mit Böllerschüssen begrüßt wurden. (…) Von 1829 bis 1836 ließ sich B. in diesem Park durch Johann Matthias Hansen und Oie Jörgen Schmidt ein neues Landhaus errichten, (…) Nach seinem Tod wurden Park und Bauten als Fideikommiß weitergeführt, 1939 gelangten sie an den Hamburger Staat und wurden öffentlich zugänglich. Aus dem Nachlaß seines Bruders erwarb B. 1807 dessen Besitzungen in Nienstedten. Neben früheren Erwerbungen an der Palmaille – der damaligen Prachtstraße Altonas – kaufte B. hier 1824 ein langes Grundstück an der Süd-(Elb-) Seite, auf dem er durch J. M. Hansen für sich und seine Kinder 10 Häuser im klassizistischen Stil errichten ließ und so eine ganze Straßenfront im vornehmsten Teil der Stadt nach seinem Geschmack gestaltete,“ 5) so Rainer Postel in seinem Porträt über Georg Friedrich Baur.
Das Haus an der Palmaille wurde im Winter ständig bewohnt. Im Sommer lebte die Familie von Dienstag bis Sonnabend in einem Landhaus in Blankenese (heute Baur‘ Park).
1930 erwarb das Ehepaar Lagerfeldt – die Eltern des Modeschöpfers Karl Lagerfeld (1933-2019) (siehe: Karl-Lagerfeld-Promenade) – die Villa von Auguste Baur (1821-1987): Baurs Park 4.