Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Krausestraße

Barmbek-Nord (1950): Emil Krause (8.7.1870 Goslar – 17.10.1943 Wintermoor), Lehrer, Redakteur des „Echo“, Bürgerschaftsabgeordneter (SPD), Senator.


Siehe auch: Krausestraßenbrücke

1597 Grab Krause
Grabmal für Emil Krause auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Grablage AA 29; Foto: Günter Stello

Früher hieß die Straße Ahrensburger Straße.
Emil Krause war von 1919 bis 1933 Schulsenator. Er wollte den Kindern aller Volksschichten durch die Gründung von Aufbauschulen den Zugang zu höheren Schulen ermöglichen.
Im Planquadrat AA 29 des Ohlsdorfer Friedhofes befindet sich das Grabmal der Familie Krause. Auf dem Grabstein sind die Namen Emil Krause, Dorothea (1873-1943), Willy (1896-1945) und Anita (1896-1966) verewigt.

In Biografien über Emil Krause wird kaum auf seine häusliche Situation eingegangen.
Für Willy Krause (1.7.1896 Hamburg – 26.2.1945 in Lübben/Spreewald nach Verwundung in einer SS-Sondereinheit Dirlewanger) liegt ein Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus Papenstraße Ecke Ruckteschellweg. Willy Krause wurde 1944 wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet, kam ins Gefängnis Torgau und wurde dem „Sonderbataillon“ Dirlewanger überstellt. Siehe seine Vita, verfasst von Ingo Wille, unter: www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=4150

Helmut Stubbe da Luz schreibt in der Hamburgischen Biografie über Emil Krauses beruflichen Werdegang: „In die SPD-Hochburg an Elbe und Alster kam Krause 1893, nachdem er eine 1887 begonnene Ausbildung am Wolfenbütteler Lehrerseminar infolge einer gegen ihn verhängten Disziplinarmaßnahme wegen ‚unerlaubten Wirtshausbesuchs‘ vorzeitig beendet hatte. Sein Antrag auf Wiederaufnahme war abgelehnt worden, da er als Anhänger der Deutsch-Hannoverschen Partei galt, die eine Wiedererrichtung des 1866 von Preußen annektierten Königsreichs Hannover anstrebte.“1) Somit verfügte Krause über keine abgeschlossene Berufsausbildung.

In Hamburg wurde er Redakteur der SPD-Zeitung Hamburger Echo, später Leiter des Feuilletons.
In dieser Zeit heiratete er 1895 im Alter von 25 Jahren die damals 22-jährige Dorothea Anna Flora Schröder (geb. 28.5.1873 Pölnitz.) 2) Ein Jahr später wurde der Sohn Willy geboren, zwei Jahre danach,1898, der Sohn Walter Adolf August.

Stubbe da Luz weiter über Emil Krause: Krause „trat als Redner für die Sozialdemokratie auf. Wegen seiner politischen Äußerungen wiederholt inhaftiert, fiel Krause bald auch durch sein kulturpolitisches Engagement auf. Es umfasste sowohl organisatorische Bemühungen für kulturelle Initiativen der Arbeiterbewegung als auch Zeitungs- und Zeitschriftenartikel über Hamburger Dichter (…).“ 3)

1907 wurde Krause Mitglied (SPD) der Hamburgischen Bürgerschaft und blieb dies bis 1933. Seine Schwerpunkte lagen bei Justiz, Schule und Kultur. Seine 1907 gehaltene erste Rede in der Bürgerschaft galt dem „Lehrerinnenzölibat“ – das besagte, dass verheiratete Lehrerinnen ihren Beruf nicht ausüben durften. Der Inhalt dieser Rede war, so Stubbe da Luz, „noch verhalten kritisch“.4)

„Krause“, so Stubbe da Luz: „forderte 1908 erstmals die Abschaffung des schulisch-konfessionellen Religionsunterrichts und die Einrichtung einer stadtstaatlichen Kunstkommission, die u. a. Veränderungen an historisch wertvollen Gebäudeensembles kontrollieren sollte. Wiederholt setzte er sich für die Realisierung der von Kreisen der Lehrerschaft schon seit Jahrzehnten verlangten Schulselbstverwaltung ein.“ 5)

Emil Krause war der erste Sozialdemokrat, der in eine Behörde gewählt wurde: in die Behörde für Gewerbe- und Fortbildungsschulwesen.

„Als gemäßigter Sozialdemokrat suchte er 1919 gemeinsam mit Otto Stolten [Otto-Stolten-Straße] nach einem Weg den revolutionären Arbeiter- und Soldatenrat durch eine parlamentarisch gestützte Stadtstaatsregierung zu ersetzen. Weitergehende Forderungen der Unabhängigen Sozialdemokraten [USPD] nach einer Umbesetzung der Posten innerhalb des Behördenapparats lehnte Krause am 24. März 1919 im Namen seiner Fraktion ab.“ 6)

1919 wurde Krause in den Senat gewählt und übernahm als Senator das Ressort Schule (Berufsschulressort, ab 1921 Oberschulbehörde und ab 1930 wieder die Berufsschulbehörde). 7)
In Wikipedia steht über Krauses Aktivitäten: „Krause war ein Vertreter einer Schulstrukturpolitik, die den Zugang für Kinder aller Volksschichten zur höheren Schule ermöglichen sollte. So gründete Hamburg 1920 als erstes Bundesland Aufbauschulen, die den Schülern ermöglichten, im Anschluss an die 7. Klasse der Volksschule den Weg zum Abitur zu beschreiten.“ 8)

Im Hamburg Lexikon wird auf weitere Handlungen Krauses hingewiesen: „Zahlreiche Schulneubauten, mehrere Reformversuche – Selbstverwaltung der Schulen und Förderung des sozialen Aufstiegs durch Schulgelderlass, Erziehungshilfen und Begabtenauslesen – kennzeichneten seine Amtszeit. An der Gründung der Universität und der Volkshochschule war Krause 1919 maßgeblich beteiligt.“ 9)

Helmut Stubbe da Luz führt in seiner Biografie über Emil Krause auch dessen Erlass vom 12. November 1930 an. Dieser richtete sich „gleichermaßen gegen KPD und NSDAP“ 10) und besagte, dass sich „Beamte durch die Unterstützung von Parteien und Organisationen, die ‚den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staatsordnung‘ anstrebten, eines Dienstvergehens schuldig“ 11) machen.

Krause trat mit anderen sozialdemokratischen Senatoren am 3. März 1933 von seinem Amt zurück, um sich den Nationalsozialisten nicht beugen zu müssen. In der Zeit des Nationalsozialismus lebte er mit seiner Frau zurückgezogen in seiner Wohnung, erhielt als ehemaliger Senator Übergangsgeld und wurde im Juli 1943 ausgebombt. Die Familie zog daraufhin in ihr Ferienhaus in der Lüneburger Heide. Wenige Monate später verstarb Emil Krause, der schon länger krank gewesen war. Seine Ehefrau starb wenige Tage nach ihm.