Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Lachnerstraße

Barmbek-Süd (1906): Franz Lachner (2.4.1803 Rain – 20.1.1890 München), Komponist, Kapellmeister, und nach seinen Brüdern Ignaz (17.9.1807 Rain – 25.2.1895 Hannover) und Vinzenz Lachner (19.7.1811 Rain – 22.1.1893 Karlsruhe), Musiker.


Die Lachnerstraße könnte auch nach den beiden Schwestern der drei Lachnerbrüder mitbenannt werden. Auch sie wurden Musikerinnen, und zwar Organistinnen. Eine entsprechende Eingabe auf Mitbenennung wurde im Dezember 2024 an die Bezirksversammlung Hamburg-Nord gestellt.

Das Sophie Dinker Institut berichtet über sie in ihrem Instrumentalistinnenlexikon:
Vater und Mutter der Lachnerkinder waren Anna Lachner, geborene Kunz und der Organist und Uhrmacher Anton Lachner. Seine beiden Töchter unterrichtete Anton Lachner selbst im Klavier-, Orgel- und Violinspiel sowie im Gesang. Und auch seine drei Söhne erhielten ihre erste musikalische Ausbildung durch den Vater, konnten sich später aber musikalisch fortbilden.

Schon als Kinder traten sie gemeinsam in Konzerten, die der Vater organisierte und damit zum Lebensunterhalt der Familie Geld hinzuverdiente, öffentlich auf.

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1820 mussten die damals 19 und 15 Jahre alten Töchter eine Anstellung als Organistinnen annehmen.

Nachdem Thekla Lachner (22.9.1801 Rain – 24.5.1869 Augsburg) „sich bei einem Probespiel (das gleichzeitig ihr Orgelexamen war) in der St. Georgskirche in Augsburg gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt hatte, bekam sie dort eine feste Anstellung als Organistin, die sie mindestens bis zum Jahre 1845 innehatte.“1)

1822 heiratete sie den Chorregenten der St. Georgskirche, der allerdings drei Jahre später verstarb. Drei Jahre nach seinem Tod heiratete Thekla Lachner, nun verwitwete Ritter, erneut; dieses Mal den Chorregenten und Lehrer Karl Wurst. Sie bekam 11 Kinder, sechs von ihnen starben bereits im Kindesalter. In all dieser Zeit war sie als Organistin sowie Orgel- und Klavierlehrerin tätig.

„Nicht alle Kollegen konnten sich damit abfinden, dass Thekla Wurst die Organistenstelle der St. Georgskirche besetzte. Der Chorregent Johann Martin Jegg (Nachfolger ihres ersten Mannes) zahlte ihr statt der vereinbarten 50 Gulden nur 30 Gulden Gehalt. Nach einem Beschwerdeschreiben an die Kirchenverwaltung (vom 1. Juli 1836), antwortete Jegg auf entsprechende Rückfragen: ‚Organist der Kirche bin ich selbst, in der Regel, und bei Hochämtern, Vespern und Litaneien bedarf ich der Aushilfe, und dazu habe ich die Madame Wurst gewählt, und da ich mit dieser Frau vollkommen zufrieden bin, so erhielt dieselbe bisher 30 Gulden von mir‘ (Mann 1989, S. 44). Thekla Wurst ließ sich nicht zur Aushilfe degradieren und konnte ihre Stellung letztendlich verteidigen,“ 2) schreiben Chantal Möller, Hanna Bergmann und Christiane Barlag in ihrem Beitrag über Thekla Lachner.

Die beim Tod des Vaters 15-jährige Maria Anna Christina Lachner (28.7.1805 Rain - 29.5.1858 Vohburg (Donau)) wurde nach ihrer bestandenen Orgelprüfung, die sie im Jahr des Todes ihres Vaters absolvierte: „einstimmig von Stadtrat und Gemeindebevollmächtigten zur Nachfolgerin ihres Vaters gewählt. Als solcher kam ihr von diesem Zeitpunkt an auch die als Ernährerin der Familie Lachner zu. Das Organistenamt an der Stadtpfarrkirche in Rain übte sie ungefähr sechs Jahre lang aus. Am 3. Apr. 1827 heiratete sie den Schullehrer und Kirchenmusiker Georg Joseph Mühlbauer und trat daraufhin ihr Organistenamt an ihn ab. Das Paar hatte insgesamt neun Kinder, von denen vier früh starben.“ 3)

Von den drei Brüdern Franz, Ignaz und Vinzenz Lachner wurde Franz Lachner am berühmtesten, da er mit seinen Kompositionen (Opern, Sinfonien, Orchestersuiten, Kammermusik) am meisten Erfolg hatte. „Er besuchte das Gymnasium in Neuburg an der Donau, widmete sich aber daneben unter Eisenhofer dem Studium der Komposition. Nach dem Tod seines Vaters (…) ging Lachner nach München, setzte sein Studium fort und gab in der Stadt Musikunterricht. (…). 1823 wurde er Organist an der Lutherischen Stadtkirche in Wien (…) Er fand Aufnahme in den Künstlerkreis um Franz Schubert [siehe: Schubertstraße] und Moritz von Schwind und wurde ein enger Freund Schwinds. (…).

1826 wurde Lachner Vizekapellmeister und 1828 Erster Kapellmeister am Kärtnertortheater in Wien (…). Von 1834 bis 1836 wirkte er als Hofkapellmeister in Mannheim.“ 4)

1833 heiratete Franz Lachner Julie Royko (10.11.1810 Wien - 19.4.1864 München). Das Paar bekam vier Kinder, drei von ihnen starben vor Franz Lachner.

1836 ging Franz Lachner mit seiner Familie nach München. Dort übernahm er die Stelle des Dirigenten der Hofoper und wurde zum Hofkapellmeister berufen. „1852 wurde er Generalmusikdirektor. Als König Ludwig II. Richard Wagner nach München rief, ging Lachner 1868 in den Ruhestand.“ 5)

Ignaz Lachner
„Ignaz Lachner, Organist, Kapellmeister und Komponist, war der ‚Wanderer‘ unter den Musikergeschwistern Lachner. Und dennoch ist er der volkstümlichste der Komponistenbrüder. Von seinen Werken haben besonders die Alpenszenen (zum Beispiel ‚Das letzte Fensterln‘) großen Anklang gefunden. Er schrieb zwei Opern, Sonaten, Streichquartette und viele Lieder.“ 6)

Im Altre von 15 Jahren nahm er eine Anstellung am Isartortheater in München an. „1826 wurde er Organist an der Reformierten Stadtkirche in Wien, dann Orchestermitglied am Hofoperntheater, 1831 Musikdirektor in Stuttgart und bald darauf in München. (…).“ 7)

1842 heiratete der damals 35-Jährige die damals 24-jährige Franziska Maria Kreszentia Waldhör (1818–1884). Das Paar bekam vier Kinder, darunter die Tochter Julie (1843 – um 1872), die Pianistin wurde.
1853 wurde Ignaz Lachner: „1. Kapellmeister in Hamburg, ab 1858 Hofkapellmeister in Stockholm und 1861 Kapellmeister am Stadttheater zu Frankfurt am Main, aus welcher Stellung er 1875 in den Ruhestand trat.“ 8)

Vinzenz Lachner
„Vinzenz Lachner wirkte als Geiger und Kapellmeister in Wien; er hatte dort 1830 die Stelle von Ignaz an der evangelisch-lutherischen Kirche und am Hoftheater erhalten. 37 Jahre - von 1836 bis 1873 - war er Hofkapellmeister in Mannheim. Nach seiner Pensionierung, 1873, übernahm er später eine Professur für Komposition am Konservatorium in Karlsruhe und übersiedelte auch dorthin.“9)

In Wikipedia steht zu seinem Werdegang: „Er besuchte ab 1822 das Gymnasium zu Augsburg, das er jedoch aus unbekannten Gründen nicht beendete. Ab 1830 war er nach Intervention seines Bruders Franz in Chocieszewice bei Kröben als Musiklehrer für die Töchter des Grafen Theodor Mycielski tätig. Vinzenz Lachner erhielt 1834 die Stelle seines Bruders Ignaz an der reformierten Kirche und am Kärtnertortheater in Wien. 1836 ging er – nun in Nachfolge seines Bruders Franz – als Kapellmeister ans Nationaltheater nach Mannheim und blieb dort mit kurzen Unterbrechungen bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung im Jahre 1873.“10)

1837 hatte Vinzenz Lachner die damals 17-jährige Antonia Franziska Amalia Brand geheiratet. 1838 und 1839 wurden zwei Kinder geboren.

Während seiner Zeit als Kapellmeister in Mannheim führte ihn 1842 als Dirigent der Deutschen Operngesellschaft eine Gastreise nach London, wo er eine Saison blieb. „1848 übernahm er für kurze Zeit die Stelle des Musikdirektors in Frankfurt am Main.“ 11)

1856 wurde Vinzenz Lachner Vater des dritten Kindes. 1860 starb die Tochter Rosalie im Alter von 21 Jahren. Elf Jahre nach dem Tod der Tochter starb Vinzenz Lachners Ehefrau an Brustkrebs. 1872 reichte Lachner seine Kündigung ein.

„Nach seinem Rückzug aus dem Amt des Dirigenten in Mannheim übersiedelte Lachner nach Karlsruhe. Hier wirkte er zunächst als Privatlehrer, ab 1884 als Musikpädagoge am Großherzoglich Badischen Konservatorium.“ 12)

In dieser Zeit starben die zwei Söhne von Vinzenz Lachner: der eine 1876 im Alter von 38 Jahren, der andere 1885 im Alter von 29 Jahren. Acht Jahre später starb Vinzenz Lachner.