Axel-Springer-Platz
Neustadt (1990): Axel Springer (2.5.1912 Altona – 22.9.1985 Berlin), Zeitungsverleger, Gründer und Inhaber der Axel Springer AG., Freimaurer
Siehe auch: Sven-Simon-Park
Über Axel Springer sind viele Biografien geschrieben worden und es wurde breit in den Medien und der Öffentlichkeit über sein Wirken und Verhalten berichtet.
Axel Springers Mutter war Ottilie, geb. Müller (1881-1960) und sein Vater der Verleger Hinrich Springer (1880-1949).
Über Axel Springers Werdegang und seine Aktivitäten in der NS-Zeit heißt es in Wikipedia: „Axel Springer machte nach dem Besuch eines Realgymnasiums in den Jahren 1928–1932 eine Lehre als Setzer und Drucker im Betrieb seines Vaters. Es folgte ein Volontariat in der Nachrichtenagentur Wollffsches Telegraphen Bureau und der Bergedorfer Zeitung. 1933 kehrte Springer zur väterlichen Zeitung Altonaer Nachrichten, später Hamburger Neueste Zeitung, zurück. 1935 stieg er zum stellvertretenden Chefredakteur auf, ehe das Blatt 1941 auf Verfügung der Nationalsozialisten im Rahmen der ersten von drei großen Presse-Stilllegungsaktionen aufgrund Papierverknappung eingestellt wurde. Daher arbeitete Axel Springer ab 1941 als Verleger für belletristische Literatur im familieneigenen Verlag.“[1]
Über Axel Springers Funktion im Betrieb seines Vaters ist ebenfalls in Wikipedia nachzulesen: „Als Mitarbeiter der Altonaer Nachrichten war er während der Zeit des Nationalsozialismus für antisemitische Propaganda mitverantwortlich. Weiterhin trat er als Anwärter dem NS-Kraftfahrkorps bei.“[2]
2012 schrieb das Magazin „cicero“ zum 100. Geburtstag von Axel Springer u. a.:„Im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Generation hat Axel Springer das Terrorregime der Nazis nicht als einen bedauerlichen Fehler der Geschichte verdrängt. Er sprach stets deutlich von den Verbrechen der Deutschen, vergaß in keiner Rede, auf die braune Vergangenheit hinzuweisen, und empfand diese Schuld der Nation immer auch als persönliches Versagen. Er leistete wie kein anderer Deutscher Wiedergutmachung an den Juden, soweit dies überhaupt möglich ist. Diese moralische Haltung passte zwar nicht ins Weltbild seiner Feinde. Aber zur widersprüchlichen Persönlichkeit Axel Springers.
In Israel, dem Land seiner Sehnsucht, erlebte er alles unmittelbar, worüber er gelesen hatte. Er blätterte in seiner Bibel wie in einem Reiseführer. Lukas sei ein glänzender Reporter gewesen, erzählte der Verleger seinen Leuten in Berlin, alles stimme bei ihm, jedes Detail. Bei allem Engagement jedoch war Springer unfähig – oder einfach zu faul? –, die Ursachen des Nationalsozialismus zu analysieren, die letztlich Konzentrationslager, Genozid, Kriege bewirkt haben. Unfähig zu erkennen oder gar zu verhindern, wenn manche seiner Starschreiber im Idiom der Nazi-Stürmer auf alles einschlugen, was nicht ihrer Meinung war. Auch nicht zu verhindern, dass ehemalige aktive Nazis wieder hohe Posten in seinen Blättern erhielten. Sein treuer langjähriger Vertrauter Ernst Cramer hatte als jüdischer Emigrant selbst erlebt, was Faschismus im Alltag bedeutet, und keinen Hehl daraus gemacht, was er von manchen Mitgliedern der Springer-Kamarilla hielt. Die waren ihm zu ähnlich den Häschern, denen er einst gerade noch entkommen war.“[3]
2013 zeigte das Stadtmuseum Berlin eine Ausstellung mit dem Thema „Bild dir dein Volk! Axel Springer und die Juden“, die ein Jahr zuvor schon in Frankfurt am. Main präsentiert worden war. Dazu stand im Tagesspiegel vom 4.9.2013: „(…) in Springers Zeitungen ‚Bild‘ und ‚Welt‘ arbeiteten nach dem Holocaust zurückgekehrte Juden friedlich neben ehemaligen NS-Propaganda-Schreibern. Dass westdeutsche Verleger nach Kriegsende auch vorbelastete Journalisten beschäftigten, war gang und gäbe (…). Springer aber ließ seine Angestellten eine Vertragspassage unterschreiben, mit der sie ‚einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen‘ sowie der ‚Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes‘ zustimmten. Langjährige Nationalsozialisten wie Horst Mahnke oder Paul Karl Schmidt, der als ‚Paul Carell‘ für Springer schrieb, unterzeichneten, ohne mit der Wimper zu zucken. Carell, der bereits 1931 in die NSDAP eingetreten war und es im Laufe des Kriegs bis zum SS-Obersturmbannführer gebracht hatte, bewegte sich zeitweise im engsten Zirkel um Springer – zu dem auch dessen jüdische Freunde gehörten. (…) Die Ausstellung zeigt mit Plakaten, persönlichen Dokumenten und Filminterviews, dass Springers enges Verhältnis zu Israel an seiner Herkunft aus dem jüdisch geprägten Altona liegen könnte. Oder an seiner lebenslangen Freundschaft zu Erik Blumenfeld, der unter den Nazis nach Auschwitz deportiert wurde, überlebte und später Gründungsmitglied der CDU wurde. Auch Ernst Cramer, der 1945 aus der Emigration zurückkehrte und später Herausgeber der ‚Welt am Sonntag‘ wurde, spielte als engster politischer Ratgeber Springers eine entscheidende Rolle. Kurioserweise wollten aber gerade Springers jüdische Freunde nicht als Grund für sein Engagement verstanden werden. Sie stritten vehement ab, seine Haltung zu beeinflussen.“[4]
Der Journalist Jens Rosbach ging anlässlich der oben erwähnten Berliner Ausstellung im Deutschlandfunk Kultur u. a. der Frage nach, warum Axel Springer, der in der NS-Zeit für antisemitische Propaganda verantwortlich war, sich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus publizistisch und finanziell für jüdische Belange einsetzte: „Der Verleger setzte auf Versöhnung – aber zugleich auf eine Aufarbeitung der deutschen Schuld. Allerdings nur, soweit es ihn nicht selbst betraf. Springer war nämlich in der NS-Zeit für antisemitische Propaganda mitverantwortlich gewesen – unter anderem als Mitarbeiter der Altonaer Nachrichten. 1979 wollte Verleger-Konkurrent Rudolf Augstein dieses dunkle Kapitel veröffentlichen. Doch Springer intervenierte persönlich – und konnte einen Artikel im Spiegel-Magazin verhindern.
(…) Waren Springers einstige Verfehlungen der Grund, warum er sich so vehement für die Juden einsetzte? Gleichsam als Wiedergutmachung? Dimitrij Belkin vom Fritz-Bauer-Institut hält dies für denkbar. Der Historiker verweist auf eine weitere mögliche Quelle von Schuldgefühlen: Springer war einst mit einer jüdischen Frau verheiratet gewesen, die aber getauft war. Die Ehe wurde 1938 geschieden – denn Springer war fremdgegangen. Allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass der Medienmacher durch die Trennung von seiner jüdischstämmigen Frau seine Karriere im Hitler-Staat befördern wollte. Auf jeden Fall lief die Geschiedene nun plötzlich Gefahr, als sogenannte Halbjüdin ins KZ zu kommen. Tatsächlich wurde sie nicht deportiert – aber Experte Belkin glaubt, dass die Trennung bei Springer nachwirkte:
‚Und wenn Sie mich fragen, ob dann Schuldgefühle später für ihn eine Rolle gespielt haben, ganz konkret, ich würde sagen: auch, ja.‘“[5]
In erster Ehe war Axel Springer verheiratet mit Martha Else Meyer (1913- 27.6.2007 Hamburg). Das Paar heiratete 1933, einen Monat nach der Geburt der gemeinsamen Tochter. „Im Dezember 2005 schreibt Dicky Funke [so nannte sie sich später] in einem Brief: ‚Bin 1938 auf Befehl Joseph Goebbels im Amtsgericht Altona geschieden worden. Ein Schriftleiter darf nicht mit einer Halbarierin verheiratet sein.‘ Die Affäre mit der anderen Frau auf dem Foto, dem Mannequin Erna Frieda Bertha Küster, die 1939 Axel Springers zweite Ehefrau werden sollte, habe für die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt keine Rolle gespielt, sagt Dicky Funke. ‚Wir wären bestimmt auseinandergegangen. Aber erst später.‘ Axel Springer hätte ohne die Scheidung von ihr womöglich Berufsverbot gedroht. Dicky drohte nun die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. (…) Dicky stand ohne den Schutz, den ihr die Ehe mit dem nichtjüdischen Ehemann geboten hatte, (…). Dicky Funke blieb von der Deportation verschont - nicht aber ihre Mutter. (…) Nach dem Krieg heiratete Dicky den Kaufmann Fred Funke, den sie 1939 kennengelernt hatte - unter den Nazis war ihr eine neuerliche Eheschließung verboten gewesen -, und lebte mit ihm in Hamburg. Zu Axel Springer, der danach noch viermal heiratete, behielt sie ein freundschaftliches Verhältnis. Sie hat ihn niemals dafür verantwortlich gemacht, dass er sie allein ließ, hat das, was ihr hätte passieren können, nie mit ihm thematisiert. (…) Axel Springer habe den Kontakt zu ihr in den folgenden Jahrzehnten immer gesucht, sagt sie, ihr Geld und eine Wohnung geschenkt, ihr einen Job als Korrektorin beim Hamburger Abendblatt besorgt, sie in sein Haus in der Schweiz eingeladen, ihr Briefe geschickt. (…)[6]
In zweiter Ehe war Axel Springer dann ab 1939 mit dem Mannequin Erna Frieda Berta Holm (1908-1969) verheiratet. Das Paar bekam 1941 einen Sohn, genannt Axel Junior, der später unter dem Namen Sven Simon (7.2.1941 Hamburg – 3.1.1980 Hamburg, Sven-Simon-Park am Falkenstein) als Fotograph arbeitete. 1951 wurde das Paar geschieden. Die dritte Ehe ging Axel Springer 1953 ein. Er heiratete Rosemarie, geborene Lorenz (5.7.1920 Danzig – 2.4.2019), verheiratet in erster Ehe mit dem Hamburger Zementhersteller Horst-Herbert Alsen, der mit Axel Springer befreundet war. Rosemarie Alsen trennte sich von ihrem ersten Mann, um Axel Springer zu heiraten. Das Paar blieb kinderlos. Rosemarie Springer war Turnierreiterin. 1960 gewann sie erstmals die Deutsche Meisterschaft im Dressurreiten. Über Rosemarie Springer heißt es in Wikipedia: „Rosemarie Alwine Anneliese Lorenz wurde 1920 als ältestes von drei Kindern von Werner Lorenz und Charlotte Lorenz, geb. Ventzki, geboren. Ihr Vater Werner Lorenz, (…), war ein pommerscher Gutsbesitzersohn, der als Offizier im Ersten Weltkrieg und danach in einem Freikorps im Grenzschutz Ost gekämpft hatte. Ihre Mutter Charlotte Lorenz stammte aus einer reichen und gesellschaftlich hochstehenden Familie im westpreußischen Gaudenz (…). Mit dem Geld seiner Frau erwarb Werner Lorenz das Landgut Mariensee im Gebiet der Freien Stadt Danzig, wo Rosemarie aufwuchs. Ihre Eltern schickten Rosemarie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Jutta (* 1922) auf ein Mädchenpensionat in England, wo sie mit den Angehörigen der europäischen Society zusammentrafen. Ihr Vater Werner Lorenz machte in der SS Karriere und brachte es als SS-Obergruppenführer bis zum Generalsrang und leitete u. a. die Volksdeutsche Mittelstelle. [siehe zu ihm in der Datenbank: Topographie der NS-Dabeigewesenen in Hamburg] Eine Zeitgenossin beschrieb die Lorenz-Töchter 1942 als ‚wilde Schönheiten mit langen Beinen […], Lieblinge des Reichskanzlers [sc. Hitler] und Debütantinnen, die im ganzen von Deutschland besetzten Europa auffielen, diese schönen verwöhnten Kinder […]‘. (…)
Als Reiterin wurde Rosemarie Springer 1950 in Berlin entdeckt. Dort traf sie bei einem Turnier den Springreiter Hans Günter Winkler, (…). 1960 gewann sie erstmals die Deutsche Meisterschaft im Dressurreiten. Im selben Jahr nahm sie an den Olympischen Spielen in Rom teil und erreichte dort den siebten Platz. (…) Bis 1965 gewann Rosemarie Springer noch weitere vier Mal die Deutsche Meisterschaft im Dressurreiten. 1966 gewann sie das Deutsche Dressur-Derby in Klein Flottbek.
Nach ihrer aktiven Zeit befasste sie sich auf ihrem Gut Halloh bei Bad Bramstedt (…), mit der Zucht von Trakehnern und trainierte selbst Dressurreiter. (…) 1995, zu ihrem 75. Geburtstag, wurde Rosemarie Springer von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold für ihre Verdienste um den Sport ausgezeichnet.
Auch DLG-prämierte Vorzugsmilch produzierte sie auf Gut Halloh, wo sie bis zu ihrem Tode lebte. Noch im Alter von 90 Jahren gab Rosemarie Springer Reitunterricht und fuhr zum Skilaufen in die Alpen.“[7]
Die Ehe mit Axel Springer wurde 1961 geschieden, denn Axel Springer hatte eine neue Frau kennen- und lieben gelernt: Helga, geborene Ludewig (geb. 1928), ebenfalls geschiedene Alsen. Auch Helga Springer war vorher mit Horst-Herbert Alsen verheiratet gewesen. Das Paar heiratete 1961 und bekam 1962 einen Sohn. 1965 stellte es als Kindermädchen Friede Riewerts (geb. 1942) ein. Axel Springer verliebte sich in die junge Frau und trennte sich ein Jahr später von seiner vierten Frau. Ein Jahr später wurde Friede Riewerts die Lebensgefährtin von Axel Springer. Das Paar heiratete 1978. Durch den Tod Axel Springers im Jahre 1985 endete die Ehe. Über Friede Springer siehe u. a. auch die Artikelserie in der DIE WELT am Sonntag vom 6.2.2005 unter www.welt.de/print-wams/article 122803/Die-Frau-von-der-Insel-und-ihre-grosse-Liebe.html. und Michael Jürs Artikel über sie, unter: www.sueddeutsche.de/panorama/friede-springer-das-stille-fraeulein-riewerts-1.922168
Friede Springer wurde nach dem Tod Axel Springers Haupterbin seines Vermögens, Hauptgesellschafterin, stellvertr. Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer AG. In der Neuen Deutschen Biographie werden die Verdienste von Friede Springer aufgeführt: „Verdienstorden d. Landes Berlin 1988, Gr. BVK 1996 mit Stern 2008, Leo-Baeck-Preis 2000, Bayer. Verdienstorden 2004, Innovationspreis d. dt. Wirtsch. 2005, Dr. h. c. d. Ben-Gurion-Univ., Israel, 2002.“[8]
In seiner Biografie über Axel Springer schreibt der Historiker Hans-Peter Schwarz auch über Springer als Vater und seine Beziehungen zu Frauen. Die Journalistin Ulrike Posche stellte das Buch 2009 in der Wochenzeitschrift „stern“ vor und schrieb u. a. über Springer als Vater seines Sohnes Axel und als Mann, der Frauen liebte: „‘Mein Schnuppelchen, mein Duppelchen, mein Knuppelchen‘, schreibt Springer in Briefen, die er dem Jungen erst nach Hause, und später in die Internate schickt. ‚Mein Stumpelchen, mein Pumpelchen, mein Sappelchen, mein Zappelchen‘. Aber viel mehr als ein zärtliches Briefgefühl kriegt er nicht hin, wenn er ans Axelchen denkt. Viel wichtiger sind ihm seine Frauen und irgendwann auch - die Missionen.
Es war ein Leben wie in einem Simmel-Roman. Morgens, wenn der Chauffeur ihm am Grotiusweg die Tür aufhielt, war Springer ‚Monsieur‘. Nachts der böse Junge. Ungeniert habe er auf den Sex-Partys, die seine Freunde an Swimmingpools gaben, nach den angebotenen Schnitten gegriffen. So jedenfalls berichtet es der Historiker Schwarz aus den Archiven.“[9]
Über Axel Springers Beziehung zu seinen Kindern schreibt Michael Jürs in seinem am 19.5.2010 in der Süddeutschen Zeitung erschienenen Artikel „Das stille Fräulein Riewerts“: „‘Onkel Axel wünschte keine Nähe‘, erkannte früh sein Neffe Andreas Millies. Das galt auch für die eigenen Kinder aus verschiedenen Ehen. Als sich sein ältester Sohn Axel, berühmt als Fotograf unter dem Pseudonym Sven Simon, am 3. Januar 1980 auf einer Parkbank erschoss, trauerte er tagelang im verdunkelten Zimmer.“[10]
Michael Jürs zitierte Axel Springer, was dieser einmal über sein Verhältnis zu Frauen gesagt hatte: „‚Ich nehme mir das Recht heraus, Frauen regelmäßig auszutauschen‘, schrieb er einem Freund. Die devote Liebe seiner Mutter Ottilie prägte früh sein Bild von Frauen, er liebte in allen sich selbst. Der langjährige Vorstandschef Peter Tamm sah das eigentliche Geheimnis von Springers Erfolg sogar darin, dass der Mann, dem die Frauen nicht widerstehen wollten, Mann und Frau in seinem Wesen vereinigte.“[11]