Lippmannstraße
Sternschanze (1948): Gabriel Lippmann (16.8.1845 Bonneweg/Luxemburg – 13.7.1921 im Atlantik), Physiker, Nobelpreis für Physik.
Vor 1948 hieß die Straße Friedensstraße. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Harpunierstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Friedensstraße und wurde dann umbenannt in Lippmannstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Jonas Ferdinand Gabriel Lippmann „war der Sohn einer luxemburgisch-jüdischen Familie, (…).“ 1) Sein Vater Isaie Lippmann betrieb eine Gerberei und Handschuhfabrik. Als Gabriel Lippmann fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Paris. Lippmann wurde zuerst von seiner Mutter Marian Rose, geborene Lévy unterrichtet, bevor er ab 1858 das Lycée Napoléon besuchte. Lippmann soll kein besonders guter Schüler gewesen sein; er interessierte sich nur für bestimmte Schulfächer, zu denen die Naturwissenschaften gehörten. Nachdem er 1868 in das Lehrerseminar eingetreten war, bemerkte er, dass er diesen Weg nicht gehen wollte. Lippmann, der mehrere Sprachen sprach, wurde 1873 von der französischen Regierung auf eine wissenschaftliche Mission geschickt, um in Deutschland Methoden für die Lehre in der Wissenschaft zu studieren. In dieser Zeit arbeitete er u. a. mit Kirchhoff in Heidelberg und bei Helmholtz (siehe: Helmholtzstraße) in Berlin. „In Heidelberg studierte er das Verhältnis von Elektro- und Kapillarphänomenen (…).“2)
1875 nach Paris zurückgekehrt, reichte Lippmann seine Doktorarbeit über Elektrokapillarität bei der Sorbonne ein. „Lippmann trat 1878 in die Fakultät für Wissenschaft in Paris ein und wurde 1883 zum Professor für Mathematische Physik ernannt. In diesem Jahr wurde er auch zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften gewählt, deren Präsident er 1912 wurde. 1886 wurde er an der Sorbonne Professor für experimentelle Physik.“ 3) Lippmann wurde auch Direktor des Forschungslabors.
„Wichtig aus heutiger Sicht“ – so heißt es in Wikipedia „sind seine Arbeiten zur Elektrokapillarität (englisch electrocapillarity). Er entwickelte 1872 das Kapillarelekrometer. Zusammen mit seinen Arbeiten zur Elektrobenetzung (englisch electrowetting) legte er damit wichtige Grundlagen für das Gebiet der Mikrofluidik. Mithilfe dieses Verfahrens lassen sich kleinste Flüssigkeitströpfchen auf Oberflächen gezielt hin und her bewegen. Neben biotechnologischen Mikrofluidikanwendungen lassen sich auf diese Weise auch Displays (electronic paper) sowie Linsen mit elektrisch schaltbarer Brennweite herstellen.“ 4)
1888 heiratete der damals 43-jährige Lippmann die damals 31-jährige Laurence Cherbuliez (31.1.1857 Genève – ca. 1934), Tochter des schweizerischen Schriftstellers Victor Cherbuliez. Das Paar hatte keine Kinder. Laurence Lippmann unterstützte ihren Mann bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten. 5) „Ses intimes savent qu’elle s’était peu à peu rendue maîtresse de la délicate technique de la photographie en couleurs : c’est à elle que sont dus la plupart des splendides paysages que Lippmann projetait dans ses conférences et à la vue desquels s’élevait toujours dans le public un long murmure d’admiration“.6)
1893, in dem Jahr, als Maria Sklodowska seine Studentin wurde, die er seinem besten Assistenten Pierre Curie vorstellte und die später heirateten, erfand Lippmann ein Hilfsinstrument – den Zölostat – in der „praktische Astronomien, um richtungsfeste Fernrohre – insbesondere Turmteleskope – der täglichen Himmelsdrehung nachzuführen.“ 7)
Lippmann war Mitglied vieler wissenschaftlicher Vereine und schrieb zahlreiche Beiträge auf den Gebieten der Physik, besonders in den Bereichen Elektrizität, Thermodynamik, Optik und Photochemie. 8)
1894 veröffentlichte er seine Theorie über die fotographische Farbwiedergabe. Für diese von ihm entwickelte Interferenz-Technik (Lippmann-Verfahren), ein Herstellungsverfahren für Farbbilder, wurde Lippmann 1908 der Nobelpreis für Physik verliehen. Das Museum „Photo Elysee“ in Lausanne bewahrt 137 von ca. 300 von Lippmann selbst angefertigten Platten auf.
Lippmann starb im Alter von 75 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung auf dem Schiff „France“, als dieses sich im Atlantik auf einer Fahrt von New York nach Le Havre befand. 9)