Helmholtzstraße
Ottensen (1912): Prof. Hermann von Helmholtz (31.8.1821 Potsdam – 8.9.1894 Charlottenburg bei Berlin), Physiker, Erfinder des Augenspiegels.
Siehe auch: Heinrich-Hertz-Straße
Siehe auch: Poggendorffstraße
Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz, ab 1883 von Helmholtz „war Mediziner, Physiologe und Physiker. Als Universalgelehrter leistete er wichtige Beiträge zur mathematischen Theorie der Optik, Akustik, Elektrodynamik, Thermodynamik und Hydrodynamik. So formulierte er das Energieerhaltungsgesetz endgültig aus, maß als Erster die Nervenleitgeschwindigkeit und entwickelte maßgeblich die Dreifarbentheorie. (…). Er erfand 1850 einen Augenspiegel, der ab 1851 der Augenheilkunde neue Möglichkeiten eröffnete,“ 1) heißt es in Wikipedia.
Hermann Helmholtz war der Sohn von Caroline Helmholtz, geborene Penne und des Gymnasialprofessors für alte Sprachen August Ferdinand Julius Helmholtz.
Er besuchte das Gymnasium in Potsdam, an dem sein Vater Direktor war. Bereits als Jugendlicher äußerte Helmholtz den Wunsch, Physik zu studieren. Doch sein Vater lehnte dies ab, galt die Physik damals doch als brotlose Kunst.
Der Kompromiss zwischen Vater und Sohn war: Der 17-Jährige trat in die Pépinière ein – eine Aus- und Weiterbildungsstätte für Militärärzte in Berlin. Die Ausbildung zum Arzt dauerte vier Jahre und war kostenlos. Allerdings mussten sich die Studenten dazu verpflichten, nach dem Studium acht Jahre lang als preußischer Militärarzt tätig zu sein. Dazu schreiben Ernst Peter Fischer und Detlev Ganten in ihrer Biografie über Virchow und Helmholtz: „Helmholtz absolviert nicht einmal die Hälfte, weil man bei ihm trotz aller Liebe zu seinen Mitmenschen keine Neigung zum ärztlichen Beruf erkennen kann und seinen wissenschaftlichen Ambitionen ab Mitte der 1840er Jahre nicht mehr im Weg stehen will. Zunächst aber tritt der frischgebackene Doktor der Medizin als Assistent in die Charité ein, bevor er eine attraktive Stelle als ‚Schwadronchirurg‘ in Potsdam erhält (…).“ 2)
Über Helmholtz weiteren wissenschaftlichen Werdegang heißt es in Wikipedia u. a. : „Helmholtz wurde 1848 vorzeitig aus dem Militärdienst entlassen und unterrichtete Anatomie an der Berliner Kunstakademie.“ 3)
Er beschäftigte sich in den 1840-er Jahren zum Beispiel mit der Erhaltung der Kraft. Dabei verliebte er sich in die damals 20-jährige Olga von Velten (1827-1859), „und zwar derart heftig, dass er das Manuskript zunächst mit dem länglichen Titel ‚Über die Erhaltung der Kraft, eine physikalische Abhandlung zur Belehrung seiner theuren Olga, bearbeitet von Dr. Helmholtz‘ versieht.“ 4)
Als Helmholtz 1849 in Königsberg Professor der Physiologie und Pathologie wurde, konnte er endlich seine Olga heiraten – nun besaß er genug Geld, um eine Familie „ernähren“ zu können. Das Paar bekam zwei Kinder.
Doch in Königsberg konnte das Paar nicht lange bleiben, denn der tuberkulosekranken Olga bekam das raue Klima nicht. In dieser Situation konnte Alexander von Humboldt [siehe: Humboldtstraße] helfen; durch seine Vermittlung erhielt Helmholtz 1855 in Bonn den Lehrstuhl für Physiologie.
Drei Jahre später zog er mit seiner Familie nach Heidelberg, wo er eine gut dotierte Stelle als Lehrstuhlinhaber für Physiologie annahm. Hier blieb er bis 1870.
1859 war Olga Helmholtz gestorben und hinterließ einen Witwer mit zwei kleinen Kindern. 1860 traf er die 26-jährige Anna von Mohl (19.9.1834 Tübingen – 1.12.1899 Volosca/Istrien) und heiratete sie 1861. Das Paar bekam drei Kinder, so dass insgesamt fünf Kinder in der Familie lebten.
Anna von Helmholtz, die die Tochter von Pauline von Mohl, geborene Becher und des württembergischen Staatsrechtlers und Diplomaten Robert von Mohl war, hatte 1852/53 bei ihrer Tante Mary Clarke Mohl in Paris gelebt, die dort einen Salon führte. Auch Anna von Helmholtz wurde nach ihrer Hochzeit mit Hermann von Helmholtz eine Salonnière. Nachdem das Ehepaar 1871 von Heidelberg nach Berlin gezogen war, wo Hermann von Helmholtz den Lehrstuhl für Physik bekam, etablierte Anna von Helmholtz einen wissenschaftlichen und künstlerischen Salon. „Zu ihren Freunden und Gästen gehörten u. a. die Künstler Adolf Menzel [siehe: Menzelstraße], Arnold Böcklin [siehe: Böcklinstraße], die Schriftstellerin Fanny Lewald [siehe: Fanny-Lewald-Ring] oder Gelehrte wie Rudolf Virchow [siehe: Virchowstraße]. Zudem pflegte Anna Helmholtz Kontakte zu höfischen Kreisen. Bis zu seinem Tod 1894 bildete ihr Mann Hermann, mittlerweile ein Star der scientific community des Kaiserreiches, mit ihr den Mittelpunkt des Salons; aber auch als Witwe führte sie die Tradition weiter fort.
Zum näheren Umgang Annas zählte Kronprinzessin Victoria, die spätere Kaiserin Friedrich, an deren Engagement für Krankenpflege und Mädchenbildung sie selber sich tatkräftig beteiligte.
Anna von Helmholtz war auch literarisch tätig: Sie hinterließ eine umfangreiche Briefschaft und übersetzte gemeinsam mit Estelle du Bois-Reymond, der Tochter des berühmten Physiologen Emil du Bois-Reymond, die Schrift Modern Views of Electricity des Physikers Oliver Lodge (Neueste Anschauungen über Electricität. Leipzig 1896). Zusammen mit Clara Wiedemann bearbeitete sie auf Wunsch ihrer beider Gatten die Übersetzung der Bücher Heat as a mode of motion (Wärme betrachtet als eine Art der Bewegung. Braunschweig, 4. Auflage 1894) und Sound: A Course of Eight Lectures (Der Schall. Braunschweig, 3. Auflage 1897) des Physikers John Tyndall,“ 5) heißt es in Wikipedia.
2023 wurde das nach ihr benannte Torhaus Süd der Physikalisch Technischen Bundesanstalt in Berlin-Charlottenburg benannt (Anna-von-Helmholtz-Bau, darin Seminar- und Veranstaltungsräume sowie Bibliotheksbereich). In der Pressemeldung anlässlich der Einweihung dieses Gebäudes wurde die Namensgebung wie folgt erklärt: „Die Frau des Physikers Hermann von Helmholtz, Initiator und erster Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (Vorgängerin der PTB), war gesellschaftlich sehr aktiv und betätigte sich auch literarisch. In den von ihr ab den 1870er-Jahren geführten Berliner Salons brachte sie Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur des jungen Kaiserreichs zusammen. Der bis dahin oft eher anonymen akademischen Elite des Landes verhalf sie damit zu gesellschaftlicher Sichtbarkeit und Achtung. An der Stelle des heutigen Anna-von-Helmholtz-Baus befand sich bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die Präsidentenvilla der Forschungsanstalt.
Mit der Bezeichnung ‚Anna-von-Helmholtz-Bau‘ würdigt die PTB das Engagement der Namensgeberin und den interdisziplinären Austausch, der sich in der von ihr gepflegten Salonkultur entfaltete.“ 6)
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1877 übernahm er das Amt des Rektors der Berliner Universität und hatte diese Funktion ein Jahr lang inne. Zwischen 1878 und 1894 fungierte er als Präsident der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, und von 1887 bis zu seinem Tod leitete er die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin (siehe zu ihr oben). Bereits ab 1882 hatte er gemeinsam u. a. mit Werner von Siemens (siehe: Werner-Siemens-Straße) die Gründung einer solchen Anstalt ins Auge gefasst.
In seinen letzten Lebensjahren waren seine Gedanken nicht immer klar; er konnte nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden. Helmholtz erlitt zwei Schlaganfälle, an dem zweiten Anfall verstarb er.