Ludwig-Richter-Straße
Groß Flottbek (1935): Adrian Ludwig Richter (28.9.1803 Friedrichstadt bei Dresden – 19.6.1884 Dresden), Maler, Zeichner.
Die Straße wurde in der NS-Zeit benannt.
Ludwig Richter, Sohn von Johanna Eleonore Rosina Richter, geborene van der Berg und des Zeichners und Kupferstechers Carl August Richter, wurde nach Beendigung der Schulzeit 1815 zuerst Lehrling im väterlichen Betrieb. Dann studierte er mit einem Stipendium an der Kunstakademie in Dresden und wurde zwischen 1820 und 1821 der Reisebegleiter des russischen Fürsten Narischkin auf dessen Reise durch Südfrankreich und Paris. Die von Richter in dieser Zeit angefertigten Zeichnungen wurden später der russischen Zarin Elisabeth Alexeiewna geschenkt.
Wie das bei den meisten Malern üblich war, verbrachte auch Richter einige Zeit in Italien. Sein dortiger Aufenthalt zwischen 1823 und 1826 in Rom wurde von dem Verleger Johann Christoph Arnold finanziert.
„Hier prägte sich (…) seine Auffassung zu der Landschaftsmalerei von idealistischen Ideen zur Mensch-Natur-Harmonie. (…). In die Zeit in Rom fiel auch das ihn prägende Erlebnis seiner Hinwendung zum christlichen Glauben.“1)
Das Gemäldepaar Civitella (Der Abend) und Ariccia (Der Morgen), das Richter im Auftrag seines Mäzens Johann Gottlob von Quandt 1827/28 geschaffen hatte, sicherte ihm ein erstes Einkommen, so dass er damit in die Lage versetzt wurde, seine langjährige Liebste Auguste Freudenberg (8.5.1804 Proschim – 6.8.1854 Dresden) zu heiraten. Die Hochzeit fand 1827 in Dresden statt.
Auguste, deren Eltern sehr früh gestorben waren und die im Alter von vier Jahren zu einem kinderlosen, mit ihr verwandten Ehepaar gekommen war, hatte Ludwig Richter 1820 bei gemeinsamen Tanzstunden kennengelernt. Seitdem waren die beiden ein Liebespaar. „‘Ihr einfach natürliches Wesen, das Resolute, Verständige, Tüchtige in allem, was sie vornahm, Muster und musterhaft geschult im Hauswesen und Küche, und endlich ohne viel Worte und Gebärde, von Herzen demütig und gottesfürchtig, so war sie ein Bürgermädchen jener Zeit‘, schwärmt Ludwig Mitte der 1820er Jahre.“ 2)
Auguste und Ludwig Richter bekamen vier Töchter und einen Sohn. Eine Tochter starb im Alter von 18 Jahren.
Richter unterrichtete an der Staatlichen Zeichenschule in Meißen. „1836 wurde er als Nachfolger seines Vaters als Lehrkraft an die Dresdner Kunstakademie für die Landschaftsklasse berufen. (…) Jetzt begann er auch mit Holzschnitt- -Illustrationen für Bücher, die ihn bekannt machen sollten. Zu dieser Zeit wurde er auch zum Professor für Landschaftsmalerei in Dresden ernannt. Seinen Höhepunkt in der illustrativen Malerei hatte er 1842.
Richter illustrierte Märchen, darunter die berühmte Ausgabe der Volksmärchen der Deutschen aus dem Jahr 1842 von Johann Karl August Musäus [siehe: Musäusstraße] (…). Insgesamt illustrierte er über 150 Bücher. 3)
In der Neuen Deutschen Biographie steht über Richters Schaffen u. a.: „Fruchtbar war zunächst die Verbindung mit dem Leipziger Verleger Georg Wigand, für dessen Serie ‚Das malerische und romantische Deutschland‘, und zwar für die Bände ‚Sächs. Schweiz‘, ‚Der Harz‘, ‚Riesengebirge‘ (mit Böhmen) sowie ‚Franken‘ er 133 Zeichnungen mit Betonung einer erzählenden Staffage als Vorlage für Stahlstiche lieferte. Das führte ihn 1836-38 zu Reisen in diese Gegenden. Auch später hat R. fast jährlich Reisen unternommen, mit Vorliebe nach Böhmen, 1849 und 1851 nach Ostende, 1859, 1861 und 1867 in die Schweiz sowie 1869 nach Venedig und Mailand, auf denen ihn nun fast ausschließlich das Leben der einfachen Menschen, besonders der Landleute und namentlich der Kinder im Zusammenhang mit Illustrationen für Bücher beschäftigte.“4)
Ludwig Richter wurde 1859 für sein Schaffen mit dem Ehrendoktortitel der Universität Leipzig geehrt.
Im Alter von 70 Jahren musste er wegen einer Augenerkrankung seine Arbeit beenden. Drei Jahre später legte er auch sein Amt in der Kunstakademie nieder.