Lüdemannstraße
Groß Flottbek (1926): Joachim Lüdemann (9.12.1861- 6.1.1934 Altona), Gemeindevorsteher in Groß Flottbek.
Siehe auch: Bertha-Uhl-Kamp
Siehe auch: Jeppweg
Joachim Hinrich Lüdemann war der Sohn von Anna Elsabe Lüdemann, geborene Remstedt und des Landmannes Johann Hinrich Lüdemann.
Joachim Hinrich Lüdemann wurde ebenfalls wie sein Vater Landmann. Er heiratete 1886 Maria Rebecca Gerkens (8.12.1861-9.7.1896). Das Paar bekam Kinder. Maria Rebecca Lüdemann starb 1896 im Alter von 35 Jahren. Ein Jahr zuvor war Joachim Lüdemann 1895 von der Gemeindevertretung Groß Flottbek zum Gemeindevorsteher gewählt worden. Dieses Ehrenamt übte er ununterbrochen mehr als 25 Jahre von 1895 bis 1925 aus. Zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete er Emma Helene Oestmann. Das Paar hatte vier Kinder. 1)
Hans-Herbert Ahrens schreibt über Lüdemann in einer vom Bürgerverein Flottbek-Othmarschen 1981 herausgegebenen Publikation: „Während seiner Amtszeit ist er zu einer Patriarchengestalt geworden, dessen Wirken von Anekdoten und kleinen Geschichten umrankt ist, die seinen Charakter widerspiegeln. Preußische Pflichterfüllung und die nicht leicht aus dem Gleichgewicht zu bringende holsteinische Stammesart bestimmten seine vielfältige Tätigkeit. Sie brachten ihm das uneingeschränkte Vertrauen aller Gemeindevertreter ein, die ihn unabhängig von Stellung und Parteizugehörigkeit fünfmal hintereinander einstimmig zu ihrem Oberhaupt wählten. (…)2“)
Eine kleine Geschichte über Lüdemann erzählt Hans Harder: „Ein Beispiel seines Taktes und Feingefühls: Eine Lehrerin im Berthalyzeum hatte von einer Mutter einen häßlichen Brief bekommen. Sie zeigte ihn der Vorsteherin. Diese, die der Lehrerin anscheinend nicht wohlwollte, schickte ihn an Lüdemann als Vorsitzenden des Kuratoriums. Am nächsten Tage erbat die Lehrerin den Brief zurück. ‚Den habe ich Herrn Lüdemann gegeben‘, bekam sie zur Antwort. Es war der Lehrerin natürlich peinlich, sich den Brief von dort abzuholen. Aber Lüdemann begann sofort: ‚Fräulein Reh, Sie sind ja eine große Blumenfreundin; darf ich Ihnen meine Rosen zeigen?‘ Dabei schnitt er einen hübschen Rosenstrauß ab, den er ihr schenkte und sagte: ‚Daran sollen Sie sich freuen und den dummen Brief stecken Sie ins Feuer!‘“.3).
In Lüdemanns Amtszeit fällt die weitere Erweiterung der Villenkolonie in Groß Flottbek.
Über den Tod der ersten Ehefrau von Joachim Lüdemann äußert Hans Herbert Ahrens: „Im Sommer 1896, ein Jahr nachdem er seine so fruchtbare Arbeit als Gemeindevorsteher begonnen hatte, starb seine junge, freundliche und liebenswürdige Frau. Wie damals noch üblich, wurde die Verstorbene am Tage der Beisetzung auf der großen Diele des Bauernhauses aufgebahrt. “ 4)
Als die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, war Lüdemann 72 Jahre alt. Weder in der NSDAP-Zentralkartei noch in der NSDAP-Gaukartei des Berlin Document Center im Bundesarchiv findet sich eine auf Joachim Lüdemann ausgestellte Mitgliederkarte, sodass sich eine Parteimitgliedschaft darüber nicht nachweisen lässt.