Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Baererstraße

Harburg (1950): Heinrich Baerer (1842 Marburg im Entbindungshaus-10.9.1913 Harburg), Verleger des „Volksblattes“ in Hamburg Harburg.


Vor 1933 hieß die Straße Elisenstraße, benannt 1877 nach Elise Lauterbach, geb. Pagels, Ehefrau des letzten Harburger Stadtmusikanten Heinrich Lauterbach. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnete mit Hinweisen).

Wer war Heinrich Baerer? Anlässlich seines 100. Todestages ehrte die Harburger SPD den Schumacher Heinrich Baerer – der Bebel Harburgs – an dessen Grab auf dem Alten Friedhof in Harburg. Der Kreisvorsitzende Frank Richter, der auch die Rede hielt, postete am 17.3.2014 einen Artikel dazu unter dem Titel: „Harburger SPD ehrt Heinrich Baerer an seinem 100. Todestag“. Darin heißt es: „Baerer war 1883 zur Zeit des Bismarckschen Sozialistengesetzes informeller Vorsitzender der damals verbotenen Partei geworden. Aufgrund seiner sozialdemokratischen Aktivität musste er zwischen 1885 und 1890 ins Exil nach Hannover und Linden. Erst nach Aufhebung des Sozialistengesetzes kehrte er wieder nach Harburg zurück und wurde dann auch offiziell Vorsitzender der SPD in Harburg und blieb dies bis 1909. Unter Baerers Führung wuchs die Partei bis auf etwa 4.500 Mitglieder im Jahr 1912 und wurde zur bedeutendsten gesellschaftlichen Bewegung in Harburg. Arbeitersportvereine wurden gegründet, der Volkswohl veranstaltete Arbeiterfreizeiten und die Partei erhielt durch ein Parteibüro hauptamtliche Strukturen. Das Angebot der Partei umfasste die Beratung und Bildung von Arbeitern. Eine Arbeiterbibliothek war Bestandteil des Büros.

Baerers vielleicht größte Leistung war die 1894 erfolgte Gründung der ‚Volkszeitung für Harburg-Wilhelmsburg und Umgegend‘, die in der Folgezeit mit bis zu 12.000 Abonnenten das publizistische Sprachrohr der SPD in Harburg und im gesamten Reichstagswahlkreis wurde. Bis 1907 nahm Baerer auch als Kandidat der SPD an sämtlichen Reichstagswahlen teil, allerdings ohne den Wahlkreis, der neben Harburg noch einen großen Teil des Landkreises umfasste, je gewinnen zu können. In der Stadt Harburg steigerte er das Ergebnis der SPD jedoch von 50% auf 66,6%.

(…) Als Baerer 1913 starb, folgten etwa 4.000 Menschen seinem Sarg vom Wilstorfer Park bis zu seiner Grabstätte auf dem Alten Friedhof. Wie groß die Verehrung für Baerer war, zeigt auch der Grabstein, den die SPD ihm widmete und der die Inschrift trägt: ‚Dem Kämpfer für des Volkes Rechte‘.“ 1)

Heinrich Baerer war der uneheliche Sohn von Elisabeth Baerer und wurde in Marburg geboren. „1876 bis 1880 Fabrikarbeiter in Harburg / Elbe, von 1882 bis 1913 Schuhmacher in Harburg / Elbe, 1891 Schuhmachermeister in Harburg / Elbe. Wohnorte: von 1875 bis 1878 Langestraße 11 in Harburg / Elbe, von 1880 bis 1884 2. Wilstorferstraße 3 in Harburg / Elbe, 1891 Marxstraße 10 in Harburg / Elbe, 1895 1. Wilstorferstraße 52 in Harburg / Elbe, 1913 Reeseberg 56 in Harburg / Elbe. (…).“ 2) „(…), Verleger des ‚Volksblattes‘ in Hamburg Harburg. Von 1890 bis 1910 war Baerer Vorsitzender der Wahlkreisorganisation, zeitweilig auch Vorsitzender des Harburger Ortsvereins der SPD. Die 1894 erfolgte Gründung des ‚Volksblatt für Harburg, Wilhelmsburg und Umgebung‘ ‚als Reaktion auf die nationalliberale und antisozialdemokratische Ausrichtung der ‚Harburger Anzeigen und Nachrichten‘ war von Baerer maßgeblich betrieben worden. Der Erfolg der sozialdemokratischen Zeitung führte im Jahr 1913 zu einer Zahl von 12000 Abonnenten und war neben dem Konsumverein und der Sport- und Spielplatz Volkswohl GmbH prägend dafür, wie die Arbeiterbewegung in allen Lebensbereichen wirkte. Bei den Wahlen zum Reichstag erzielte die SPD mit ihrem Kandidaten Heinrich Baerer von 1890 bis 1912 im städtischen Teil des Wahlkreises Ergebnisse von 57,9 % (1890) bis 67,8% (1912). Harburg war damit unter Heinrich Baerer zu einer ‚roten‘ Stadt geworden wie es nur wenige in Deutschland gab. (…)“, 3) schreibt der SPD Kreis Hamburg-Harburg.

Verheiratet war Baerer seit 1868 mit Sophie Louise Henriette Kohlrausch (7.9.1846 Harburg - 9.4.1928 Harburg-Wilhelmsburg). Das Paar hatte zehn Kinder:
„1. Marie Johanne Magdalene, geb. am 25.11.1869 in Harburg/Elbe
2. Helene Wilhelmine * am 20.01.1875 in Harburg / Elbe. (…)
3. Emilie * am 11.06.1876 in Harburg / Elbe. (…)
4. Wilhelmine * am 08.06.1877 in Harburg / Elbe. (…)
5. Adolf Wilhelm * am 19.08.1878 in Harburg / Elbe. (...)
6. Heinrich * am 17.05.1880 in Harburg / Elbe. (…)
7. Hermann Wilhelm * am 04.10.1882 in Harburg / Elbe. (…)
8. Hermann Friedrich * am 30.12.1883 in Harburg / Elbe. (…)
9. Frieda Emilie * am 15.09.1891 in Harburg / Elbe. (…)
10. Emil August * am 24.03.1895 in Harburg / Elbe. (…)“ 2)