Marschnerstieg
Barmbek-Süd (1962): Heinrich August Marschner (16.8.1795 Zittau – 14.12.1861 Hannover), Komponist, Kapellmeister.
Siehe auch: Marschnerstraße
Diese Verkehrsfläche könnte auch nach Marschners dritter und vierter Ehefrau mitbenannt werden.
Seine dritte Ehefrau war die Sängerin Marianne Wohlbrück (1806-7.2.1854); seine vierte Ehefrau, die Sängerin Therese Janda (29.9.1827 Wien – 2.10.1884 Wien). Eine Eingabe auf Mitbenennung wurde im Dezember an die Bezirksversammlung Hamburg-Nord gestellt.
Der Opernkomponist Heinrich August Marschner war der Sohn von Christiane Marschner, geborene Caßel und des Horndrechslers und Musikers Franz Anton Marschner.
„Der Vater verließ die Familie und die Stadt Zittau allerdings früh und ließ seine Frau Christiana Gottliebe, geb. Cassel, mit dem jungen Heinrich August zurück. Die Mutter kümmerte sich ab diesem Zeitpunkt allein um ihren Sohn; Heinrich dankte ihr ihre Zuwendung, indem er sie fortan auch materiell nach Kräften unterstützte. Schon im Jahr 1808 hatte der Zwölfjährige, der vom Bautzener Organisten und Komponisten Christian G. A. Bergt zum dortigen Chor vermittelt worden war, als Gesangssolist zum Unterhalt der kleinen Familie beigetragen.“ 1)
In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Marschners weiteren Werdegang. „M. besuchte 1804-13 das Gymnasium seiner Vaterstadt, nahm 1811-13 Kompositionsunterricht bei Carl Gottlieb Hering und studierte seit 1813 an der Univ. Leipzig Jura und gleichzeitig privat Musiktheorie bei J. G. Schicht. 1816 ging er als Hausmusiklehrer zu Graf Joh. Nepomuk Zichy nach Preßburg, wo er sich rasch einen Namen machte und noch im selben Jahr als Kapellmeister in die Dienste des Fürsten Anton Grassalkowitsch trat.“ 2) Ein Jahr später heiratete er Emilie von Cerva (1794-1818), die allerdings 1818, ein halbes Jahr nach der Hochzeit, im Alter von 24 Jahren verstarb.
„Im Verlauf der Preßburger Jahre entstanden M.s erste Bühnenwerke.“ 3) Noch in Preßburg ging Marschner 1820 seine zweite Ehe mit der Pianistin Eugenia Jäggi (1798-9.1.1825 Leipzig) ein.
„Ein Jahr nach der von C. M. v. Weber betreuten Dresdener Uraufführung seiner Oper ‚Heinrich IV. und d'Aubigné‘ (1820) übersiedelte er nach Dresden, knüpfte hier Verbindungen zum Dichterkreis um Ludwig Tieck [siehe: Tiecksweg] und Friedrich Kind und wurde 1824 Musikdirektor an der Oper.“ 4)
In dieser Zeit wurde Marschner 1824 Vater eines Sohnes. Ein Jahr später starb seine Ehefrau im Alter von 27 Jahren. Nun Witwer sowie Vater eines Säuglings und ohne die Aussicht auf die Nachfolge Webers (gestorben 1826) als Hofkapellmeister in Dresden, „unternahm M. 1826/27 Konzertreisen nach Berlin, Breslau, Danzig, Königsberg, Magdeburg, Aachen und Düsseldorf.“ 5) Und er heiratete 1826 zum dritten Mal: Dieses Mal die Sängerin Marianne Wohlbrück (1806-7.2.1854). Mit ihr bekam Marschner sieben Söhne und vier Töchter.
Über Marianne Wohlbrück heißt in Operissimo: „Sie war eine Tochter des vor allem in Leipzig tätigen Schauspielers und Regisseurs Johann Gottfried Wohlbrück (1770-1822), (…). Marianne Wohlbrück begann ihre Karriere im jugendlichen Alter und wurde zuerst an das Deutsche Theater Prag engagiert, sang dann 1822-24 am Hoftheater von Darmstadt, anschließend am Stadttheater von Danzig und 1827-28 am Opernhaus von Leipzig. Sie gastierte u.a. 1822 am Hoftheater von Hannover, 1829 am Hoftheater von Weimar. (…) und unternahm nach der Heirat mit [Marschner] zusammen eine große Konzertreise, (…). 1827 folgte die Sängerin einem Ruf des Intendanten Küstner an das Opernhaus von Leipzig. (…). 1830 ging das Künstlerehepaar nach Hannover, wo Marschner zum Hofkapellmeister ernannt wurde. Seine Gattin beschränkte ihre Tätigkeit mehr und mehr auf den Konzertgesang und widmete sich dafür dem Schaffen ihres Ehemannes. 1836 trat sie zusammen mit diesem in Kopenhagen auf. (…).“6)
Als Marianne Marschner zwischen 1827 und 1828 als Sängerin (Sopran) am Leipziger Stadttheater auftrat, sicherte sie mit ihrer Gage zunächst den Lebensunterhalt der Familie und Marschner hatte „Zeit zum Komponieren. Seine Vorliebe galt schon bald gespenstisch-romantischen Stoffen, und so schuf er hier in der ‚Goldenen Laute‘ seine Oper ‚Der Vampyr‘, deren Uraufführung 1828 in Leipzig er selbst dirigierte,“ 7) wirkte er doch zwischen 1827 und 1830 als Kapellmeister am Stadttheater Leipzig. In der Oper „Der Vampyr“ dreht es sich um Lord Ruthwen, der zum Vampir geworden ist und dem Teufel innerhalb von 24 Stunden drei „jungfräuliche Bräute“ opfern muss, „für die ihm jeweils ein weiteres Lebensjahr gewährt werden soll. Mit seinen ersten beiden Opfern, Janthe und Emmy, hat er leichtes Spiel, wobei Aubry dem Lord aus Dankbarkeit zur Seite steht, weil ihm dieser vor langer Zeit das Leben gerettet hat. Als sich Ruthwen Malwina als drittes Opfer erwählt, entschließt sich Aubry trotz seines Eids zur Verschwiegenheit, die Wahrheit über Ruthwen offenzulegen. In dem Augenblick, als Malwinas Hochzeit vollzogen wird und sie zur Beute von Ruthwen werden soll, endet dessen Frist und der Vampir fährt vom Blitz getroffen zur Hölle.“ 8)
Auch Marschners romantische Oper „Der Templer und die Jüdin“ (1829) wurde zum Hit und auf vielen deutschen Opernbühnen gespielt. „Seit 1830 galt M. als einer der führenden deutschen Opernkomponisten.“ 9)
„Trotz des ‚Vampyr‘-Erfolgs und der Aufführung einer weiteren Oper in Leipzig wurde das Geld allmählich knapp, denn Heinrich hatte nach wie vor keine feste Anstellung, und das Engagement seiner Frau am Leipziger Stadttheater war nicht verlängert worden.“ 10)
So ging er 1831: „als Kapellmeister an die Hofoper Hannover, wo er entgegen dem weitgehend ital. orientierten Geschmack des Hofes von Anfang an und über Jahrzehnte bewußt die deutsche Oper pflegte. Nach der Leipziger Erstaufführung seiner Oper ‚Hans Heiling‘ (Libretto von Eduard Devrient), deren Uraufführung in Berlin 1833 stattgefunden hatte, wurde ihm 1834 von der Univ. Leipzig der Dr. phil. h. c. verliehen. Mehrfache Angebote aus Kopenhagen schlug M. aus. Im Verlaufe der 40er Jahre dirigierte er erfolgreich bei Musikfesten in Rostock, Lüneburg und Lübeck. 1852 wurde er in Hannover fest angestellt, 1853 förmlich zum Hofkapellmeister ernannt (…).“ 11)
Ein Jahr später wurde Merscher wieder Witwer. Seine dritte Ehefrau verstarb im Alter von 48 Jahren an Brustkrebs. Ein Jahr nach dem Tod seiner dritten Ehefrau heiratete der damals 60-jähriger Marschner 1855 die damals 28-jährige Therese Janda (29.9.1827 Wien – 2.10.1884 Wien), Sängerin (Altistin) von 1848-1849 an der Hofoper Wien und dann am Hoftheater in Hannover. 1857 konzertierte sie mit ihrem Mann auch in London.
1859 ging Marschner, nun ausgestattet mit dem Titel Generalmusikdirektor, in Pension. Zwei Jahre später verstarb er. Seine Witwe Therese Janda ging eine zweite Ehe ein, und zwar mit dem Dirigenten Otto Bach und „gastierte an mehreren Bühnen in Deutschland, Österreich und Böhmen. Nach ihrem Bühnenabschied verstärkte sie ihre Auftritte als Konzert- und Liedersängerin. 1861 kehrte sie nach Wien zurück und war dort ab 1863 als Pädagogin an der Gesangsschule der Wiener Hofoper tätig.“ 12)