Maximilian-Kolbe-Weg
Wilhelmsburg (1975): Maximilian Kolbe (26.12.1893/7.1.1894 oder 27.12.1893/8.1.1894 Zdunska Wola/Warschau – 14.8.1941 KZ Auschwitz), Franziskaner Pater, Gegner/Opfer des Nationalsozialismus.
Kolbe war der Sohn des deutschstämmigen Webers und Fabrikarbeiters und christlichen Buchhändlers Julius Kolbe und seiner Ehefrau Maria, geborene Dabrowska. Eltern und Geschwister Kolbes kämpften ab 1914 im Untergrund für die Befreiung des ehemaligen Kongress-Polen gegen die russische Besatzung; sein Vater Julius wurde dafür hingerichtet. Nach dem Tod ihres Mannes wurde die Mutter Benediktinerin.
In Lemberg – dem heutigen Lwów – besuchte Rajmund Kolbe eine Schule der Franziskaner und trat im Alter von 16 Jahren unter dem Namen Maximilian dem Minoritenorden (Mindere Brüder) der Franziskaner bei. Er konnte in Rom studieren und schon nach vier Jahren promovieren. Der begeisterte Marienverehrer wurde 1918 zum Priester geweiht. 1919 kehrte er nach Polen zurück als Lehrer für Philosophie und Kirchengeschichte am Priesterseminar der Franziskaner in Kraków. Daneben widmete er sich der publizistischen Arbeit und gab christliche Zeitungen und Zeitschriften heraus.
Nach einer Ruhepause aufgrund einer schweren Tuberkulose-Erkrankung gründete er 1927 in der Nähe von Warschau ein eigenes Missionszentrum, das sich der Jugend und Pressearbeit widmete und von starker Marienverehrung gekennzeichnet war. 1930 begab er sich zur Missionsarbeit nach Nagasaki in Japan; wieder war die Publizistik seine wichtigste Aufgabe. Er gründete zahlreiche neue Missionsstationen im fernen Osten; der Amateurfunk als „Verständigungsmittel gutwilliger Menschen in aller Welt" war ihm dabei hilfreich. 1936 kehrte Kolbe in seine Heimat zurück und leitete dort weiterhin das von ihm gegründete Zentrum. Jedoch, die „Wahrheit gebietet den Hinweis, dass auch Kolbe nicht frei war vom Antisemitismus, der damals nicht nur in Nazi-Kreisen zuhause war“ (dieser historisch bedeutsame Hinweis im „Ökumenischen Heiligenlexikon“ wird unter www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maximilian_Kolbe näher erläutert).
Nach dem Überfall der Deutschen auf Polen im September 1939 fiel der engagierte Mann den Besatzern schnell unangenehm auf. Zusammen mit vierzig Ordensbrüdern wurde er kurzfristig inhaftiert. Im Februar 1941 wurde er erneut verhaftet und ins Vernichtungslager Auschwitz – dem heutigen Oswi'ecim – eingewiesen. Ein Grund dafür war, dass er in seinem Kloster mehr als 2.000 polnischen, griechisch-katholischen, ukrainischen und jüdischen Flüchtlingen Zuflucht gewährt hatte. Im KZ Auschwitz wirkte er weiter als Priester und Seelsorger. Im Juli 1941 wurden bei einem Appell vor dem KZ-Kommandanten Fritsch zehn Männer ausgesondert, die als Strafaktion wegen der Flucht eines Gefangenen in den Hungerbunker eingeschlossen werden sollten. Einer der Ausgesonderten, Franz Gajowniczek, schrie laut auf und erinnerte unter Tränen an seine beiden Söhne. Der am Appell teilnehmende Kolbe trat hervor und bot sein Leben für das des Familienvaters, was Fritsch akzeptierte.
Aus dem Hungerbunker habe man Kolbe tagelang singen und beten gehört. Nachdem die anderen neun Leidensgenossen schon verhungert waren, Kolbe aber noch wenige Lebenszeichen von sich gab, verabreichte der Lagerhenker ihm schließlich eine tödliche Injektion mit dem Nervengift Phenol.
Kolbe wurde 1971 seliggesprochen und von Papst Johannes Paul II. 1982 als Märtyrer heiliggesprochen. Das 1973 gegründete Maximilian-Kolbe-Werk (Hilfe für die Überlebenden der Konzentrationslager und Gettos) ging 1964 aus der Begegnung von Christen (Pax Christi) mit ehemaligen Häftlingen von Auschwitz hervor.
Zusammengestellt von Cornelia Göksu
Maximilian Kolbe und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Kolbe betätigte sich als Katholik im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Er vertrat antisemitische Positionen. Zugleich half er Juden und Jüdinnen bei ihrer Flucht vor der NS-Verfolgung.“. Sassmannshausen gibt als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Forschung, Kontextualisierung.“ (Felix Sassmannshausen: Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin, erstellt im Auftrag des Ansprechpartners des Landes Berlin zu Antisemitismus. Stand: Oktober 2021. Hrsg. von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS), Berlin, S. 200, unter: www.welt.de/bin/Dossier_bn-235636290.pdf)