Mokrystraße
Wilhelmsburg (1990): Rudolf Mokry (24.4.1905 Klockow – 11.10.1944 KZ Sachsenhausen), Schlosser aus Wilhelmsburg, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Rudi, wie ihn alle nannten, wuchs in Rostock auf. Hier besuchte er die Altstädtische Schule. Der Vater arbeitete als Schmied. Um den knappen Lohn aufzubessern, war seine Mutter als Köchin tätig. So musste er oft seine Geschwister Wenzel, Anneliese und Charlotte mit beaufsichtigen. Wann immer es seine begrenzte Freizeit erlaubte, war er bei den Sportlern zu finden. Er schloss sich der Kindergruppe des Rostocker Arbeiter-Turnvereins an. Mit 14 Jahren wechselte er zum Arbeiter-Athletenverein. Besonders das Ringen hatte es ihm angetan, aber er trainierte auch Schwimmen und Geräteturnen als Ausgleichssport. Inzwischen hatte er die Lehre als Schmied begonnen. Schwere Arbeit und hartes Training waren nicht einfach zu verkraften. Dennoch, als 1923 das Arbeitersportkartell, dem sich seine Gruppe angeschlossen hatte, endlich ein Stück Land für ein Sportstadion bekam, war er einer der Aktivsten beim Aufbau des Stadions. Als die wenigen finanziellen Zuwendungen zu versiegen drohten und allgemeine Ermüdung einsetzte, spornte er immer wieder zum Weitermachen an. Nach fünf Jahren Bauzeit war das Stadion endlich fertig. Im heutigen Volksstadion erinnert ein Findling an Rudolf Mokrys Engagement.
Arbeitslosigkeit zwang ihn jedoch zuvor, Rostock zu verlassen. Endlich fand er 1927 in Hamburg Arbeit als Schlosser. Dort trat er dem Arbeiter-Sportverein „Fichte“ in Hamburg-Neuhof bei. Sein Vorbild im Training und sein kameradschaftliches Verhalten führten dazu, dass ihn seine Sportkameraden zum Vorsitzenden des Vereins wählten.
Nachdem er als Mitglied der KPD 1933/34 zweimal wegen des Verdachts illegaler Aktivitäten inhaftiert worden war, gründete er 1935 in Hamburg eine antifaschistische Gruppe, zu der Menschen der verschiedensten weltanschaulichen und politischen Richtungen gehörten. Mokry wurde 1935 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" zu sechs Jahren Zuchthaus in Bremen/Oslebshausen verurteilt. Nach Haftverbüßung deportierte man ihn ins KZ Sachsenhausen. Dort wurde er als Mitglied des „Illegalen internationalen Lagerkomitees“ am 11.10.1944 zusammen mit 26 anderen politischen Häftlingen erschossen. Kurt van der Walde war Mitglied in der Widerstandsgruppe um Rudolf Mokry. Seine Erinnerungen an Rudolf Mokry: „Ich habe Rudi Mokry gar nicht sehr lange gekannt, aber dafür sehr intensiv. Er war ja der Leiter unserer antifaschistischen Jugendgruppe. Und was mir im Nachhinein nach all den Jahrzehnten so großartig erscheint, ist, daß er einer der allerersten war, der wirkliche Konsequenzen aus den schlimmen politischen Fehlern der Weimarer Republik gezogen hat. Er ist lange Zeit in der KPD gewesen. Er hatte Schwierigkeiten mit der Leitung der Partei, und zwar mit dem Problem, wie sie umging mit den Sozialdemokraten. Er gehörte zu einer bestimmten Gruppe unter den Kommunisten, die sich ‚Westermann-Gruppe' nannte. Westermann war ein sehr bekannter kommunistischer Widerstandskämpfer, der leider auch von den Nazis getötet worden ist. Diese ‚Westermann-Gruppe' hat opponiert gegen die Feindschaftspolitik gegenüber den Sozialdemokraten. Rudolf Mokry hat nie mit den Kommunisten gebrochen. Er war bestimmt kein Gegner der KPD, jedoch äußerst kritisch. Und er war offen in seiner Kritik. Darum konnte er auch mit Kommunisten, die nicht seine Meinung vertraten, wunderbar zusammenarbeiten.“
Text: zusammengestellt von Cornelia Göksu