Mondrianweg
Billstedt (1971): Pieter Cornelius Mondrian (7.3.1871 Amersfoort/Niederlande – 1.2.1944 New York City)
Alexander Matzner fasst in „Art in words“ Mondrians Kunst folgendermaßen zusammen: „Piet Mondrian (1872–1944) zählt zu den ‚Erfindern‘ der Abstrakten Kunst und den bedeutendsten Malern der Niederlande. Der Autodidakt empfand sich in seinen Anfängen als Landschaftsmaler und wandte sich kurz nach 1900 dem Postimpressionismus und der Theosophie zu. In intensiver Auseinandersatzung mit dem symbolistischen Werk von Jan Toroop strebte er bereits 1908 eine ‚Loslösung vom Stoff‘ an. Zwischen 1912 und 1914 arbeitete er an immer reduzierteren ‚Darstellungen‘ eines blühenden Apfelbaums bzw. eines Herbstbaums in Paris, (…). Damit hatte sich Piet Mondrian vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs von der Darstellung der sichtbaren Welt gelöst und einen Weg gefunden, Harmonie und Proportion auf ungegenständliche Weise anzusprechen.“ 1)
Piet Mondrian war der Sohn von Johanna Christina Mondriaan, geborene Kok und Pieter Cornelis Mondriaan. Weil die Mutter oft krank war, „musste (…) die einzige Tochter, Christina, (* 1870) (…) bereits als kaum Achtjährige den Haushalt ‚führen‘, während der Vater, der die Lehrerlaufbahn einschlug, lieber freiwillig Überstunden machte und als strenger Calvinist im Auftrag seiner Kirche häufig auf Reisen ging. Mondrian, der auf die Nähe des Vaters hatte verzichten müssen, verlor nach dem Ende seiner Kindheit das Grundvertrauen in seine Mitmenschen, sodass er nie eine dauerhafte Partnerschaft einging“, 2) erklärt Wikipedia die Partnerlosigkeit von Piet Mondrian.
In anderen Veröffentlichungen heißt es, dass Piet Mondrian auf eine Partnerschaft verzichtete, weil er sich ganz seiner Kunst widmen wollte. So löste er die 1910 erfolgte Verlobung mit Greet Heybroek (1884-1964) auf. Er entschied sich gegen eine Heirat „und dafür, nur für die Kunst zu leben“. 3)
Piet Mondrian erhielt ab seinem 15. Lebensjahr von seinem Vater und seinem Onkel, dem Landschafts- und Interieurmaler Frits Mondriaan, Zeichenunterricht, um später, so der Wunsch des Vaters, Zeichenlehrer zu werden. Piet Mondrian erwarb 1892 die Lehrbefähigung für Volksschulen und die Lehrbefähigung als Zeichenlehrer für höhere Schulen. Doch Mondrian wollte kein Lehrer werden, und deshalb begann er noch im selben Jahr, als er die Befähigung zum Lehrer erhalten hatte, ein Kunststudium an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Er beendete das Kunststudium 1897.
„(…) 1905 bezog Mondrian sein erstes Atelier in Amsterdam, wo er bis 1908 hauptsächlich naturalistische Arbeiten sowie wissenschaftliche Zeichnungen für die Universität Leiden anfertigte. 1908 bezog er eine Wohnung in Domburg. Er wurde, in den Vorstand des von dem niederländischen Maler und Kunstkritiker Conrad Kickert 1910 gegründeten Moderne Kunstkring berufen, der bis 1916 bestand.“ 4)
Beeindruckt von den Gedanken der Theosophie trat Mondrian 1909 der Theosophischen Gesellschaft in Amsterdam bei und wandte diese Philosophie auch auf seine Kunst an. „Ab 1909 begann Piet Mondrian seine künstlerischen Ziele in Artikeln und theoretischen Texten zu verbalisieren und zu veröffentlichen: Die geistige Seite des Kunstwerks wäre durch Farbe und Linie sowie abweichende Technik darzustellen. Mondrian erkannte einen ‚großen Zusammenhang‘ zwischen Kunst und Philosophie. Er strebte eine ‚Loslösung vom Stoff‘ an.“ 5)
Beeinflusst von der Philosophie der Theosophie schuf Mondrian 1911 das Triptychon „Evolution“. Auf ihm werden drei unbekleidete abstrahierte Frauen dargestellt. die „die ‚drei Stufen der Erkenntnis‘ zeigen, [durch sie] werden die religiösen und moralischen Ansichten Mondrians nach seinem Studium der Theosophie (Göttliche Weisheit) zum Ausdruck gebracht. Die Frauengestalten sind männlichen Streitern für Gott im Heiligen Krieg nachgebildet. Das Thema ist die Entstehung des Neuen durch den Verzicht auf sinnliche Erfahrung. Die biologische Evolution soll durch eine rein geistige Entwicklung ersetzt werden. Das Publikum kritisierte es als ‚kalt und leer.‘“6)
Obwohl Mondrian bis zu seinem Tod Mitglied der Theosophischen Gesellschaft war, war doch der Neoplastizismus für ihn die entscheidende Philosophie, „die letztlich die traditionellen Religionen ersetzen würde. (…). Er glaubte […], dass der Neo-Plastizismus letztendlich die alten Formen von Staat, Religion und Familie zerstören und neue, einfachere und bessere erschaffen würde.“7)
Den Unterschied zwischen Mann und Frau drückte Mondrian in seinen abstrakten Bildern doch recht traditionell aus. So äußerte er: „Da sich das männliche Prinzip in der vertikalen Linie ausdrückt, wird ein Mann dieses Element in den zur Höhe strebenden Bäumen eines Waldes erkennen. Seine Ergänzung wird er in der horizontalen Linie des Meeres sehen. – Die Frau wird sich eher in der hingestreckten Linie des Meeres wiedererkennen und ihre Ergänzung in den vertikalen Linien des Waldes sehen, die das männliche Prinzip verkörpern.“ 8)
1911 kam Mondrian durch die im damaligen Herbst durchgeführte erste Ausstellung des Modernen Kunstkrings im Stedeliik Museum in Amsterdam mit dem Kubismus in Berührung.
1917 gründete er mit dem Maler Theo van Doesburg und anderen “De Stijl“ ein Kunstforum für abstrakte Kunst. Mondrian blieb bis 1925 in dieser Gruppe. „Während der De Stijl-Periode entwickelt Mondrian seinen Neoplastizismus (‚neue Gestaltung‘), dessen Ideen die De Stijl-Bewegung prägen werden. Seine Theorien veröffentlicht er unter anderem in der gleichnamigen Zeitschrift ‚De Stijl‘.“ 9)
Mondrian war vor den Ersten Weltkrieg nach Paris gezogen, wo er bis 1936 lebte und arbeitete, unterbrochen von der Zeit während des Ersten Weltkriegs. Damals, 1914, war er wegen der Erkrankung seines Vaters in die Heimat zurückgezogen. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnte Mondrian nicht nach Paris zurückkehren. In dieser Zeit wohnte er in Amsterdam, wo er von wohlhabenden Kreisen finanziell unterstützt wurde. Nachdem der Erste Weltkrieg beendet war, kehrte Mondrian nach Paris zurück.
Seine moderne Kunst war allerdings nicht mehr sehr gefragt. Um sich finanziell über Wasser zu halten, malte er viele Blumenbilder. „In seinem Atelier stellte er ein kleines Objekt auf, eine künstliche Blume, deren Blätter er weiß angestrichen hatte. Sie stellte nach eigener Aussage die fehlende Frau in seinem Leben dar, das er ganz der Kunst widmen wollte.“ 10)
Mondrian wurde auch von Frauen unterstützt, so von der amerikanischen Kunstsammlerin und Malerin Katharine Sophie Dreier (1877-1952). Sie hatte mit Duchamp und Man Ray die Société Anonyme gegründet, die die moderne Kunst in den USA fördern wollte. Katharine Sophie Dreier kaufte Mondrian Bilder ab, die sie zum Beispiel in einer ihrer Ausstellungen in Brooklyn zeigte.
Auch die Kunstsammlerin Ida Bienert (1870-1965) unterstützte Mondrian und ließ sich von ihm „das abstrakte Design“ 11) für ihr Damenzimmer in Dresden-Plauen entwerfen.
Die Modedesignerin Lola Prusac (1895-1985) war durch Mondrians geometrische Motive inspiriert und entwarf 1933 für das Modehaus Hermès Handtaschen mit Mondrian Motiven. 12)
Ebenso fand Mondrians Kunst in Walter Gropius‘ (siehe: Gropiusring) Bauten Eingang. Das von Gropius „geplante und 1925/26 errichtete Werkstattgebäude des Bauhauses Dessau mit seinem Design aus Stahl und Glas reflektiert Mondrians strenge einfache Linienkompositionen seiner Gemälde.“ 13)
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Mondrians Bilder in Deutschland als „entartet“ diffamiert.
Mondrian, der 1938 nach London gezogen war, emigrierte 1940, als London von der deutschen Luftwaffe angegriffen wurde, in die USA. Unterstützt wurde er dabei von dem amerikanischen Kunstsammler Harry Holtzmann. In New York schloss sich Mondrian „den Künstlern der abstrakten Kunst an, die sich in der 1936 gegründeten American Abstract Artists vereint hatten, und publizierte Aufsätze über den Neoplastizismus.
Seine erste Einzelausstellung in den Vereinigten Staaten fand im Januar und Februar 1942 in der Valentine Dudensing Gallery in New York statt.
In einer Ausstellung von Peggy Guggenheim Galerie Art of This Century im Jahr 1943 beeinflusste Mondrian Jackson Pollocks künstlerischen Erfolg. Mondrian war zu dieser Zeit Mitglied der Jury in Guggenheims Frühjahrssalon.“ 14)
In New York fand Mondrian größere Anerkennung und konnte deshalb auch seine Werke zu höheren Preisen verkaufen. Das bedeutete, dass es ihm nun finanziell besser ging, was in den Jahrzehnten zuvor nie der Fall gewesen war.
Im Januar 1944 erkrankte Piet Mondrian an einer akuten Lungenentzündung und verstarb daran.
In den 1960er-Jahren wurden Mondrians Werke auch einem breiten Publikum bekannt, weil der Modeschöpfer Yves Saint Laurent (1936-2008) Frauenkleider mit geometrischen Motiven – angelehnt an Mondrians Motiven - entwarf.