Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Mozartstraße

Barmbek-Süd (1863): Wolfgang Amadeus Mozart (27.1.1756 Salzburg – 5.12.1791 Wien), Musiker, Komponist. Freimaurer.


Die Geschwister Wolfgang Amadeus (1756-1791) und Maria Anna „Nannerl“ Mozart (30.7.1751 Salzburg – 29.10.1829 Salzburg) erhielten von Kindesbeinen an musikalische Förderung. Vater Leopold, Komponist und Hofmusikus (1719-1787), und Mutter Maria Anna, geb. Pertl (1720-1778), hatten – damals außergewöhnlich – aus Liebe geheiratet und sieben Kinder, von denen Maria Anna, genannt Nannerl, das vierte, aber erste überlebende Kind war. Wolfgang kam als jüngstes Kind zur Welt. „Wolfgangerl“ wurde er übrigens nur im Familienkreis genannt.

Beide Kinder sollten es einmal besser haben als die Eltern, die zwar aus gebildeten, aber ärmlichen Verhältnissen stammten. Deshalb erhielten die Geschwister vom Vater eine umfassende, an neuesten Erkenntnissen orientierte Ausbildung, jedoch nach einem geschlechtsspezifischen Programm: Wolfgang sollte Hofkapellmeister und Komponist werden – und Nannerl Pianistin und Klavierlehrerin.

Mit sieben Jahren erhielt Nannerl Mozart ihren ersten Klavierunterricht von ihrem Vater Leopold, konzertiert hat sie einige Jahre später gemeinsam mit ihrem fünf Jahre jüngeren Bruder Wolfgang. Vater Leopold nahm die beiden 1762 auf die erste „Wunderkindreise“ mit, da war Nannerl zehn Jahre alt und Wolfgang sechs. Sie verzauberten die adlige und bürgerliche feine Gesellschaft. Nannerls Karriere als eine der besten Pianistinnen endete allerdings, als sie in das so genannte heiratsfähige Alter kam und es für eine Bürgerstochter nicht mehr opportun war zu reisen. Der Vater hatte beschlossen, dass sie diese musikalische Karriere beenden sollte. Dieser Entschluss ist ihm allerdings nicht leichtgefallen, nach allem, was bisher bekannt ist. Doch die gesellschaftlichen Bedingungen waren keineswegs günstig für eine Musikerinnenlaufbahn und die Versorgung unverheirateter Frauen ein großes Problem. Deshalb hat Nannerl mit 33 Jahren eine Vernunftehe geschlossen mit dem fünfzehn Jahre älteren Witwer und Vater von fünf Kindern, Reichsfreiherr Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg (1736-1801), Pfleger von St. Gilgen. Sie zog mit der neuen Familie fort vom pulsierenden Kulturzentrum Salzburg in das abseits gelegene St. Gilgen am Wolfgangsee, wo ihr Ehemann eine Dienstwohnung im Geburtshaus ihrer Mutter bezogen hatte. Drei Kinder brachte Nannerl zur Welt, von denen eine Tochter früh starb, eine Tochter das Teenager-Alter und nur der Sohn das Erwachsenenalter erreichten. Als Witwe zog sie zurück nach Salzburg, wo sie als weithin geschätzte Klavierlehrerin bis zu ihrer Erblindung tätig war. Text: Birgit Kiupel

Für Wolfgang Amadeus Mozarts musikalische Laufbahn waren die Schwestern der Familie Weber: Aloisia ((zwischen 1759 und 1761 – 8.6.1839 Salzburg)), Josepha (1763-1846) und Constanze (1762-1842) von großer Bedeutung. Sie, Cousinen von Carl Maria von Weber (siehe: Weberstraße) wirkten als Sängerinnen. Die eine von ihnen heiratete Wolfgang Amadeus Mozart.

Der Vater der drei Frauen war Bassist und Kopist am Mannheimer Theater, wo auch seine Tochter Aloisia als Koloratursopranistin auftrat.
An diesem Theater lernte Mozart auch Constanze Weber 1777 kennen. Doch bevor sich Mozart Constanze zuwandte, verliebte er sich in Aloisia. Er gab ihr Unterricht und musizierte mit ihr. Gemeinsam gingen sie sogar auf eine Konzertreise und Mozart „widmete ihr auch die Konzertarie Ah, lo previdi – Ah, t'invola agl'occhi miei (KV 272), die er ursprünglich für die Prager Sängerin Josepha Duschek geschrieben hatte“. 1)

Doch nichts nützte, Aloisia ließ Mozart im Dezember 1778 abblitzen. Ein Jahr später heiratete sie den „verwitweten Hofschauspieler Joseph Lange. Ende Mai 1781 kam ihr erstes Kind zur Welt. Es folgten sechs weitere Schwangerschaften, die Aloisia jedes Mal in akute Lebensgefahr brachten. Konzertreisen unternahm sie teilweise hochschwanger. (…) Drei ihrer Kinder starben früh. Ab 1779 war sie in Wien als Hofsängerin tätig und trat unter anderem auch gemeinsam mit Mozart auf. Sie unternahm mehrere Konzertreisen in verschiedene europäische Städte mit ihrem Mann (…).“ 2)
1782 heiratete Mozart Constanze Weber. „Nach Mozarts Briefen zu urteilen, war es eine glückliche Ehe. Sie habe ihm die Inspiration gegeben, die er für seine Kompositionen brauchte. Mehrere Werke sind für sie geschrieben, darunter die Sopranpartie der Großen c-Moll-Messe, die sie bei der Uraufführung in der Salzburger Peterskirche singen sollte. Sie begleitete ihn auch auf den meisten seiner Reisen.“ 3)
Constanze wurde innerhalb von acht Jahren sechs Mal schwanger, „Von den Kindern Raimund Leopold (1783), Carl Thomas (1784–1858), Johann Leopold (1786), Theresia (1787), Anna (1789) und Franz Xaver Wolfgang (1791–1844) starben vier als Säuglinge. Belastet war sie zudem durch häufige Umzüge und die Geldknappheit der letzten Jahre.“ 4)

Eva Rieger und Anja Weinberger schreiben über Constanze Weber u. a.: „Kaum eine Frau ist in der Musikliteratur so verfemt worden wie Constanze Mozart. (…). Sie wird als schlechte Hausfrau bezeichnet, doch lobte Schwiegervater Leopold, der ihr nicht sonderlich zugetan war, ihre Haushaltsführung als ‚im höchsten Grade ökonomisch‘. Biographen behaupten, sie hätte Krankheiten simuliert, und übersehen dabei, daß eine Frau, die in acht Jahren sechs Kinder austrug, kräftemäßig ausgelaugt war. Sie litt nach Aussage ihrer Schwester Sophie an einer lebensgefährlichen Beinkrankheit, die sie acht Monate lang ans Bett fesselte.

Der gern erhobene Vorwurf, Constanzes Lieblosigkeit sei der Grund für Wolfgangs Beerdigung in einem Massengrab, ist durch Nachforschungen über damalige Bestattungs-Gepflogenheiten widerlegt worden. Als Wolfgang starb, hinterließ er sie mit zwei Kindern, mit Schulden, einer unfertigen Partitur des Requiems, für die er vollständig entlohnt worden war, und einem Stapel ungeordneter und teils unvollständiger Musikautographen. Trotz Armut und Not verkaufte sie die Manuskripte nicht, für die sie sofort Geld bekommen hätte, sondern hütete sie sorgfältig. Erst 1799 veräußerte sie sie an den Verleger André. Es ist also maßgeblich ihr zu verdanken, daß Wolfgangs Autographe nicht in alle Welt verstreut sind. Dennoch wird sie bis heute als betrügerische Geschäftsfrau diffamiert.“ 5)

Bei Mozarts Tod 1791 war Constanze gerade mal knapp 30 Jahre alt und hatte wenige Monate zuvor ihren Sohn Xaver auf die Welt gebracht. Um finanziell über die Runden zu kommen, brachte sie ihre beiden Kinder bei einem befreundeten kinderlosen Ehepaar unter, um so mit ihrer Schwester Aloisia „mehrere Benefizkonzerte und 1795/96 eine Konzertreise mit Mozarts Werken.“6) durchführen zu können und sich selbst finanziell zu unterhalten.

Auch nach Hamburg kamen die beiden Schwestern, wo Aloisia Lange bereits aufgetreten war. Sie kannte „Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816), den Direktor des Hamburger Komödienhauses. Er hatte in den 80er-Jahren auch die Wiener Musik- und Theaterwelt erkundet und präsentierte dem Hamburger Publikum nach seiner Rückkehr die neuesten Opern Mozarts. Zum Jahreswechsel 1795/6 reisten die Schwestern nach Hamburg und wirkten bei der Erstaufführung von Mozarts Oper ‚La Clemenza di Tito‘ mit, in einer konzertanten Fassung. Außerdem erhielt Aloisia Lange, deren Ehe nun endgültig zerrüttet war, ein Engagement am Comödienhaus.“ 7) Danach kehrte Aloisia nicht mehr zu ihrem Mann nach Wien zurück. „Zwischen 1796 und 1801 war sie an verschiedenen Opernhäusern engagiert. Ab 1801 in Frankfurt am Main ansässig, begann sie auch zu unterrichten. 1813 flüchtete Aloisia vor den Napoleonischen Kriegen überstürzt ins Exil nach Zürich, wo sie weiterhin als Sängerin und Lehrerin arbeitete. (…).“ 8)
Constanze Mozart heiratete 1809 den dänischen Legationssekretär, Diplomaten und Schriftsteller Georg Nikolaus Nissen (1761-1826). Sie hatte den Mozartverehrer schon 1793 kennengelernt und ihn 1798 in ihren Haushalt aufgenommen. Nissen half ihr bei der Sichtung und Dokumentation des Mozart-Nachlasses. 9)

1810 zog das Ehepaar nach Kopenhagen und nachdem es viele Deutschlandreisen unternommen hatte, 1824 schließlich nach Salzburg.
Auch in ihrer zweiten Ehe widmete sich Constanze ganz der „Bewahrung und Vermittlung der Werke ihres ersten Ehemannes. So arbeitete sie an der Gesamtausgabe der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart. Außerdem gab Constanze eine von Georg Nikolaus Nissen verfasste Biografie über Wolfgang Amadeus Mozart heraus.“10)

Als Constanzes zweiter Ehemann 1826 starb, zog ihre verwitwete jüngste Schwester Sophie (1763 Zell im Wiesental – 26.10.1846 Salzburg) zu ihr. Diese hatte schon Wolfgang Amadeus Mozart während dessen letzter Krankheit bis zu seinem Tod gepflegt und betreute nun ihre Schwester Constanze bis zu deren Tod.

Auch Sophie war Sängerin gewesen. Mit ihrer Heirat 1807 mit dem verwitweten Komponisten und Sänger Jakob Haibel gab sie ihre Karriere als Sängerin auf und folgte ihrem Mann nach Slavonien, wo er als Domkapellmeister des Bischofs von Bosnien tätig war.
In die Nähe ihrer beiden Schwestern zog schließlich auch Aloisia Lange. Nachdem ihr Mann 1831 gestorben war, „geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten. Ihre Schwester Constanze half mehrfach aus.“ 11)

Auch für ihre Schwester Sophie sorgte Constanze Nissen vor. Sie verfügte testamentarisch, dass nach ihrem Tod ihre beiden Söhne der Tante jährlich 400 Gulden zu zahlen hätten. Sophie überlebte ihre Schwester um vier Jahre. Aloisia Lange war bereits 1839 gestorben.

Anja Weinberger ordnet Constanze Nissens Bedeutung für das Werk Mozarts wie folgt ein: „Constanze Nissen, geborene Weber, verwitwete Mozart starb am 6.März 1842 im Alter von 80 Jahren. Den Namen Nissen hat sie am längsten getragen und wohl in dieser Zeit auch das größte Glück erlebt. Ohne ihren beständigen Einsatz für das Werk ihres ersten Mannes jedoch, mit dem sie nur ungefähr 10 Jahre ihres langen Lebens gemeinsam verbracht hatte, hätten wir Nachgeborenen wohl kaum dermaßen uneingeschränkte Zugriffsmöglichkeiten auf Mozarts Werk.“ 12)