Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Neubertstraße

Hohenfelde (1874): Carl Ernst Emil Louis Neubert (10.3.1832 Blankenstein –7. Mai 1916 Hamburg),1) Handelsgärtner, Vorbesitzer des Geländes.


Siehe auch: Neubertbogen

Carl Ernst Emil Louis Neubert war der Sohn von Christiane Auguste Adelheid Neubert, geborene Just und des Pfarrers Johann Carl Gottlob Neubert. 2)

Er absolvierte von 1846 bis 1849 eine Ausbildung in der Handelsgärtnerei Maybier in Dresden und arbeitete anschließend in verschiedenen Gärtnereien in Quedlinburg. 1852 kam der damals 20-Jährige nach Hamburg, wo er in der Baumschule Carl Hinrich Harmsen in Hohenfelde tätig wurde. Dort arbeitete er zwar eine Zeitlang, reiste dann aber nach England und Frankreich, um sich dort gärtnerisch fortzubilden und kehrte 1858 nach Hamburg zurück. Im selben Jahr heiratete er im Juli 1858 Bertha Maria Harmsen (20.12.1839 Hamburg – 12.3.1920 Hamburg) 3), die Tochter seines früheren Arbeitgebers. So nun auch durch Heirat wieder in die Baumschule Harmsen eingeführt, gründete er einen Monat nach der Hochzeit auf einem Gelände, das seinem Schwiegervater gehörte, eine eigene Handelsgärtnerei. „Hier, an der Lübecker Straße 88, unterhielt die Familie Neubert zugleich eine der ersten Hamburger Blumenhandlungen“ 4), schreibt Claudia Sodermann, die sich intensiv mit der Familie Neubert beschäftigt hat.
Das Ehepaar Neubert bekam elf Kinder, darunter: Carl Wilhelm Waldemar, der zwei Monate nach der Hochzeit seiner Eltern im September 1858 geboren wurde. Er wurde Standesbeamter und lebte bis 1938. Weitere Kinder waren: Woldemar Amandus Heinrich 1860-1918, Nachfolger der Gärtnerei; Emma Caroline, verheiratete Gödecken 1861-1945; Martha Neubert 1863-1947; Amanda Neubert 1863-1947; Emil Neubert 1866-1942, kaufm. Angestellter; Bertha Neubert, verheiratete Lemck 1869-1940; Paula Thusnelda, Heimarbeiterin 1878-1943. 5)

Von der Lübecker Straße 88 zog Carl Ernst Emil Neubert mit seinem Betrieb später in die Güntherstraße 54, wo er auch seine Wohnung nahm; „große Teile des Betriebsgeländes wurden 1874 wieder veräußert. 1880 übernahm der Gärtner ein 2,5 Hektar großes Gelände in der Ahrensburger Straße, das seinem Schwager Ernst C. Harmsen gehört hatte. Neubert betrieb hier acht Gewächshäuser für Warmhaus- und Zimmerpflanzen und spezialisierte sich auf die Kultur von Klivien und Franciscea clycina. Das erfolgreiche Blumengeschäft blieb in der Güntherstraße und schloss nach dem Tod von Bertha Neubert 1920.“ 6)

Auch nachdem Carl Ernst Emil Neubert sein Unternehmen 1895 an seinen Sohn Woldemar verkauft hatte, arbeitete er weiter im Familienunternehmen mit.

Woldemar Amandus Heinrich Neubert (26.3.1860 Hamburg – 31.12.1918 Hamburg) hatte ebenfalls Gärtner gelernt und auch er unternahm nach der Lehrzeit Reisen, so durch Süddeutschland und Nordfrankreich, um sich in der Gartenkunst fortzubilden.

1880 kehrte er zurück und trat in leitender Position in den Familienbetrieb ein. 1888 heiratete er Clara Margaretha Heitmann (30.11.1867 Hamburg – 23.5.1942 Hamburg). Das Paar bekam drei Kinder, geboren 1889, 1891 und 1896. 7)

Claudia Sodemann schreibt über die betrieblichen Veränderungen durch Woldemar Neubert: „Unter seiner Leitung erfuhr die Handelsgärtnerei eine umfassende Modernisierung. So wurde beispielsweise der Baumschulbetrieb zugunsten einer überwiegenden Topf- und Zierpflanzenzucht aufgegeben, und mit der Anzucht und dem Versand von Maiblumen und Treibkeinem war bereits 1889 eine neue Spezialität des Hauses eingeführt worden. Durch die Perfektionierung eines Verfahrens, das erst wenige Jahre zuvor zufällig von dem Lokstedter Gärtner F. W. Böttchern entwickelt worden war, gelang es Neubert, die Blühkeime der Maiblume (Convallaria) im Kühlhaus zu konservieren. Damit war erstmals eine ganzjährige Kultur dieser Pflanzen möglich. Ein eigens aufgebautes Lieferantenetz übernahm den weltweiten Versand der Eiskeime und Jungpflanzen, Ehrungen und Auszeichnungen auf in- und ausländischen Fachausstellungen verschafften der Wandsbeker Handelsgärtnerei und ihrem Besitzer, der als ‚Maiblumenkönig‘ gefeiert wurde, schließlich internationale Anerkennung und Geltung.“ 8)

In Wikipedia heißt es außerdem über Woldemar Neubert: „Neben den Maiblumen bot der Gärtner auch Treibflieder, Palmen, Azaleen und Farne an. 1901 erweiterte er das Sortiment um seinerzeit moderne Lorrainebegonien. Darüber hinaus installierte er schwimmende Gärtnereien auf Überseedampfern von Hamburg-Süd. Es handelte sich dabei um kleine Gewächshäuser und Blumengeschäfte an Bord der Schiffe. Die Kühlraume der Dampfschiffe ermöglichten Im- und Exporte zwischen Hamburg und Südamerika. Neubert beschäftigte bis zu 300 Mitarbeiter, hatte während des Ersten Weltkriegs jedoch große wirtschaftliche Schwierigkeiten im internationalen Handel mit Zierpflanzen.“ 9)

Woldemar Neubert brachte den Betrieb vor dem Ersten Weltkrieg „zu einem der weltweit führenden Unternehmen im Pflanzengroßhandel“ 10), schreibt Claudia Sodemann.

Neben der Tätigkeit als Gärtner engagierte sich Neubert auch politisch. Ab 1905 war er Stadtverordneter der Stadt Wandsbek und ab 1910 Stadtrat. Hier arbeitete er im Finanzressort und in der Verwaltung der städtischen Energieversorgungsunternehmen.“ 11)
Woldemar Neubert wurde nur 58 Jahre alt, er starb an der Spanischen Grippe.

Nach seinem Tod übernahm sein damals 27jähriger Sohn Hermann die Gärtnerei. „Er richtete die Schiffsgärtnereien wieder ein, die bis 1939 bestanden haben. Er gründete 1936 einen zweiten Betrieb, ausschließlich für Schnittblumen (Nelken, Rosen, Flieder) in Curslack.“ 12). Über ihn siehe unter Neubertbogen.