Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Offenbachweg

Rahlstedt (1950): Jacques Offenbach (20.6.1819 Köln – 5.10.1880 Paris), Operettenkomponist.


Siehe auch: Von-Suppé-Straße

Vor 1950 hieß die Straße Eckerkamp. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Sudetendeutsche Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Eckerkamp. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Jacques Offenbach gilt als der Begründer der Operette. Im von ihm 1855 in Paris eröffneten Théatre des Buffes-Parisiens wurde ausschließlich diese Musikgattung gespielt. Offenbach verzerrte die Realität ins absurd Komische und hatte damit großen Erfolg. Unter dem Deckmantel der Parodie war es auch möglich, offensive Erotik auf die Bühne zu bringen.

Heute noch wird nach Offenbachs Musik Höllengalopp aus seiner Operette „Orpheus in der Unterwelt“ (1858) der „Cancan“ getanzt. „Dieses Stück, Jahrzehnte nach der Etablierung des eigentlichen Tanzes veröffentlicht, ist zum Inbegriff des Cancan geworden. In zahlreichen Filmen (‚Moulin Rouge‘ von Baz Luhrmann, ‚Midnight in Paris‘ von Woody Allen oder in der Serie ‚Monthy Python's Flying Circus‘) wird Cancan getanzt, oft mit größeren oder kleineren Abweichungen in Choreographie und Instrumentierung, die Musik ist meist dieselbe. Der Tanz und die Musik Offenbachs sind im heutigen popkulturell geprägten Gedächtnis eins geworden. Hört man die Musik, denkt man unweigerlich an Spitzenunterwäsche und fliegende, notdürftig bedeckte Beine. Obwohl der Cancan heute sein widerständiges Potential eingebüßt hat, hat er doch nichts von seiner Popularität verloren. Bis heute gehört er zu den Attraktionen des Varietés Moulin Rouge im Vergnügungsviertel Pigalle.“1)

In Wikipedia wird Offenbachs Werdegang wie folgt beschrieben: „Jakob Offenbachs Eltern waren der Kantor, Komponist und Dichter Isaac Juda Eberst (1779/1781–850) und dessen Frau Marianne Rindskopf, Tochter eines Geldwechslers und Lotterieunternehmers. (…)

Jakob Offenbach kam 1819 in Köln als siebtes von zehn Kindern zur Welt; einige seiner Geschwister zeigten Talent für Violine (Julius) und Piano (Isabella). Jakob erhielt den ersten Cello- und Violinunterricht von seinem Vater. Ab dem 25. November 1830 trat Jakob mit Isabella und Juda im Gymnicher Hof am Kölner Neumarkt als Trio auf, um Geld für den Musikunterricht zu verdienen.

Um seinen Söhnen Jakob und dem vier Jahre älteren Julius (Jules) eine bessere Musikausbildung zu ermöglichen, reiste der Vater mit ihnen im November 1833 nach Paris. Das dortige Conservatoire national de musique et de déclamation stand damals Ausländern nicht offen; (…). Der mit Empfehlungsbriefen angereiste Vater blieb hartnäckig und bekam die Zulassung für seinen Sohn Jakob am 30. November 1833 (…). Jakob zog in eine Dachwohnung (…) und besuchte die Celloklasse von Olive-Charlier Vaslin (1794–1889), die er 1834 ohne Abschluss freiwillig wieder verließ. Jakob – der sich nunmehr Jacques nannte – begann 1835 als Cellist bei der Opéra-Comique (…) und erhielt ab 1837 Kompositionsunterricht bei Frommental Halévy.

Ab 1836 komponierte er kleinere Romanzen, Walzer, und Salonstücke (Winterblumen, Fleurs d’hiver, 1836; Rebecca, 1837), 1838 verlor er seine Stelle bei der Opéra-Comique. Nach seiner Übersiedlung nach Paris lernte Jacques Offenbach 1841 die katholische Spanierin Hermine d’Alcain (1826–1887) kennen, deren Vater, ein spanischer Karlistenführer, als Konzertagent tätig war. Dieser ermöglichte Offenbach im Mai 1844 seine erste Konzertreise an den Londoner Königshof, wo er vor Königin Victoria musizierte. Nachdem Offenbach zum Katholizismus konvertiert war, konnte er am 14. August 1844 Hermine d’Alcain heiraten. Sie hatten fünf Kinder, Berthe (* 1845), Minna (* 1850), Pépita (* 1855), Jacqueline (* 1858) und Auguste (* 1862).“ 2)

Hermine Offenbach hatte nicht nur den Haushalt zu führen, Kinder auszutragen und zu gebären sowie großzuziehen, sie hatte ihrem Ehemann auch dessen erste Kritikerin zu sein. „Sobald er fertig war, rief Offenbach seine Frau, der er mit gespitzten Lippen zu Gehör brachte, was er eben niedergeschrieben hatte. Wenn die zärtlich-gestrenge Richterin es nicht ohne Einschränkung billigte, so belehrte er sie: 'Das ist sehr gut, meine liebe Freundin, ich danke Ihnen und bin untröstlich, Sie unnütz gestört zu haben ... Aber Sie verstehen absolut nichts davon.' Doch schon einen Moment später rief er sie abermals: 'Hören Sie zu, Hermine, vielleicht gefällt es Ihnen so besser.' Und dann spielte er ihr die neue, meist endgültige Fassung vor. (…).“3)

„Sein erstes Stück L’Alcôve erschien 1847, es folgte 1849 Marietta (in Köln auf Deutsch als Marielle oder Sergeant und Commandant aufgeführt). Jacques zog wegen der französischen Februarrevolution zwischen März 1848 und Juli 1849 mit seiner Familie nach Köln, weshalb er dort Marietta neufasste. 1849 kehrte die Familie nach Paris zurück, wo Offenbach im März ein Konzert vor dem neuen Präsidenten der Republik, Louis-Napoléon Bonaparte, gab. Im nächsten Jahr nahm er die Stelle als Kapellmeister am Théatre-Francais (Comédie-Française) an, wo er im Oktober 1853 sein Werk Pepito im Théatre de variétés aufführte. 1856 verließ er das Théâtre-Français. Er erwarb sich einen Ruf als Virtuose und spielte mit Pianisten wie Anton Rubinstein (…).

Am 5. Juli 1855 eröffnete er anlässlich der Weltausstellung ein eigenes Théatre des Bouffes-Parisiens, (…) mit dem überwältigenden Erfolg von Die beiden Blinden (…)“. 4) In diesem Theater wurde nur Operette gespielt. Über diese neue Musikform heißt es u., a. : „Die kleinen witzigen Stücke (Tromb-Al-Ca-Zar 1856, Le Savetier et le Financier – Schuster und Millionär 1856, Croquefer – Ritter Eisenfraß 1857), die zum Teil auch sentimental (Le Violoneux 1855) oder derb rustikal sind (La Rose de Saint-Flour 1856), patriotisch (Dragonette 1857), überdreht (Vent-du-Soir – Häuptling Abendwind 1857, (…) oder aber im Stil der alten opéra-comique (Le Mariage aux lanternes – Die Verlobung bei der Laterne 1857), haben Erfolg, bei der kleinen wie der großen Welt: Es wird chic, in die Bouffes zu gehen. Für die Wintersaison eröffnet Offenbach einen zweiten, größeren Saal in der Passage Choiseul (…). Zusammen mit dem ehemaligen Organisten Florimond Ronger, genannt Hervé (1825–1892), hat Offenbach verstanden, daß die immer romantischer werdende opéra-comique das Bedürfnis nach wirklich heiterem, teils groteskem, teils satirischem Musiktheater nicht mehr bediente und hier eine ‚Marktlücke‘ bestand. Er wolle das ‚genre primitif et vrai‘ – das ‚ursprüngliche und wahre Genre‘ wiederbeleben, schreibt er 1856 (…).“5)

Für Jacques Offenbach: „folgten internationale Bühnenerfolge mit Zwei- und Dreiaktern. Sein bedeutendstes Werk Orpheus in der Unterwelt (…) feierte am 21. Oktober 1858 Premiere in der Bouffes-Parisiens. Die zweiaktige Operette war sehr erfolgreich und ließ Offenbach in ganz Europa populär werden. Mit diesem Stück machte er sich über die Gesellschaft des zweiten Empire lustig. (…).

Offenbach verfasste 75 Kompositionen für Violoncello sowie 102 Bühnenwerke, darunter Die schöne Helena (…) 17. Dezember 1864), Blaubart (…) 5. Februar 1866) und Pariser Leben (…); 31. Oktober 1866). Die letztgenannte Opera buffa wurde im Théatre du Palais-Royal aufgeführt. Diese humorvolle Operette zeigt mit Parodien großer Opernwerke Offenbachs Vorliebe für Zynismus und politisch-kulturelle Satire. (…)“ 6)

Über Offenbachs Frauenrollen äußert der Buchautor Heiko Schon: „Bei Offenbach gibt es Mädels, die aufdringliche Typen abblitzen lassen, Töchter, die sich über den Willen des Vaters hinwegsetzen, Gattinnen, die den Ehemann in die Schranken weisen, eine Hexe, die einen arroganten Prinzen zu Fall bringt, und toughe, starke Frauen wie Boulotte, Périchole oder die Großherzogin von Gerolstein, die die Spielchen der Kerle nicht mitmachen und den Spieß einfach umdrehen.“7)

Nach queeren Aspekten in Offenbachs Opern befragt, äußert Heiko Schon: „In einigen seiner Stücke stoßen wir auf Verwechslungssituationen mit queerem Inhalt, etwa in Les Braconniers oder L’île de Tulipatan. Von letzterem gibt es eine Einspielung der Light Opera of New York. Schon allein das Cover der CD macht überdeutlich, dass es sich um eine regenbogenbunte Geschichte handelt. Bernd Mottl hat vor ein paar Jahren Fantasio in Karlsruhe inszeniert. Am Ende streifte die Sängerin der Titelfigur mit den Hosen auch ihre Hosenrolle ab und gewann als Frau das Herz der Prinzessin. Und auch in dem Zusammenhang ist die “rôle travesti” zu nennen, die bei Offenbach nun wirklich häufig vorkommt. In Mesdames de la Halle werden die reiferen Marktfrauen üblicherweise mit Tenören oder Baritonen besetzt; den jungen Koch singt eine Mezzosopranistin.“ 8)

Die beruflichen und in diesem Fall auch finanziellen Erfolge schlugen sich auch im Lebenswandel von Offenbach nieder. „Offenbach führt das für einen wohlhabenden Künstler damals typische Leben: eines braven Familienvaters mit fünf Kindern in einer großen Pariser Stadtwohnung (…) und in einer schicken Villa (…) im normannischen Seebad Étretat, aber auch eines Mannes der zahlreichen Affären mit Darstellerinnen. Zulma Bouffar (1843–1909), die die meisten seiner Rollen kreierte, ist über Jahre hin seine Dauergeliebte, die er auch auf Reisen mitnimmt.“ 9)
Über die aus einer Schauspielerfamilie stammende Schauspielerin und Sängerin Zulma Bouffar, die bereits als Kind auf der Bühne stand, steht in Wikipedia: „Mit zwölf Jahren ging sie nach Deutschland, wo sie Theater spielte und mit französischen Liedern in Wirtshäusern auftrat. Von 1860 bis 1862 war sie in Lüttich engagiert. Als sie 1863 in Homburg vor der Höhe auftrat, saß ein Mann im Publikum, der ihr Leben verändern sollte: Jacques Offenbach. Offenbach ließ sie noch im selben Jahr die Uraufführung von Lieschen und Fritzchen in Bad Ems singen und holte sie dann nach Paris, wo sie 1864 im gleichen Werk an seinem Théatre des Bouffes-Parisiens debütierte. Ihre attraktive Erscheinung, ihr Temperament, ihre schauspielerische Begabung und ihr Gesangstalent beeindruckten Offenbach. Die Soubrette und der Komponist wurden ein Liebespaar. Ihre Liaison, aus der zwei Kinder hervorgingen, sorgte für Turbulenzen zwischen Offenbach und seiner Ehefrau Herminie, die er dennoch nicht verließ.

In den folgenden Jahren schrieb Offenbach viele Rollen für Bouffar und machte sie so zum Star, (…).
1887 übernahm sie die Direktion des Théatre de L’Ambigu-Comique in Paris, die sie bis zu ihrem Rückzug aus dem Berufsleben 1902 innehatte. Bouffar lebte fortan in einem Altersheim für Künstler in Couilly-Pont-aux-Dames, wo sie 1909 starb.“ 10)

Als 1870 der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, bekam Offenbach den nationalen Hass auf ihn zu spüren. „Das Pariser Publikum mied ihn wegen seiner deutschen Herkunft. Die französische Presse bezeichnete ihn als Spion Bismarcks, die deutsche Presse als ‚Vaterlandsverräter‘. Offenbach brachte seine Familie nach Spanien in Sicherheit und unternahm Tourneen in Italien und Österreich. Als er nach dem Kriegsende im Juni 1871 nach Paris zurückkehrte, hatte sich dort der Zeitgeschmack geändert, (…).“11) Und er hatte Konkurrenz unter den Operettenkomponisten bekommen. Dennoch konnte er mit seinen Werken wie zum Beispiel Le Roi Carotte – König Mohrrübe (1872), Le Voyage dans la lune – Die Reise in den Mond (1875), Madame Favart (1878) oder Boule-de-Neige (Schneeball 1871) Erfolge aufwarten.

„Von 1877 an konzentrierte er sich auf die Komposition von Hoffmanns Erzählungen (…). Im September 1880 machte ihn die Gicht bettlägerig. Offenbach zog sich nach Saint-Germain-en-Laye (…) zurück, wo er am 5. Oktober 1880 während einer Probe zu Hoffmanns Erzählungen starb. Erst Ernest Guiraud komplettierte die Orchestration der Oper im Auftrag der Familie Offenbach, so dass die Uraufführung postum in der Opéra-Comique am 10. Februar 1881 stattfinden konnte.“12)