Olshausenstraße
Othmarschen (1929): Theodor Olshausen (19.6.1802 Glückstadt - 31.3.1869 Hamburg), Politiker, Publizist.
Siehe auch: Lornsenolatz
Der Advokat Olshausen war 1848 Mitglied der provisorischen Landesregierung Schleswig-Holstein. Er war: „Führer der demokratischen Bewegung in Schleswig-Holstein und für 4 Jahre [von 1844-1848] Direktor der Altona-Kieler Eisenbahn“. 1)
Theodor Olshausen war der Sohn von Ida Gabriele Friederikke Olshausen, geborene Hoyer und des Theologen Detlev Olshausen. Seine Mutter starb, als Theodor Olshausen knapp zwei Jahre alt war.
Nach dem Besuch der Gelehrtenschule in Glückstadt und des Großherzoglichen Gymnasiums in Eutin studierte Olshausen ab 1820/21 in Kiel Rechtswissenschaft, später dann in Jena. Neben seiner Mitgliedschaft in Burschenschaften gehörte er in Jena 1821 auch dem Jünglingsbund an, der die Veränderung der bestehenden Ordnung propagierte. Deshalb geriet er „1823 nach seiner Rückkehr an die Universität Kiel in die polizeilichen Ermittlungen gegen den Jünglingsbund. Steckbrieflich gesucht, [allerdings mit seinen falschen Angaben; R. B.] flüchtete er über Amsterdam nach Paris. In den Jahren 1825 bis 1827 lebte er als Hauslehrer unter falschem Namen in Basel. 1827 kehrte er nach Paris zurück.“2)
Nachdem die Demagogenverfolgungen in Deutschland nachgelassen hatten und sich Olshausens Bundesbruder, der Kanzleibeamte in Kopenhagen Uwe Jens Lornsen [siehe: Lornsenplatz und Lornsenstraße] für ihn eingesetzt hatte, konnte Olshausen Ende 1827 nach Deutschland zurückkehren, wo er in Augsburg unter einem anderen Namen eine Tageszeitung herausgab.
„Wegen der ständigen Konflikte mit der Zensur sagte ihm bald die Tätigkeit als Redakteur nicht mehr zu. Im November 1828 kehrte er schließlich nach Holstein zurück und stellte sich dem Akademischen Gericht in Kiel.“ 3)
Sein im Dezember 1928 gestelltes Absolutionsgesuch wurde schließlich im April 1829 akzeptiert und Olshausen konnte noch „im Herbst 1829 sein Jurastudium mit dem Staatsexamen in Glückstadt beenden“. 4) Nun ließ er sich als Advokat in Kiel nieder. Seiner politischen Gesinnung blieb er treu und so unterstützte er auch die Verbreitung von Lornsens verbotener Flugschrift „Über das Verfassungswerk in Schleswigholstein“. Olshausen setzte sich für eine liberalere Verfassung ein.
Nachdem er sich erfolgreich in Kiel für das Amt eines Aktuars des Niedergerichts beworben hatte, füllte er diese Position bis 1843 aus.
„Daneben kämpfte er mit unermüdlicher Ausdauer vom Standpunkte wahrer Freiheit und Humanität gegen alle veralteten Mißbräuche, gegen ständisches Privilegienwesen, gegen bureaukratische Bevormundung, gegen spießbürgerliche Engherzigkeit, gegen confessionelle Intoleranz sowie gegen Vorurtheile jeder Art.“ 5)
Als Herausgeber des „Kieler Correspondenz-Blattes“ konnte er seine liberalen Ideen verbreiten. Ab 1839 vertrat Olshausen die Position des „Neuholsteinismus“. Dazu schreibt Sigrid Wriedt: „O. wies in einer Reihe von Artikeln auf die Schwierigkeiten hin, die sich aus der Einrichtung einer gemeinsamen schleswig-holsteinischen Ständevertretung mit einem Steuerbewilligungsrecht im Hinblick auf die beiden Nationalitäten in den Herzogtümern ergäben. In dieser Situation erschien O. das Festhalten am ‚historischen Recht‘ Schleswig-Holsteins kein erstrebenswertes Ziel mehr zu sein, vielmehr ließen ihn die nationale Gemeinsamkeit Holsteins mit Deutschland und die Zugehörigkeit zum Deutschen Bund zu der Erkenntnis kommen, dass Holstein sich vorübergehend vom Herzogtum Schleswig trennen müsse wegen der beiden Nationalitäten und wegen seiner Position außerhalb des Deutschen Bundes. ‚Deutschland für immer und zuerst – dann Schleswig-Holstein‘. Die Schleswiger sollten selbst entscheiden, ob sie sich Deutschland oder Dänemark anschließen wollten. (…) Nach dem Offenen Brief Christian VIII. vom 8.7.1846, der zur Erhaltung des Gesamtstaates die gleiche Erbfolge in Dänemark und den Herzogtümern verkündigte, organisierten O. und seine Anhänger Versammlungen, die sich hauptsächlich mit dem Inhalt des Briefes beschäftigten.“6)
Die dänische Regierung verbot solche Versammlungen. Aber das hinderte Olshausen nicht daran, auf illegalen Volksversammlungen zu sprechen. Das Resultat: Olshausen wurde am 1.9.1846 verhaftet.
„Der Arrest von Olshausen in der Festung Rendsburg bis Mitte Oktober 1846 trug zu seiner Popularität im Volk bei. 1847 wurde er für die Stadt Kiel in die Holsteinische Ständeversammlung gewählt. In der Märzrevolution nahm er an der vereinigten Ständeversammlung von Schleswig und Holstein am 18. März 1848 teil. Er wurde von dieser als einer von fünf Vertretern nach Kopenhagen gesandt, um König Friedrich VII die Forderungen der Versammlung zu überbringen.
Nachdem diese Mission gescheitert war, wurde am 23. März in Kiel die Provisorische Regierung gebildet. Nach seiner Rückkehr aus Kopenhagen am 28. März trat Theodor Olshausen der provisorischen Regierung bei. In ihr vertrat er den radikaldemokratischen Flügel der Revolutionäre.“ 7)
Olshausen, der sich in dieser Zeit auch für den Eisenbahnbau interessierte und sich dafür einsetzte, dass eine Eisenbahnstecke zwischen Altona und Kiel eingerichtet wurde, setzte sich in der provisorischen Regierung im Rahmen der Gesetzgebung „für bessere Lebensbedingungen der Insten ein und regte eine Kommission an, welche die Verhältnisse der Landarbeiter untersuchen sollte. (…)
Die dauernden Unruhen im Lande und die notwendigen politischen Entscheidungen ließen keine Zeit für weitere Gesetzesvorlagen. Aber ein Wahlgesetzentwurf für eine neue Landesvertretung auf der Basis des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts wurde von O. erarbeitet. Erst durch seine eingehenden Erläuterungen wurde der Entwurf am 7. Juli von den Ständen angenommen, ein Höhepunkt der Regierungstätigkeit O’s.,“8) schreibt Sigrid Wriedt.
Da Olshausen mit den Malmöer Waffenstillstandsverhandlungen nicht einverstanden war, hatte Olshausen am 16. 8. seinen Rücktritt aus der Regierung erklärt, der am 19. August von der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung angenommen wurde. Daraufhin reiste Olshausen nach Frankfurt, um auf der Frankfurter Nationalversammlung an der Diskussion über den Waffenstillstand teilzunehmen.
Obwohl er von der politischen Entwicklung in Schleswig-Holstein enttäuscht war, zog er sich nicht aus dem politischen Geschäft zurück, sondern ließ sich am 11.9.1848 in die Landesversammlung wählen. Dort war „er Wortführer der Linken also der Radikaldemokraten (…).“ 9)
Neben seine Arbeit als Parlamentarier widmete sich Olshausen weiterhin der journalistischen Tätigkeit. „Er war Herausgeber der Schleswig-Holsteinischen Zeitung bzw. später der Norddeutschen Freien Presse.“ 10)
Am 11. Januar 1851 löste sich die Landesversammlung selbst auf, nachdem dort „die Entscheidung für eine Unterwerfung unter Dänemark gefallen war, weil ein Widerstand ohne den Rückhalt des Deutschen Bundes aussichtslos erschien“ 11). Olshausen ging nach Hamburg, von wo er nach Amerika auswandern wollte.
Im September 1851 fuhr Olshausen per Schiff von Hamburg nach New York. Dort lebte er bei seinem Halbbruder in St. Louis in Missouri. 1856 zog er nach Davenport, Iowa, wo Olshausen leitender Redakteur der deutschsprachigen Zeitung "Der Demokrat" wurde, die die republikanische Partei unterstützte.
Ab 1860 lebte der ledige Olshausen wieder in St. Louis. Zuvor hatte er wegen geringer finanzieller Erträge seinen Anteil an der Zeitung „Der Demokrat“ verkauft. Nun betätigte er sich als Chefredakteur und Inhaber der deutschsprachigen erfolgreichen Zeitung „Westliche Post“.
1865 kehrte Olshausen nach Europa zurück und ließ sich schließlich „1868 in Hamburg nieder, wo seine zwei verheirateten und verwitweten Schwestern wohnten.“12) Ein Jahr darauf starb Olshausen an einem Schlaganfall.