Onckenstraße
Groß Flottbek (1951): Prof. Dr. Hermann Oncken (16.11.1869 Oldenburg in Oldenburg – 28.12.1945 Göttingen), Historiker.
Früher hieß die Straße Fritz-Reuter-Straße, benannt 1899. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Hermann Oncken war der Sohn von Friederike Catharine Hermine Oncken, geborene Krüger und des Hofkunsthändlers Carl Gerhard Oncken.
Nach dem Abitur studierte Oncken ab 1887 Geschichte, Germanistik und Volkswirtschaft. Nach der Promotion war er von 1891 bis 1894 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Staatsarchiv Oldenburg. 1892 war er Mitbegründer des Jahrbuchs für das Herzogtum Oldenburg, dessen Redaktion er 1894 bis 1904 übernahm.
Nach seiner Habilitation im Jahre 1898 wurde er als Privatdozent an der Berliner Universität tätig.
1902 heiratete er Margarethe Weber (1876–1954). Das Paar hatte 3 Kinder, geboren: 1910, 1914 und 1919. Die Tochter Alste Horn-Oncken (13.5.1910 Heidelberg – 27.5.1991 Göttingen) wurde Kunsthistorikerin.
Der nun verheiratete Oncken hatte im WS 1905 eine Gastprofessur in Chicago, 1906 einen Lehrstuhl an der Universität Göttingen und ab 1907 einen Lehrstuhl an der Universität Heidelberg. Hier wirkte er 16 Jahre und hier wurden auch die drei Kinder geboren.
„Ohne Berührungsängste gegenüber Arbeiterbewegung, Sozialdemokratie und Parlamentarismus bereicherte O. die etablierte Geschichtswissenschaft um eine – überwiegend biographisch orientierte – Erforschung von Parteien, sozialen Bewegungen und öffentlicher Meinung.“ 1) In der Zeit als Oncken als Professor an der Universität in Heidelberg lehrte (1907-1923), gehörte er von 1915 bis 1918 dem badischen. Landtag als nationalliberaler Abgeordneter an. „(…) nicht erst seit dem Beginn des 1. Weltkrieges strebte er eine ‚Politisierung der Nation auf der Grundlage historischer Bildung‘ an. Seine Kriegspublizistik ist umfangreich, aber maßvoll im Ton. Die Politik der Weimarer Republik begleitete er als kritischer ‚Vernunftrepublikaner‘, der es zur nationalen Pflicht erklärte, durch innere Geschlossenheit die Wiederherstellung einer deutschen Großmachtstellung zu unterstützen. Geschichte interpretierte O. als steten Kampf von Staaten um die Macht, wobei ihm der Primat der Außenpolitik ebenso wie ein im Inneren gefestigter Staat als Voraussetzungen für den Erfolg galten. Darum hatte O. lange vor 1914 immer wieder die Integration der Arbeiterschaft in den Staat gefordert. Mit seinen einschlägigen Studien wollte er dieser Integration den Weg bereiten,“ 2) schreibt Christoph Studt.
1928 erhielt Oncken einen Ruf nach Berlin. „Die ‚Machtergreifung‘ 1933 versuchte O. zunächst unter dem Aspekt ‚Einheit der Nation‘ in die Kontinuität deutscher Geschichte einzuordnen. Da er jedoch das völkisch-rassistische Geschichtskonzept des Nationalsozialismus ablehnte, blieb ein Konflikt mit dem Regime nicht aus. Seine Akademierede über die ‚Wandlungen des Geschichtsbildes in revolutionären Epochen‘ (gedr. in: Dt. Allg. Ztg. v. 13.1.1935, sowie v. O. überarbeitet in: HZ 189, 1959, S. 124-38), in der er das ‚Nebeneinander von fruchtbaren Gedanken …, aber auch von zeitgebundener Willkür‘ kritisierte, wurde zum Anlaß für eine Hetzkampagne gegen O., u. a. seitens seines zum NS-Chefhistoriker avancierten Schülers Walter Frank (1905–45) in einem diffamierenden Schmähartikel im ‚Völkischen Beobachter‘ vom 3.2.1935. Nach Solidaritätsbekundungen seiner Studenten mußte O. am 7.2. seine Vorlesungstätigkeit vorzeitig abbrechen und wurde emeritiert. (…) O. konnte zwar weiterhin publizieren, aber der feinfühlige Mann litt schwer am Dasein eines ‚Emigranten gleichsam im eigenen Land‘ (G. Ritter).|“ 3)