Paula-Westendorf-Weg
Ohlsdorf, seit 2007, benannt nach Paula Westendorf, geb. Gühlk (26.10.1893 Hamburg–3.10.1980 Hamburg), von 1946 bis 1953 SPD-Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft
Ihr Grabstein steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Siehe auch: Albert-Schweitzer-Ring
1917, im Alter von 24 Jahren, heiratete Paula Gühlk und bekam vier Söhne (geb. 1918, 1922, 1923, 1925). Später ließ sie sich scheiden und wurde 1949 wieder berufstätig. Schon vorher war Paula Westendorf politisch tätig gewesen. So wurde sie 1947 Beisitzerin des Verwaltungsgerichts, Deputierte der Kulturbehörde (1947, 1953) und der Baubehörde (1948) und außerdem stellvertretendes Mitglied des beratenden Ausschusses für das Pressewesen (1949).
Bereits in der ersten Wahlperiode (ab 30. November 1946) nach dem Zweiten Weltkrieg saß sie bis 1953 als SPD-Abgeordnete im Hamburger Parlament. Als Mitglied der Bürgerschaft brachte Paula Westendorf 1947 einen ergänzenden SPD-Antrag zum KPD-Antrag von Magda Langhans zur Einstellung der Strafverfahren bei Verstoß gegen den Paragraphen 218 ein. Sie forderte die Einrichtung öffentlicher Ehe- und Sexualberatungsstellen und setzte sich für die soziale Indikation ein. In diesen Beratungsstellen wollte sie das Thema des Schwangerschaftsabbruchs nicht biologisch behandelt wissen, sondern im Zusammenhang mit der „Menschheitsfrage“, aus Ehrfurcht vor dem Leben im Sinne Albert Schweitzers (siehe: Albert-Schweitzer-Ring) und im Gegensatz zu den „menschheitszerstörenden Praktiken der Nazis“. Als einseitigen Machtausdruck des Staates lehnte sie Strafverfolgung wegen Abtreibung ab und gab grundsätzlich zu bedenken, dass Verbote die Menschheit nicht erzögen, weil Moral nicht befohlen werden könne.
Paula Westendorf versicherte dem Parlament, dass die Beratungsstellen nicht leichtfertig Schwangerschaftsabbrüche anempfehlen, sondern das Verantwortungsbewusstsein dem Leben gegenüber stärken würden. Trotz lebhaften Beifalls war die Reaktion der Männer im Parlament hinhaltend. Der Gesundheitsausschuss verwarf aus juristischen Gründen den Antrag der KPD. Erfolg hatte nur Paula Westendorfs ergänzender Antrag. Und so wurde in den Räumen des Gesundheitsamtes eine öffentliche Ehe- und Sexualberatungsstelle eingerichtet, die als erste ihrer Art in den Westzonen im August 1948 ihre Arbeit aufnahm.
Auch Paula Westendorfs Einsatz zur Freigabe des Vertriebes von Verhütungsmitteln hatte Erfolg. Am 1. Juni 1948 gab der Senat bekannt, dass die Polizeiverordnung des früheren Reichsinnenministers vom Juni 1941 über „Verfahren, Mittel und Gegenstände zum Schwangerschaftsabbruch“ aufgehoben sei.