Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Perelsstraße

Bergedorf/Lohbrügge (1964): Dr. Friedrich Justus Perels (13.11.1910 Berlin – 23.4.1945 Berlin), Justitiar der Bekennenden Kirche, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.


Über Perels Herkunft heißt es in Wikipedia: „Friedrich Justus Perels war zweiter von vier Söhnen von Ernst Perels und dessen Ehefrau Antonie (geb. Hermes). Sein Großvater Ferdinand Perels war als Sohn jüdischer Eltern zum evangelischen Glauben konvertiert. Perels besuchte im Berliner Ortsteil Friedenau von 1922 bis 1929 das 1. Friedenauer Gymnasium (…) und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg, (…).“ 1) Nach den Examina von 1933 und 1936 wurde er aus „rassischen Gründen“ nicht mehr in den Justizdienst übernommen.

Perels war schon in seiner Jugend eng mit der Evangelischen Kirche verbunden. „Nach seinem Assessorexamen wurde P. im Januar 1936 Justitiar beim Bruderrat der Bekennenden Kirche, wo er ein juristisches Verteidigungssystem für Pfarrer, Kirchengremien und ihnen nahestehende Rechtsanwälte aufbaute. Es gelang ihm, viele Angriffe von Staat, Partei und der deutsch-christlich dominierten Deutschen Ev. Kirche gegen die Bekennende Kirche und ihre Pfarrer abzuwenden. Anstelle der 1937 verbotenen Predigerseminare setzte er Sammelvikariate, in denen Hilfsprediger ausgebildet wurden.“ 2)

Perels übernahm die juristische Beratung jener Mitglieder der Bekennenden Kirche, die mit dem NS-Regime in Konflikt gerieten, und wurde ein enger Mitarbeiter von Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer [siehe: Bonhoefferstraße]. Perels setzte sich besonders für verfolgte Jüdinnen und Juden ein.

1940 heiratete Perels Helga Kellermann, (geb. 1915) mit der er 1942 einen Sohn bekam. Im Jahr der Verehelichung ließ sich Perels als Rechtsanwalt nieder, arbeitete aber weiterhin für die Bekennende Kirche.

Im Jahre 1940 bekam er über Bonhoeffer Kontakt mit dem Widerstandskreis im Amt Ausland/Abwehr. Auf diese Weise nahm er teil an den Vorbereitungen für das „Unternehmen Sieben“. Nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 „wusste er, dass er - obwohl daran nicht beteiligt - gefährdet war, floh aber aus Rücksicht auf seine Familie nicht ins Ausland. Am 5. Oktober 1944 wurde er als angeblicher Mitwisser der Verschwörung verhaftet, ins Gefängnis in Berlin-Moabit eingeliefert, verhört und gefoltert, am 2. Februar 1945 wegen Mitwisserschaft durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. (…). In der Nacht vom 22. auf 23. April, als die Befreiung Berlins durch sowjetische Truppen schon im Gange war, wurde Perels nahe des Potsdamer Bahnhofs ohne Vollstreckungsbefehl gemeinsam mit Klaus Bonhoeffer, Rüdiger Schleicher und anderen von einem SS-Kommando erschossen und verscharrt.“ 3)

Vierzig Jahre später schrieb Friedrich Perels Witwe Helga Perels: „an den Fraktionsvorsitzenden der beiden sich christlich nennenden Parteien im deutschen Bundestag diesen Brief: ‚Sehr geehrter Herr Dregger, wenn Sie sich daran erinnern, daß Sie am letzten Kriegstag mit 24 Jahren mit Ihrem Bataillon die Stadt Marklissa in Schlesien gegen Angriffe der Roten Armee verteidigt haben, so erinnere ich mich daran, daß heute – am 22. April vor vierzig Jahren – mein Mann, der Jurist der Bekennenden Kirche, Friedrich-Justus Perels, mit 35 Jahren aus dem Gestapo-Gefängnis in Berlin, Lehrterstr. 3, nachts mit anderen Mitgefangenen von einem SS- Sonderkommando herausgeholt wurde und unter dem Vorwand der Verlegung mit Genickschuss hinterrücks ermordet wurde … In einem Gespräch hat mein Mann seinerzeit gesagt: ,Es fallen so viele für dieses System, es ist besser, man fällt gegen dieses System.‘“. 4) Diesen Satz seiner Mutter zitierte der Sohn Joachim Perels in seiner Rede auf einer Veranstaltung des Fachbereichs Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Universität Hannover am 8.5.1995.