Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Uhdeweg

Groß Flottbek (1936): Fritz von Uhde (22.5.1848 Gutsbezirk Wolkenburg/Sachsen – 25.2.1911 München), Maler.


Die Verkehrsfläche wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.

Fritz von Uhde war der Sohn von Anna Auguste Clara von Uhde, geborene Nollain und des Kreis-Direktors von Zwickau, geheimen Regierungsrats und Präsidenten des Evangelischen Landeskonsistoriums in Sachsen, Bernhard von Uhde.

Uhdes Mutter hatte von Kaiserin Augusta das Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen verliehen bekommen. Diesen Orden erhielten Frauen, „die sich in aufopfernder Tätigkeit zum Wohle der kämpfenden Truppe und deren Angehörigen während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 verdient gemacht hatten“. 1)

Fritz von Uhdes künstlerische Begabung wurde von seinen Eltern schon früh erkannt. Auch sie und Uhdes Schwestern malten. Die Kinder bekamen privaten Malunterricht, und Vater von Uhde fuhr mit seinem damals 16 Jahre alten Sohn nach München und ließ dessen Zeichnungen begutachten, die als tauglich angesehen wurden.
„Als 1866 die Begeisterung für die Gegner Preußens entflammte und Uhde nach dem Abitur in die österreichische Armee eintreten wollte, sorgte das elterliche Veto für ein Einschreiben des achtzehnjährigen an der Kunstakademie in Dresden. Er kam in die unterste Klasse, in der mit nadelspitzer Kohle oder hartem Bleistift Gipsmasken und Büsten pedantisch abgezeichnet werden mussten. Das Unbehagen wuchs und nach kaum drei Monaten wurde die Ausbildung zum Künstler abgebrochen und eine Offizierslaufbahn eingeschlagen.“ 2)

Zehn Jahre lang, von 1867 bis 1877, betätigte sich von Uhde in Sachsen als Berufsoffizier. 1878 beendete der damals 30jährige von Uhde seine Militärlaufbahn, um nun in München an der Kunstakademie zu studieren.
1880 heiratete Fritz von Uhde in München Amalie von Endres (1849–1886). Das Paar bekam drei Töchter (geboren: 1881, 1882, 1886). Die Tochter Anna (1881–1970) blieb unverheiratet und wurde Kunstmalerin, die Tochter Sophie (1886-1956) betätigte sich als Reiseschriftstellerin.

Als Vater von zwei kleinen Kindern schuf von Uhde 1884 mit seinem Gemälde „‘Lasset die Kindlein zu mir kommen‘ (…) sein erstes religiöses Gemälde. Auf Grund seiner neuen koloristischen Anschauung und seiner naturalistischen Formenbildung wollte er die Geschichte des Neuen Testaments in enge Beziehungen zur Gegenwart setzen und mit starker Hervorhebung der unteren Volksklassen zu einer neuen, tief und schlicht empfundenen Darstellung bringen. Sein Motiv des Arme-Leute-Jesus wurde letztlich in der expressionistischen Kirchenmalerei wieder aufgenommen. (…). Fritz von Uhde war somit einer der Vorläufer der modernen Kirchenkunst des 20. Jahrhunderts.“ 3)

Von entscheidender Bedeutung für den Kunststil, den von Uhde entwickelte, war die Bekanntschaft mit dem Maler Max Liebermann (siehe: Liebermannstraße). „Wie dieser reiste er 1882 erstmals nach Holland und beschäftigte sich dort mit Freilichtmalerei sowie dem Werk von Frans Hals und zeitgenössischer niederländischer Malerei. Seitdem entstanden verstärkt Gemälde in einer am französischen Impressionismus angelehnten Malweise und mit religiöser Thematik, die Uhde rückblickend erläuterte: ‚Als ich in die Moderne hineinkam, respektive aus dem Schwarzen heraus ins Licht, da habe ich gedacht: etwas muß dabei sein, das die Leute innerlich packt, sonst kann man ja mit seinen Bildern keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken. Ich wollte nicht bloß Naturstudien geben, ich suchte Inhalt; sonst sind, dachte ich, die Bilder ja von Haus aus langweilig. Die Impressionisten wollen nur eine neue malerische Formel. Ich suchte so etwas wie eine Seele […].‘ Neben der gewünschten Verinnerlichung suchte er aber auch den Erfolg. Uhdes ‚religiöse Freilichtmalerei‘ (Peter-Klaus-Schuster) war von Jules Bastien-Lepage beeinflusst und zunächst sehr umstritten: Die protestantische Kirche störte sich an seinem Christusbild, das ihr zu volksnah erschien. Um 1890 gab es anlässlich geplanter Kunstankäufe Debatten im bayerischen Landtag. Das alles steigerte Uhdes Bekanntheitsgrad erheblich und infolge malte er konsequent ‚bedeutsame‘ Bilder, die seine Malerei zum Tagesgespräch machten und mit denen er schon bald sehr hohe Verkaufspreise erzielte. Daneben entstand ein ‚privates‘ Werk, das auf religiöse Inhalte weitgehend verzichtet und sich auf Bildnisse der Familie und Ansichten der jeweiligen Wohnsitze (…) beschränkte.“ 4)

1886 starb von Uhdes Ehefrau Amalie bei der Geburt des dritten Kindes. Fritz von Uhde war damals 32 Jahre und fortan alleinerziehender Vater, dabei hatte er sicherlich Hilfskräfte, die ihn unterstützten. Er heiratete nicht wieder. Seine Töchter dienten ihm oft als Motiv für von ihm geschaffenen Gemälden.

Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau wurde von Uhde Professor an der Münchner Akademie. Er gründete 1892 die Münchner Sezession, deren Präsident er von 1899 bis 1904 war; auch war er 1901 Mitbegründer des Vereins bildender Künstler. Ebenso wurde er zum Vizepräsidenten des Deutschen Künstlerbundes ernannt. 1902 bekam er den Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst verliehen und wurde zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.

Von Uhde, der ein Atelier mit zwei weiteren Malerkollegen in der Münchner Theresienstraße nutzte und seit 1896 ein Landhaus am Starnberger See besaß, führte den ihm verliehenen Titel königl. Prof. und verdiente auch Geld mit dem Zeichnen von Stollwerkschokoladenbildern. Anlässlich seines 6o. Geburtstages wurde er 1908 zum Ehrendoktor der theologischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt.

Nachdem Fritz von Uhde gestorben war, unternahm seine jüngste Tochter Sophie von Ude, kurze Zeit verheiratet mit dem Offizier Ludwig Drechsel, und durch die Erbschaft finanziell unabhängig, einige Weltreisen. Sie wurde eine bekannte Reiseschriftstellerin.