Vorbeckweg
Bahrenfeld (1964): Franz Vorbeck (4.9.1869 Rostock -16.12.1952 Hamburg), Kaufmann, Gemeindevertreter in Groß Flottbek.
Franz Vorbeck absolvierte von 1886 bis 1888 in seinem Geburtsort Rostock im familieneigenen Lebensmittelhandel August Vorbeck eine Lehre. Anschließend zog er zwecks weiterer Ausbildung nach Hamburg. Ab 1888 war er bei der Firma Eichholz & Loeser, Getreide- und Futtermittelimport, in der Altstadt beschäftigt. Dort beendete er seine Lehre und wurde als Angestellter übernommen. 1898 wechselte er als Direktor an die Baltische Mühlen AG, in Kiel. Zugleich war er dort Aufsichtsratsvorsitzender. In jener Zeit wurde er auch Mitglied der 1866 ins Leben gerufenen Kieler Freimaurerloge Alma an der Ostsee. Ab 1906 firmierte er als Mitinhaber des 1858 gegründeten Altonaer Unternehmens H. A. Inselmann, Mehl und Mühlenfabrikate en gros.1) Bereits 1896 hatte er in Altona die dort geborene Minna Auguste Adele Schmidt geheiratet. Sie starb 1927.
Vor 1933 gehörte Vorbeck der im November 1918 gegründeten Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an, ein Sammelbecken all jener, die mit den revolutionären Veränderungen jener Zeit nicht einverstanden waren. 2) Dazu zählten Nationalliberale, Antisemiten (darunter viele radikale), Nationalkonservative, Monarchisten und Deutschvölkische. Zentrale Ziele der Partei „waren, der Kampf für ein starkes deutsches Volkstum’, die Versöhnung von Nation und Arbeiterschaft, die rücksichtslose Bekämpfung der Republik und des Sozialismus, die Restauration der Monarchie, die Stärkung des Einflusses der evangelischen Kirche und eine Revanchepolitik, die territorial auf die Grenzen von 1914 und die Rückgabe der Kolonien zielte“. 3) Nach einer Phase der Integration in die Weimarer Republik vertrat die DNVP nach der Wahl des Verlegers Alfred Hugenberg zum Parteivorsitzenden im Oktober 1928 wieder extreme antirepublikanische Ansichten und Forderungen. 4) 1930 kooperierte die DNVP mit der NSDAP, im Juni 1933 löste sie sich selbst auf und ihre Reichstagsabgeordneten schlossen sich der NSDAP-Fraktion an.
Außerdem war Vorbeck nach 1933 Mitglied einer militärischen Kameradschaft des NS-Reichskriegerbundes „Kyffhäuserbund“ (ab März 1938 NS-Reichskriegerbund „Kyffhäuser“). 5) Dieser war aus dem Kyffhäuserbund hervorgegangen, der sich 1933 hatte gleichschalten lassen. Vermutlich hatte Vorbeck auch diesem bereits angehört. Darüber hinaus war er mit seiner Firma Mitglied des Reichsnährstandes, einer ständischen Organisation der Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich von 1933 bis 1945. 6)
Weder in der NSDAP-Zentralkartei noch in der NSDAP-Gaukartei des Berlin Document Center im Bundesarchiv findet sich eine auf Franz Vorbeck ausgestellt Mitgliederkarte, sodass sich eine Parteimitgliedschaft darüber nicht nachweisen lässt.
Wegen seines Alters musste er im Zweiten Weltkrieg keinen Militärdienst leisten. Er war Mitinhaber der Firma Inselmann bis zu seinem Tod am 16.12.1952. 7)
Vorbeck wohnte nach dem Zweiten Weltkrieg in der Schenkendorfstraße 16 in Hamburg Groß Flottbek.
Text: Frauke Steinhäuser