Zesenstraße
Winterhude (1927): Philipp von Zesen (8.10.1619 Priorau/Bitterfeld -13./23.11.1689 Hamburg), Dichter
Siehe auch: Riststraße
Philipp von Zesen war der Sohn von Dorthe Zesen, geb. Paschasius und des evangelischen Pfarrers Philipp Zesen.
Philipp von Zesen studierte Theologie. Er soll aber auch Philosophie und Geschichte studiert haben. 1641 schloss er sein Studium mit dem Magister ab. „1642 bis 1648 lebte er überwiegend in Amsterdam, Leiden und Utrecht, reiste jedoch auch nach Frankreich und England. Über 25 Jahre hielt sich Philipp von Zesen in den Niederlanden auf. Die Ursachen für diesen langen Aufenthalt bleiben allerdings unklar“1) schreibt Chrystèle Schielein in ihrer Dissertation „Philipp von Zesen: Orthographiereformer mit niederländischen Vorbildern?“. Und weiter heißt es bei ihr: „1643 oder 1644 gründete Zesen mit anderen Gelehrten die Deutschgesinnte Genossenschaft, eine Vereinigung zur Pflege der deutschen Sprache, in der er den Namen ‚Der Fertige‘ trug. Zesen blieb bis zu seinem Tode die Hauptfigur dieser Gesellschaft.“2)
Im in der zweiten Hälfte des 19. Jhds. vom Verein für Hamburgische Geschichte herausgegebenen „Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart“ heißt es allerdings, dass Philipp von Zesen bereits nach seinem Magisterexamen nach Hamburg kam und dort 1643 die „Teutsch gesinnte Genossenschaft oder der Rosenorden“ gründete und den Namen „der Fertige“ führte. 3)
Die Gesellschaft war in verschiedene Zünfte eingeteilt und bestand bis 1705. Auch Frauen konnten Mitglied werden und sogar den Vorsitz übernehmen. Die geistliche Lyrikerin Katharina Regina von Greiffenberg (7.9.1633 Schloss Seisenegg/Niederösterreich – 10.4.1694 Nürnberg) stand der „Lilienzunft“ vor, die sieben Zunftsitze und sieben Mitglieder hatte. Katharina Regina von Greiffenberg erhielt dort den Namen „Die Tapfere“. Die Dichterin Ursula Hedwig von Veltheim (21.3.1642 Alvensleben – 15.9.1719 Deersheim) war die Oberzunftmeisterin der Nägleinzunft mit 24 Zunftgenossen und hatte den Namen „die Kluge“.4)
In der Allgemeinen Deutschen Biographie heißt es, dass von Zesen nach „Vollendung seiner Studien (…) die peregrinatio academica an[trat]. Diese führte ihn zuerst nach Hamburg, wo er im Herbst 1641 eintrifft. Hier machte er gleich die persönliche Bekanntschaft des Wedeler Pastors Johannes Rist [siehe: Riststraße], mit dem er schon von Halle aus in brieflichem Verkehr gestanden hatte. Die Beziehungen wurden bald recht herzlich, [später wurde Rist von Zesens Widersacher, R. B.] (…). Auch mit der Schlesierin Dorothea Eleonore v. Rosenthal, die er schon in Halle kennen gelernt und die ihm ihre Poetischen Gedanken gewidmet hatte, kam er hier wieder in Berührung. Sie ist die erste von den Frauen, die Z. als Dichter zu schätzen wußten, doch ist ihr Verhältniß zu ihm schwerlich über das des gemeinsamen poetischen Interesses hinausgegangen.“ 5)
Zesen widmete Dorothea Eleonore von Rosenthal (gest. 1649): „1642 seine ‚Poetischen Rosenwälder‘ und lobte sie ebenso unbändig wie sie ihn. Sie gilt für das Modell zur Rosemund. Bemerkenswerth ist das Bekenntniß, daß sie Liebesgedichte ohne jeden inneren Antrieb zur Uebung auf diesem ‚Wetzstein‘ poetischer Gedanken anfertigte. Sie verbrachte mehrere Jahre in England und Holland,“ 6) schreibt Julius Pagel in der Allgemeinen Deutschen Biographie.
Zesen hatte damals Freunde am Schwedischen Hof. Karl Dissel dazu in der Allgemeinen Deutschen Biographie: „Diese gewährten ihm ihre Protection und haben ihn wol hie und da in ihren Diensten verwendet. (…). Z. hatte in diesen Kreisen Gelegenheit, sich weltmännische Umgangsformen anzueignen; einer seiner Freunde, der Freiherr v. Alewein, der unter seinem Zunftnamen, der Schmeckende, den er in der deutschgesinnten Genossenschaft führte, 1649 eine Anleitung zur Höflichkeit herausgab, rühmt darin den Färtigen (d. i. Zesen) als einen, der durch Gewohnheit und Erfahrung so weit gekommen sei, ‚daß er an zierlichen Reden, höflichen Sitten und anmuthigen Geberden keinem Höflinge weiche‘“. Daß Z. bei den Frauen so viel Anerkennung und Theilnahme fand, ist vielleicht nicht zum wenigsten auf die hier gerühmten Eigenschaften zurückzuführen. Die Frauen spielen überhaupt während der ersten Jahre seines holländischen Aufenthalts eine große Rolle in seinem Leben. Die Gedichte aus dieser Periode geben uns über den Umfang seiner weiblichen Bekanntschaften und Liebschaften ziemlich genauen Aufschluß; die ‚allertiefste Wunde‘ hat ihm ‚die übermenschlich schöne‘ Rosemund zugefügt; ihr ist er in inniger, tiefer Herzensneigung zugethan gewesen, an sie hat er seine besten Gedichte gerichtet und nach ihrem frühen Tode hat er mit ihrem Namen einen förmlichen Cultus getrieben; sie war ihm Diotima und Laura zugleich.“ 7)
Chrystèle Schielein berichtet in ihrer Dissertation über Zesens Mitgliedschaft in der „Fruchtbringenden Gesellschaft“: „1646 und 1648/49 hielt sich Zesen wieder in Deutschland auf und versuchte Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft zu werden. Bereits 1644 hatte er dem Dichterkreis die Übersetzung des Romans Ibrahim bassa gewidmet und (…) versucht, aufgenommen zu werden. Jedoch gelang es Zesen erst 1648, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft zu werden, in der er den Namen ‚der Wohlsetzende‘ trug.“ 8)
Mitglied in der fruchtbringenden Gesellschaft zu sein, schien also sehr erstrebenswert. Chrystéle Schielein geht in ihrer Dissertation der Frage nach, warum von Zesen so erpicht auf diese Mitgliedschaft gewesen war. Dazu schreibt sie: „Ihre patriarchalische Rangordnung, die räumliche Entfernung ihrer Mitglieder, die nur schriftlichen Kontakt zuließ, die geographische und politische Zersplitterung des deutschen Sprachgebiets und der dreißigjährige Krieg erschwerten das Wirken dieser Gesellschaft erheblich.
Andererseits trugen die Widmungen und Ehrengedichte der Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft , welche in den Vorworten ihrer Werke standen, dazu bei, Beziehungen bis zur der Spitze der sozialen Hierarchie zu knüpfen. Darin lag höchstwahrscheinlich auch der Hauptgrund von Zesens Bemühungen, Mitglied zu werden. F. van Ingen schreibt hierzu: ‚Man kann verstehen, daß es für einen Mann wie Zesen von größter Wichtigkeit war, in die älteste deutsche Sprachgesellschaft [...] aufgenommen zu werden: Das erst hätte die offizielle Anerkennung durch die gelehrt-literarische Welt bedeutet, der schon in jungen Jahren sein Ehrgeiz galt.‘ Es ist anzunehmen, daß sich Zesen dadurch zusätzlich ein öffentliches Amt erhoffte oder zumindest das Ansehen seiner Deutschgesinnten Genossenschaft anzuheben versuchte.“ 9)
Über Zesens materielle Situation heißt es bei Chrystèle Schielein: „Seinen Lebensunterhalt bestritt Zesen hauptsächlich durch seine schriftstellerischen Aktivitäten, da er trotz seiner Beziehungen zum schwedischen Hof nie ein Amt bekleidete. Als Korrektor und Übersetzer hat er in Holland bei verschiedenen Verlagen gearbeitet, (…). Aus mehreren Briefen Zesens an den Wolfenbüttler Bibliothekar Daniel Hanisius geht hervor, daß er sich in ständiger Geldnot befand. Er hoffte durch Hanisius Hilfe ‚von einem Hofe hier oder im Hage einige Bestallung‘ zu erlangen.
1653 wurde Zesen auf dem Reichstag in Regensburg geadelt. Als Kaiserlicher Hofpfalzgraf hat er später Dichter gekrönt und wohl aus dieser Betätigung Einnahmen erzielt. (…).“ 10)
Das Lexikon der hamburgischen Schriftsteller erwähnt, dass sich Philipp von Zesen 1669 in Amsterdam verheiratete und dass die Ehe kinderlos blieb. In Wikipedia heißt es: „1672 heiratete Zesen die Leinwandhändlerin Maria Becker aus Stade, mit der er sich in seinen letzten Lebensjahren wieder in Hamburg niederließ.“ 11) Bei der Verehelichung war Zesen 53 und Maria Becker 18 Jahre alt.
Und in der Allgemeinen Deutschen Biographie ist zu lesen: „Aber mit der Ehe kam nicht das Glück. Hatte er bisher zur Noth von seiner Schriftstellerei leben können, wie sollte er jetzt Frau und Schwiegermutter noch obendrein ernähren können, selbst wenn ihm nach dem Tode des Vaters (1668) eine kleine Erbschaft zugefallen war. In der That fühlte er denn auch, mehr als je, jetzt das Bedürfniß, endlich eine ‚anständige Bedienung‘ zu bekommen, denn der Rathstitel, den er 1671 von mehreren anhaltischen Fürsten erhielt, brachte ihm nur den leeren Namen, keine Besoldung. Seine Briefe, die er an seinen Mitgenossen unter den Deutschgesinnten, den Bibliothekar Hanisius in Wolfenbüttel schrieb, sind voller Klagen über sein Verhängniß und voller Sehnsucht nach einer Beförderung. Da es ihm in Holland nicht mehr glückte, verlegte er bald nach der Verheirathung seinen Wohnsitz nach Hamburg, von wo er bald hier bald dorthin reiste, um ein Amt zu finden. Aber alle Bemühungen waren vergeblich, (…).
Noch einmal, im Frühjahr 1679, ging er mit seinem ganzen Hausstande nach Holland; fast wider seinen Willen hatte er sich ‚durch seiner Liebsten Mutter dorthin schleppen lassen‘, aber ein angefangener Leinwandhandel wollte nicht von statten gehen und längere Krankheit drückte ihn schwer darnieder. So kehrte er 1683 wieder nach Hamburg zurück. Hier hat er sich mit schriftstellerischen Arbeiten mannigfaltigster Art beschäftigt und die Geschäfte des Rosenordens unermüdlich weiter führend noch bis 1689 gelebt.“ 12)
Von Zesens Hauptanliegen war die Reform der deutschen Orthographie. Daneben schrieb er aber auch Gedichte und Lieder. Dazu Chrystèle Schielein: „1640 erschien die erste Auflage von Zesens Poetik Deutscher Helicon, die insgesamt vier Auflagen erlebte. In einem Brief an C. Gueintz behauptet Zesen, daß er die Vorlage für dieses Reimlexikon bereits mit 12 Jahren geschrieben hatte. (…) Die ersten Stellungnahmen Zesens zur Rechtschreibung tauchen in der Hooch Deut -sche(n) Spraachubung (1643) auf. Bemerkenswert ist die Form dieses Werkes, welche ein Zwiegespräch zwischen den Figuren Deutschlieb, Liebhold und Adelmund darstellt. Ein Brief, den Adelmunds Dienerin gefunden hat, gibt Deutschlieb Anlaß, seine Ansichten über Fremdwörter und Rechtschreibung zu äußern. Deutschlieb, der die Ideen des jungen Zesens vertritt, weist die von den beiden anderen vertretenen Sprachauffassungen zurück. (…). Ab 1644 beschäftigt sich Zesen mit Übersetzungen von Romanen aus der französischen Sprache. Nach Lysander und Kaliste (1644) gab er Ibrahim Bassa (1645) und die Afrikanische Sofonisbe (1647), sowie sein eigenes Werk Adriatische Rosemund (1645) heraus. (…) 1645 erschien Lustinne das ist / Gebundene Lust-Rede von Kraft und Wurkung der Liebe, (…). Ferner schrieb Zesen sowohl historische Abhandlungen, darunter Leo Belgicus (1660), Beschreibung der Stadt Amsterdam (1664), als auch Erbauungsschriften und Liedersammlungen. (…) Beachtenswert sind Zesens vielfältige Übersetzungsarbeiten, sowohl ins Deutsche als auch ins Niederländische, auch wenn Zesens Anteil an einigen ihm zugeschriebenen Werken unklar bleibt.“13)
Warum beschäftigte sich von Zesen und andere in der damaligen Zeit mit dem Thema Orthographiereform? Dazu erläutert Chrystèle Schierlein: „Der dreißigjährige Krieg erwies sich in vielerlei Hinsicht als Katastrophe für Deutschland. Als Konsequenz des Krieges ergab sich jedoch auch die Entwicklung eines Nationalgefühls und damit verbunden eine intensive Beschäftigung mit der deutschen Sprache. Dabei wurden Forderungen laut, wie z. B. nach der Berücksichtigung der Muttersprache als Unterrichtssprache, der Entfernung von Fremdwörtern aus der deutschen Sprache sowie der Erforschung der Geschichte der Muttersprache. Das hohe Alter der deutschen Sprache, ihre Ebenbürtigkeit mit der hebräischen, lateinischen und der griechischen Sprache und ihre Reinheit wurden in den Vordergrund gestellt.
Um 1640 wurde die linguistische Diskussion von ideologischen und politischen Zügen geprägt. Der sprachliche Nationalismus, der seine Wurzeln in der Reformation und im Humanismus hatte, erlebte eine neue Blüte mit der Verbreitung deutschsprachiger Literatur. Dabei spielte die Gründung der Sprachgesellschaften eine bedeutende Rolle (…) da sie der Förderung, Pflege und Reinheit der deutschen Sprache dienten. Bereits 1617 entstand die Fruchtbringende Gesellschaft (…). Das Ziel dieser Vereinigung war, daß man die ‚Hochdeütsche Sprache in ihrem rechten Wesen und Stande / ohne Einmischung frembder außländischer Wort / aufs möglichste und thunlichste erhalte / und sich so wol der besten Aussprache im Reden / als der reinesten Art im Schreiben und Reime=dichten befleißige.‘
Im Rahmen dieser Sprachgesellschaft wurden zahlreiche sprachtheoretische Werke herausgegeben, in denen das Verhältnis zwischen geschriebener und gesprochener Sprache, vor allem im Bereich der Grammatik und der Lexikographie thematisiert wurde.
Da kein kulturell-politisches Zentrum im deutschen Sprachgebiet vorhanden war, fand ein richtiggehender Wettbewerb zwischen den verschiedenen Dialekten statt, um die Festlegung der Sprachnorm, das ‚richtige Deutsch‘, näher zu definieren. Von besonderer Bedeutung war die Frage nach den Bestimmungsgrößen der Sprachnorm. Zwei Parteien standen sich gegenüber: – Einerseits vertraten Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, die Hauptfigur der Fruchtbringenden Gesellschaft, Christian Gueintz und andere ostmitteldeutsche Poetiker (darunter auch Philipp von Zesen) die Ansicht, daß der Schreibusus der in Meißen und Schlesien gebildeten Stände als normgebend zu betrachten sei (anomalistischer Lösungsansatz). – Andererseits waren Schottelius und Harsdörffer der Auffassung, daß die hochdeutsche Sprache einer über den Dialekten stehenden Sprache entspricht, (…)
Im Zusammenhang mit der Frage der Realisierung einer einheitlichen Schriftsprache wurde die Aufstellung von Grundsätzen der Rechtschreibung im Rahmen der Fruchtbringenden Gesellschaft rege diskutiert. Die Mitglieder dieser Sprachgesellschaft vertraten die Ansicht, daß eine Vereinheitlichung der Rechtschreibung erst durch eine Einigung über die orthographischen Grundsätze erfolgen konnte.“ 14)
Über die Diskussion einer Reform der Orthographie schreibt Chrystéle Schielein: „In Deutschland fand die Orthographiediskussion hauptsächlich im Kreise der Sprachgesellschaften, wie der Fruchtbringenden Gesellschaft statt. Debattiert wurde somit nur unter Gelehrten, deren vorrangiges Ziel es war, die theoretischen Grundlagen für eine allgemeingültige Grammatik zu schaffen. Zesen wollte die richtige Rechtschreibung insbesondere für Deutschlernende aus der Aussprache entnehmen. Damit beabsichtigte er nicht, eine Orthographie mit didaktischer Intention zu verfassen, sondern wollte lediglich seine sprachwissenschaftlichen Ansichten publik machen.“ 15)
Nach Schieleins Erkenntnis ist von Zehrens Orthographiereform auch heute noch aktuell. So schreibt sie 2002: „Bei der näheren Analyse von Zesens orthographischen Neuerungen fällt auf, daß die von ihm angesprochenen Problembereiche der Rechtschreibung sich teilweise in der Diskussion zur aktuellen Reform wiederfinden. Dabei überrascht vor allem die Tatsache, daß diejenigen Vorschläge Zesens, die schon zu seinen Lebzeiten besondere Kritik hervorgerufen haben, auch heute noch Kernbereiche der Reform darstellen. Die Probleme der graphischen Kennzeichnung der Vokalquantität (Dehnungs-h), der s/ß-Schreibung (Fass, musste), der Konsonantenbuchstabenverdoppelung (Stopp, Ass, Tipp), der Vermeidung von Konsonantenhäufungen ( zu ) und der graphischen Angleichung von Varianten der Stammschreibung in einzelnen Fällen (Nummerieren wegen Nummer) sind immer noch aktuell. Auch der Bereich der graphischen Integration von Fremdwörtern entsprechend der Aussprache (Graphie oder für (Zigarre, Kulisse, Zyklus) ; für ( Panter, Tunfisch ); für (Fotografie, Telefon, Delfin); für (Spagetti, Jogurt) und zu (substanziell, Potenzial)) ist noch immer Gegenstand der Orthographiedebatte. Zesens Reformvorschläge, die an Aktualität nach mehr als dreihundert Jahren nichts eingebüßt haben, verdeutlichen die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der Geschichte der deutschen Rechtschreibung als wichtige Voraussetzung für das Verständnis der heutigen Rechtschreibung.“ 16)
Schielein resümiert: „Es steht fest, daß Zesen mit seinen orthographischen Neuerungen die gesamte literarische Fachwelt gegen sich hatte. Diese Tatsache war Zesen durchaus bewußt, (…). Die heftige Kritik, auf die Zesens Orthographiereform bei den zeitgenössischen Grammatikern stieß, zielte nicht etwa auf Zesens Orthographieprinzipien als solche ab, sondern (…) – auf die Tatsache, daß Zesen seine Reformvorschläge trotz der Kritik in seinen Werken verwirklichte. (…). Bemerkenswert an Zesen ist, daß er trotz der harschen Kritik seiner Kollegen nicht wesentlich von seiner außergewöhnlichen Orthographie abwich. (…). Wenn Zesen auch in seiner Eigenschaft als Orthographiereformer letztendlich kein Erfolg beschieden war, so hält er dennoch einen festen Platz in der deutschen Orthographiegeschichte inne, der es rechtfertigt, seine Reformvorschläge zur geschichtlichen Aufarbeitung der deutschen Orthographie heranzuziehen. Um so bedauerlicher ist es, daß er sich diesen Platz durch ständige Anfeindungen und stete Ablehnung errungen hat. Es kann aber als Verdienst Zesens angesehen werden, mit seinen oft eigenartigen Vorschlägen zu seiner Zeit ein ‚sprachkritisches Bewußtsein in Deutschland provoziert zu haben.‘“ 17)