Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hennebergstraße

Poppenbüttel (1934), nach der Familie Henneberg aus Braunschweig. Sie wurde 1855 Besitzerin des Poppenbüttler Hofes.


Siehe auch: Marienhof
Siehe auch: Wentzelstraße

Die Straße wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.

Über die Familie Henneberg schreibt Georg-Wilhelm Röpke: „Die Hennebergs haben in ihrer Braunschweiger Heimat dem Land in verantwortlichen Positionen gedient.“ 1) Damit meinte er die Männer der Familie Henneberg. Auf die Darstellung der Leistung der Frauen legte er keinen Wert. Nur einmal nennt er ein weibliches Familienmitglied, ohne aber ihren Namen zu erwähnen. Röpke weist die geneigte Lesendenschaft lediglich darauf hin, dass Albert Henneberg 1855 „das von seiner Tante gekaufte Schillersche Gut in Poppenbüttel“ 2) übernahm. Angelika Rosenfeld und Thomas Fraatz-Rosenfeld hingegen streichen in ihrem Buch über Poppenbüttel die Bedeutung der Tante für die Entwicklung der Besitzverhältnisse der Familie Henneberg heraus, indem sie schreiben: „1902 war die Familie Henneberg Eigentümerin aller Vollhöfe Poppenbüttels, dazu fast aller Kätner- und Zubauerstellen (…). Ausgangspunkt war das Jahr 1855. Am 9.6.1855 kaufte Amalie Löbbecke, geb. Henneberg aus Braunschweig von dem ‚Lieutenant a. D.‘ Eduard Friedrich Holtzermann dessen Besitz in Poppenbüttel von 513 Tonnen Größe, was ungefähr 250 ha entsprach. Frau Löbbecke soll den Besitz für ihren Neffen Albert Henneberg erworben haben, der ein Jahr später das Areal von ihr pachtete.“ 3)

Nach dessen Ehefrau Marie Henneberg (1835-1906) wurde 1950 die Verkehrsfläche Marienhof (siehe: Marienhof) benannt. Dort befand sich einst der Hof von Albert Henneberg, den er nach seiner Frau benannt hatte.

Albert Henneberg ließ neben einem Park auch eine kleine Burg auf einer ehemaligen, von ihm erworbenen Lehmkuhle, errichten. Das Gebäude wurde 1884 fertiggestellt. „Die Burg hatte zwei Räume. Ein Zimmer enthielt Andenken an Lessing, den familiäre Bande mit den Hennebergs zusammenbrachten und das Hennebergsche Familienarchiv (bis 1907). (Die älteste Tochter von Eva König, Lessings Verlobter, heiratete einen Henneberg).“ 4)
1857 „übernahm Alberts Vetter Bruno Henneberg die Landwirtschaft“. 5)

Doch so einfach ist die Familiengeschichte der Hennebergs nicht erzählt. Dazu Angelika Rosenfeld und Thomas Fraatz-Rosenfeld: „Die Entstehungsgeschichte des Hennebergschen Großgrundbesitzes ist nicht ganz klar: Es gibt auch die Version, daß Bruno Henneberg aus Wasserleben sechs Besitzungen in Poppenbüttel in Größe von 513 Tonnen von Konsul Schiller kaufte. Bei den sechs Besitzungen hat es sich sicher um sechs Vollhöfe des Dorfes gehandelt, von denen vier bereits von Pastor Führer zusammengekauft und 1853 von Schiller übernommen worden waren. Schiller scheint die beiden anderen Höfe zusätzlich erworben zu haben. Welche Rolle der Lieutnant Holtzermann spielte, ist nicht bekannt.

Noch verworrener wird die Geschichte dadurch, daß Albert und Bruno nebeneinander am Marktplatz ihrer Besitzungen hatten. Albert gab also nicht alles auf, er kaufte sogar eine Hofstelle (…) hinzu.“ 6)

Röpke berichtet über Bruno Henneberg, Vater von fünf Kindern und 1899 gestorben: Dieser „erweiterte den Landbesitz auf 412 ha, insbesondere durch Zukauf des Hofes Treudelberg. In der preußischen Zeit nach 1866 war der Poppenbüttler Gutsherr im stormarnschen Kreistag, im Provinzial-Landtag und im preußischen Abgeordnetenhaus vertreten. Sein Sohn und Nachfolger Eduard erhielt 1895 die Stelle des Amtsvorstehers im Amt Poppenbüttel. Seine Amtsstube befand sich über dem Pferdestall und war außer ihm mit einem Amtsschreiber besetzt, den er aus seiner schmalen Aufwandsentschädigung honorieren musste.“ 7) Frauen waren in der patriarchalen Gesellschaft von solchen Ämtern ausgeschlossen.

Angelika Rosenfeld und Thomas Fraatz-Rosenfeld berichten über Bruno Hennebergs Sohn Eduard, der von 1866 bis 1940 lebte und mit einer Tochter des Poppenbüttler Arztes Dr. Otto verheiratet war: Er war: „bis 1933 Mitglied des stormarnschen Kreistages, z. T. stellvertretender Landrat, Mitglied der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisvereins Stormarns und landwirtschaftlichen Vereins ‚An der Alster‘, Kirchenältester in Bergstedt und Mitglied oder Vorsitzender militärischer Vereinigungen.“ 8) Außerdem, so Röpke, war Eduard Henneberg: „Mitbegründer der Alsterthal-Terrain AG, der Initiatorin der Erschließung des Alstertals.“ 9)

Zum Treudelberg schreibt Röpke: „Der Treudelberghof war damals der größte nichtadelige Hofbesitz. Die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse, besonders die der Landwirtschaft ungünstige Großstadtnähe, waren die Ursache anfangs für Teilverkäufe u. a. 1909 für den Verkauf des Hofes Treudelberg (…), 1930 dann für die Auflösung des Landwirtschaftsbetriebs. (…).“ 10)

Eduard Henneberg „überführte den überwiegenden Teil des familiären Grundbesitzes in die bereits 1910 unter seiner Beteiligung gegründete Alster-Terrain-AG. Er verkaufte einen weiteren Teil, auf dem später u. a. die Siedlung 'Eichenredder' entstand, als Bauland und bewirtschaftete das verbliebene, immer noch ansehnliche Areal.“11)

Sein Sohn Otto Albert Adolph Henneberg (27.3.1905 Poppenbüttel - 15.12.1986 Hamburg) absolvierte eine forstwirtschaftliche Ausbildung und eine kaufmännische Ausbildung in der Firma Schuback & Söhne (siehe: Schubackstraße) bevor er Geschäftsführer der Alster-Terrain-AG wurde. Über ihn schreibt Helmut Stubbe da Luz: „Er übte diese Funktion bis 1937 aus und bezog 1940 als sein persönliches Erbe den in Familienbesitz verbliebenen Marienhof. Politisch hielt er sich vergleichsweise zurück, war jedoch von 1933 bis 1935 Mitglied des 'Stahlhelms' und trat anschließende der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) bei.“ 12) In dieser Zeit (1934) wurde die Straße nach der Familie Henneberg benannt.