Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Rethelstraße

Groß Flottbek (1928): Alfred Rethel (15.5.1816 Gut Diepenbenden bei Aachen - 1.12.1859 Düsseldorf), Historienmaler.


Alfred Rethel war der Sohn von Johanna Rethel, geborene Schneider und Johann Rethel, Präfekturrat, dann Fabr. In Diepenbenden, später Buchhalter in Wetter/Ruhr.

Bereits als Kind zeigte Rethel, dass er künstlerisch außerordentlich begabt war. Und so bekam er auch schon in dieser Zeit Malunterricht. Mit 13 Jahren begann er an der Düsseldorfer Kunstakademie u. a. bei Friedrich Wilhelm v. Schadow zu studieren. „Die 1832-36 entstandenen Bilder zum Leben des Hl. Bonifaz (…) sprechen noch die romantisch-nazarenische Bildersprache seiner Lehrer. 1836 wechselte er an das Frankfurter Städelinstitut zu Philipp Veit (1793–1877), wo er bis 1847 blieb. Er fand zunehmend zu seiner Formenkraft und Ausdrucksfähigkeit in der Darstellung historischer Ereignisse, die die nazarenische Weichheit hinter sich ließ,“1) heißt es in der Neuen Deutschen Biographie.

Zwischen 1839 und 1844 schuf er die vier Kaiserbilder für den Festsaal im Frankfurter Römer. 1840 siegte Rethel „in einem Wettbewerb zur Ausmalung des Krönungssaales im Aachener Rathaus (…). Der Auftrag, ‚bedeutende Momente aus dem Leben Karls des Großen in historischer und symbolischer Auffassung‘ darzustellen, zeugt von der romantischen Sehnsucht nach dem verlorenen Kaiserreich und dem neu erwachten Nationalbewußtsein. (…)

1847 begann er mit der Ausführung der Karlsfresken, konnte jedoch nur vier vollenden, da ihn zunehmende Depressionen an der Weiterarbeit hinderten.“ 2)

Als 1848 die bürgerliche Revolution in Deutschland begann, verarbeitete Rethel dieses Ereignis in einer Holzschnittfolge „Auch ein Todtentanz aus dem Jahre 1848“. Diese sechs Zeichnungen sind Rethels bekanntestes Werk. „In Anlehnung an mittelalterliche Darstellungen klagen sie in einer packenden Bildersprache die Brutalität der Kämpfe an. Die als Flugblätter erschienenen Holzschnitte wurden zu einem Propagandamittel konservativ-reaktionärer Weltanschauung und verhalfen R. durch ihre weite Verbreitung zu großer Popularität im In- und Ausland,“ schreibt Alina Dobrzecki-Langer in ihrem Porträt über Rethel. 3)

Auf seinen Holzstichen porträtiert Rethel ganz im Sinne einer patriarchalen Gedankenwelt Frauen als weibliche Allegorien, die für die Untugenden „Eitelkeit“, „Tollheit“ und „Blutgier“ herhalten müssen.

Rethels Bilderzyklus fand vornehmlich den Beifall reaktionärer und revolutionsmüder Kreise“ 4), da Rethel in ihm seine Ablehnung der Revolution verdeutlicht. Doch Rethels Auffassung wandelte sich.

„Die (im März 1849 entworfene) Bildfolge entsprach zur Zeit ihres Erscheinens nicht mehr den Erfahrungen und Einsichten des Künstlers, der im Mai 1849 die blutige Niederschlagung des Dresdener Aufstands durch preußische Truppen miterlebt hatte und hierdurch zu einer neuen Einschätzung der demokratischen Bewegungen der Zeit gelangt war.“ 5)

1851 heiratete der damals 35-Jährige die damals 19-jährige Maria Elisabeth Henrietta Philippina Grahl (1832 Berlin –1895). Kennengerlernt hatte sich das Paar um 1849 in ihrem Elternhaus. Ihr Vater war der Miniaturmaler August Grahl.

Über die junge Ehe und beider Erkrankungen ist in Wikipedia nachzulesen: Während der Verlobungszeit hatte Rethel in: „Erinnerung an die Verlobungszeit (…) Darstellungen der Monate in Kindgestalten gefertigt, welchen seine Frau kleine Verse zufügte. 1919 wurde das Erinnerungsbüchlein an die Brautzeit aus dem Jahre 1851 vom Verlag Julius Bard in Berlin gedruckt. Kurz nach der Hochzeit erkrankte Marie Rethel an Typhus, schwebte lange Zeit zwischen Leben und Tod, (…). Mit ihrer Gesundung empfand Rethel eine tiefe Dankbarkeit, so schuf er die Komposition Genesung.“6)

Laut Wikipedia soll ihn der Krankheitszustand seiner Frau psychisch sehr belastet haben, zumal er sie in dieser Zeit auch nicht besuchen durfte. „Im Frühjahr 1852 begab sich Rethel, auf Anraten der Ärzte, nach Düsseldorf und Aachen, wo der Familie seine weiche Stimmung und seine unsichere Sprache auffiel. Im Spätsommer reiste Rethel mit seiner jungen Frau nach Rom, (…). Nähere Freunde beobachteten mit großer Sorge den sich täglich verdüsternden Zustand. 1853 brach seine Geisteskrankheit endgültig aus, er kehrte nach Deutschland zurück und wurde von seinem Bruder (…) und Schwiegervater August Grahl in die Richarz’sche Privat-Nervenheilanstalt nach Bonn-Endenich gebracht. Die Gehirnkrankheit machte rasche Fortschritte und stellte sich als unheilbar heraus. In seinen letzten sechs Lebensjahren kümmerten sich sein Bruder Otto Rethel und seine Schwester Emma (geb. 1802) im Haus seiner Mutter in Düsseldorf auf der Duisburger Straße fürsorglich um ihn. Seine junge Frau und sowie die gemeinsame Tochter Else (1853–1933), (…), wurden zu deren Familie nach Dresden (…) geholt.“ 7)

Die Tochter: Else Rethel
Auch die Tochter Elisabeth Johanna Martha Maria Sohn-Rethel, genannt Else (14.3. 1853 Rom – 22.1.1933 Düsseldorf) wurde Malerin und außerdem noch Sängerin. Darüber hinaus war sie die Mutter mehrerer Düsseldorfer Maler.

Im Wikipedia Eintrag zu ihr ist zu lesen, dass Alfred Rethel zum Zeitpunkt ihrer Geburt bereits: „(…) unübersehbar geisteskrank“8) war. Die Krankheit machte ihn aggressiv und er wurde „handgreiflich“.9)

Alfred Rethel wurde fortan von seiner Mutter und Schwester sowie seinem Bruder in Düsseldorf gepflegt und Else kam mit ihrer Mutter bei deren Verwandten in Dresden unter. Hier wurde sie als großbürgerliche Tochter erzogen, erhielt eine Hauslehrerin und ab dem Alter von sechs Jahren Musik- und bald auch Zeichenunterricht. Ab 1864 kam noch Gesangsunterricht hinzu.

1872 verlobte sich Else mit Karl Rudolf Sohn, der ebenso wie sein Vater Karl Ferdinand Sohn Maler wurde. Ein Jahr später wurde Hochzeit gefeiert. Das Paar lebte in Düsseldorf.

Else Sohn-Rethel wurde Mitglied beim Städtischen Musikverein in Düsseldorf. Wegen ihrer schönen Gesangsstimme durfte sie auch Soli singen. „Auch sang sie gerne auf Gesellschaften in den so genannten Salons und wirkte an den Niederrheinischen Musikfesten mit, die abwechselnd in Köln, Aachen und Düsseldorf stattfanden.“10) Darüber hinaus wurde sie Mitglied im Bach- und auch im Wagner Verein, in denen sie ebenfalls sang und mit denen sie auftrat.

Else Sohn-Rethel bekam drei Söhne und eine Tochter, geboren 1875, 1877, 1882, 1884. 1890 erlitt sie in Folge einer Erkrankung an Masern eine Frühgeburt.

Wenn Else Sohn-Rethel Gesangsauftritte hatte, waren ihre Kinder in der Obhut ihrer Mutter. Einer ihrer Auftritte war 1978 mit Clara Schumann [siehe: Schumannstraße]. Else Sohn-Rethel sang und Clara Schumann spielte Klavier.
Neben ihrer Arbeit als Hausfrau, Mutter und Sängerin stand sie für ihren Mann oft Modell. Und sie malte auch selbst. Als Kaiser Wilhelm II. 1890 eine Parade in der Golzheimer Heide durchführen lassen wollte, wollte man ihm ein fest geben. „Wegen der Kühle und einem Ohrenleiden des Kaisers wurde die Alte Tonhalle als Veranstaltungsort gewählt. Else Sohn-Rethel wurde gebeten zwei Standarten für die Infanterie und eine Fahne für die Ulanen nachzumachen. In der Kommandantur in der Hofgartenstraße fertigte Else nach ihren Skizzen die Fahnen aus verblichener schwarzer Regenschirmseide mit, aus Watte und Kleister geformten und bemalten, Ornamenten. Diese kamen nicht zum Einsatz, da General von Albedyll befürchtete, dass der Kaiser die Fahnen für echt halten könnte. (…),“ heißt es in Wikipedia.11)