Rhiemsweg
Horn (1914 und 1929): Theodor Rhiem (29.4.1823 München – 26.8.1889 Kleinmühlingen), Pastor, neben Wichern Leiter des Rauhen Hauses.
Siehe auch: Wichernsgarten, Wichernsweg
Theodor Rhiem war der Sohn von Sophie Marie Rhiem, geborene Weyher und des Buchhalters August Ferdinand Rhiem. 1) Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs Rhiem in ärmlichen Verhältnissen auf, konnte aber, weil er finanziell unterstützt wurde, die Schule bis zum Abitur besuchen und danach studieren.
1841 begann er ein Theologiestudium. Nach dem ersten theologischen Examen arbeitete Rhiem als Hauslehrer in einer Grafenfamilie. Ein Jahr später, 1846, begann Rhiem als Lehrer im Rauhen Haus in Hamburg tätig zu werden und wurde somit Mitarbeiter von Johann Hinrich Wichern (siehe: Wichernsgarten, Wichernsweg). 1847 absolvierte er das zweite theologische Examen und einen Kurs am Schullehrerseminar in Berlin.
„Bereits zum 1. Januar 1850 wurde er zum Inspektor und damit praktisch zum Stellvertreter Wicherns während dessen Tätigkeit in Berlin berufen. 1847 schickte Wichern Rhiem nach Czarkow (Oberschlesien), wo eine Typhusepidemie ausgebrochen war. Rhiem organisierte vor Ort die von Mitarbeitern des Rauhen Hauses durchgeführten Hilfsaktionen zur Betreuung von Waisenkindern.,“ 2) schreibt Bodo Schümann in seinem Porträt über Rhiem.
„Mit der ‚Sektion der Kinderanstalt‘ übernahm er den wichtigsten Teil des Rauhen Hauses, den er ausbaute und konzeptionell voranbrachte. Er hatte damit entscheidenden Anteil an einem Konzept, das dem Rauhen Haus ein hohes Ansehen auch weit außerhalb Hamburgs einbrachte. Die Tätigkeit als Direktor endete mit Rhiems Kündigung am 18. April 1872. Dem vorausgegangen waren Anschuldigungen Wicherns in fachlichen und disziplinarischen Dingen, die größtenteils unbegründet waren. Wichern wollte damit vermutlich nur erreichen, dass sein Sohn Johannes Wichern anstelle von Rhiem auf ihn selbst als Leiter der Einrichtung folgte. Nach Beendigung des Dienstverhältnisses hielt Wichern fest, dass Rhiem ihm ‚mit einer seltenen Treue und Hingabe geholfen‘ habe.“ 3) – den Leitungsposten im Rauhen Haus bekam aber dennoch der Sohn Wicherns.
Rhiem musste sich nach einer anderen Tätigkeit umsehen und wurde 1872, im Alter von 49 Jahren, Pastor einer Kirchengemeinde in Köthen; 1878 wechselte er auf eine Landpfarrerstelle in Klein-Mühlingen. „Während dieser Zeit pflegte er weiterhin Kontakte zum Rauhen Haus und reiste kurz vor seinem Tod zu einer Konferenz der Herbergsväter. In den letzten Lebensjahren leitete er ehrenamtlich als ‚Verbandsvorsteher‘ für Rheinland und Westfalen eine neue Organisation, die Mitglieder der Brüderschaft des Rauhen Hauses außerhalb Hamburgs betreute.“ 4)
Theodor Rhiem war dreimal verheiratet gewesen. Zwei der Ehefrauen verstarben wenige Jahre nach der Hochzeit. Aus den Ehen stammten sieben Kinder. Drei der Kinder starben noch zu Lebzeiten von Theodor Rhiem. 5)