Riehlstraße
Bergedorf/Lohbrügge (1947): Wilhelm Heinrich Riehl (6.5.1823 Biebrich – 16.11.1897 München), Volkskundler, Novellist, Prof. für Kulturgesichte an der Universität München.
Siehe auch: Virchowstraße
Vor 1947 hieß die Straße Hindenburgstraße, v. d. Lohbrügger Reichsstraße b. z. Knickung. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Riehlstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1947 bei Hindenburgstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

„Wilhelm Heinrich Riehl wurde als Sohn des herzoglich-nassauischen Schlossverwalters Friedrich August Riehl (1789–1839) und seiner Gattin Elisabeth Riehl (1793–1856) in Biebrich geboren. Sein Vater wählte 1839 den Freitod. (…)
Von 1841 bis 1843 studierte er Theologie (…). Motive zu diesem Studium waren der Suizid seines Vaters und die schlechte Finanzlage. Nach bestandenem Examen wandte er sich der Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte zu, die er u. a. in Bonn studierte. Dort gehörte Ernst Moritz Arndt [Arndtweg] zu seinen akademischen Lehrern. Unter dem Einfluss Arndts beschloss Riehl, der nach dem Bestehen des theologischen Kandidatenexamens eigentlich Dorfpfarrer werden wollte, sich als freier Schriftsteller mit der Kulturgeschichte und sozialer Politik zu befassen.
Seit 1841 bereits war er schriftstellerisch und journalistisch tätig. (…). Riehl schrieb Zeitungsaufsätze (…) und gab in den Jahren 1848 bis 1851 die Nassauische Allgemeine Zeitung heraus, während er zugleich mit der musikalischen Leitung des Hoftheaters in Wiesbaden betraut war.“ 1)
In dieser Zeit heiratete Riehl 1846 im Alter von 23 Jahren die damals 22-jährige Sängerin Bertha von Knoll (1824-1894). Der Musikliebhaber hatte sie im Frankfurter Stadttheater kennen gelernt. Dort hatte sie mit 19 Jahren als Sängerin ein festes Engagement bekommen. Bis April 1847 trat sie dort in 45 Rollen auf und sang 50 Mal in Konzerten. Nach der Hochzeit gab sie ihren Beruf auf.
Das Paar bekam neun Kinder, von denen eins früh starb.
Die Tochter Helene Christine (1848–1919) wurde Landschaftsmalerin; Elisabeth Ida (1861–1937), Lehrerin für Sprache und Musik am Neumayerischen Mädcheninstitut in München und Hedwig Antonie (1867–1947), Geigerin und Musiklehrerin in Erfurt.
Der Vater kleiner Kinder arbeitete „von 1851 bis 1854 (…) in Augsburg als Redakteur der dort ansässigen Allgemeinen Zeitung. (…) 1854 holte ihn Maximilian II. an den Münchener Hof, wo er ‚Oberredakteur für Preßangelegenheiten des kgl. Hauses und des Äußeren‘ wurde und eine Honorarprofessur an der staatswirtschaftlichen Fakultät erhielt, die 1859 zu einer ordentlichen Professur für Kulturgeschichte und Statistik umgewandelt wurde. (…). 1861 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.“ 2) Im selben Jahr wurde die Tochter Elisabeth Ida geboren.
1885 wurde der achtfache Vater Direktor des Bayerischen Nationalmuseums und Generalkonservator der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns.3)
1894 starb Riehls Frau im Alter von 70 Jahren. Zwei Jahre später heiratete der damals 71-jährige Riehl die damals 57-jährige Antonie Eckardt (1837-1916).
Riehl gilt als Begründer u. a. der Volkskunde. In der Neuen Deutschen Biografie heißt es über Riehls politische Einstellung und Gesellschaftslehre: „Sein politisches Engagement schlug sich in dem Aufruf zur Gründung einer ‚demokratisch-monarchischen Partei‘ (April 1848) nieder sowie in dem ständisch-patriarchalen Gesellschaftsbild seiner weiteren Schriften. (…) Seine harmonisierenden Skizzen der altständischen Gesellschaft stellen insofern ein idealisiertes Gegenbild zur frühindustriellen Gesellschaft dar und enthalten darüber hinaus das Programm einer ständisch-integrativen Sozialpolitik. R. betont in seinem Hauptwerk soziale Ungleichheiten bezüglich Mann und Frau (Die Familie) bzw. der vier Stände (Die bürgerl. Ges.). Seine Gesellschaftslehre unterscheidet Stände der Beharrung (Adel u. Bauerntum) von solchen der Bewegung (Bürgertum u. Vierter Stand). Der Sozialen Frage hält R. einen ‚Patriotismus der Arbeit‘ sowie einen altständischen Ehrbegriff des Arbeiters entgegen (Die dt. Arbeit, 1861). Nach einer verkürzenden, auf seinen Volks- und Bauerntumsbegriff zielenden Riehlrenaissance im Nationalsozialismus wurde R. einerseits als Vordenker und Multiplikator konservativer Ideologien angegriffen, andererseits als Wegbereiter kulturhistorischer, gesellschaftswissenschaftlicher und volkskundlicher Studien sowie neuer sozialpsychologisch orientierter Beobachtungen gewürdigt. Obgleich als Begründer der Volkskunde (E. Mogk, G. Koch, H. v. Srbik), Kulturgeschichte (O. Lorenz) oder Soziologie (G. v. Mayr, H. Simonsfeld) bezeichnet, fand sich im Hinblick auf seine umstrittene Methodik darüber kein Konsens.“ 4)
Riehls Einstellung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft: „Eine Frau, die an die Gleichstellung ihres Geschlechtes mit den Männern denkt, muß bereits sehr viele confuse Bücher gelesen haben. Von selber verfällt eine deutsche Frau noch nicht auf den Gedanken der ‚Emancipation der Frauen.‘
Daniela Weiland schreibt über Riehls Einstellung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft. „Den wohl stärksten Einfluß auf den weiblichen Lebenszusammenhang im 19. Jh. hatte einen im großen Stil betriebene Familienideologie, deren streitbarster Repräsentant der konservative Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl war. Sein Buch Die Familie (1855) fehlte in fast keinem bürgerlichen Bücherschrank; bis 1935 erlebte das Werk 17 Auflagen und wurde auch von den Nationalsozialisten hoch geschätzt. In der Dominanz des weiblichen Elemenats, der ‚dekadenten‘ ‚Überweiblichkeit‘ sah Riehlt die Ursache geschichtlicher Perioden politischen Stillstands. Darunter verstand Riehl den kriegslosen Zustand sowie latente, innenpolitische und soziale Spannungen.
Das ‚massenhafte Auftreten weiblicher Berühmtheiten und ihr Hervordrängen in die Öffentlichkeit [ist] allemal das Wahrzeichen einer krankhaften Nervenstimmung des Zeitalters‘, behauptete er und stellte für seine Gegenwart fest: ‚Die Geschichte unseres politischen Elends läuft parallel mit unserer Geschichte der Blaustrümpfe‘ (…) Es sei deshalb an der Zeit, ‚daß man die Luft reinige‘. Denn ‚vordem war man fatalistischer, oder, wenn man will, gottesergebener, biß die Zähne zusammen und hielt den einmal erwählten Beruf, die einmal geschlossene Ehe als eine in Gottes Rathschluß vollendete Thatsache fest und so gab es gar keine communistischen Männer und nur wenige emancipirte Frauen‘.“ 5)
Auszüge aus Wilhelm Riehls Werk „Die Familie“ (1861)
„Erstes Buch. Mann und Weib. Erstes Kapitel. Die sociale Ungleichheit als Naturgesetz.
Wäre der Mensch geschlechtlos, gäbe es nicht Mann und Weib, dann könnte man träumen, daß die Völker der Erde zu Freiheit und Gleichheit berufen seyen. Indem aber Gott der Herr Mann und Weib schuf, hat er die Ungleichheit und die Abhängigkeit als eine Grundbedingung aller menschlichen Entwickelung gesetzt.
Es ist der verwegenste Gedanke des modernen Radikalismus, daß das Verhältniß der Ungleichheit und Abhängigkeit auch zwischen Weib und Mann, wie es die Natur gegeben, wie es die Sitte von Jahrtausenden weitergebildet und in die ehernen Tafeln aller Gesetzgebungen eingeschrieben hat, ein Ausfluß barbarischer Tyrannei, ein bloßes Siegeszeichen der rohen physischen Gewalt sey.
Die älteste Satzung des widerrechtlichen socialen Despotismus steht diesen freien Geistern in den Eingangskapiteln der Genesis, wo zum Weibe gesagt ist: ‚Dein Wille soll deinem Manne unterworfen seyn und er soll dein Herr seyn.‘
(…) Unmittelbar mit diesem ‚Menschwerden‘ [Sündenfall] hing die Unterordnung der weiblichen Persönlichkeit unter die männliche in der Familie zusammen, aus welcher, naturnothwendig wie aus dem Saatkorn die Pflanze, aufgesproßt ist die ungleichartige Gliederung der bürgerlichen und politischen Gesellschaft. (…)
Die beiden Begriffe ‚Mann und Weib‘ führen uns auf den Punkt, wo die Gesellschaftskunde in die Anthropologie hinübergreift, wo der natürliche Gegensatz der menschlichen Geschlechter ein naturwissenschaftlicher wird, wo der Anatom für uns den Beweis antritt, daß die Ungleichartigkeit der ursprünglichen und buchstäblichen ‚organischen‘ Gliederung des Menschengeschlechtes eine unvertilgbare, von Gott gesetzte, bis auf Nerven-, Blut- und Muskelbildung durchgeführte sey. In dem Gegensatz von Mann und Weib ist die Ungleichartigkeit der menschlichen Berufe und damit auch die sociale Ungleichheit und Abhängigkeit als ein Naturgesetz aufgestellt. Wer Mann und Weib nicht wieder zur Geschlechtseinheit zurückführen kann, der vermesse sich auch nicht, das Menschengeschlecht zur socialen und politischen Einheit und Gleichheit zu führen. (…) Klüglich hat man sich bisher begnügt, die sogenannte Emancipation der Frauen vorzugsweise poetisch zu verherrlichen. Die Lehre von der Ausgleichung des Geschlechtsgegensatzes gehört bis jetzt mehr der Novellistik an als der wissenschaftlichen Literatur. Sie klingt einleuchtender in Poesie als in Prosa, und fast nur, wo sie gereimt behandelt wurde, entging sie dem Schicksale, ungereimt zu erscheinen. Auch war es den Socialisten selten recht geheuer, wenn sich die Gelegenheit ergab, einmal thatsächlich zuzugreifen und die Frauen als gleichberufene Mitarbeiterinnen einzuführen in das politische Leben. (…) Die Frauen sind, um ein Bild aus dem Feudalwesen zu nehmen, noch ‚Wildfänge‘ in dem großen Lehensreiche der conservativen Staatspraxis. Es gilt, diese herrenlose Sippe in einen festen Unterthanenverband zur Staatspraxis zu bringen, ihnen die Vergunst der Theilnahme zu schaffen an kaiserlichem Recht und Landrecht der social-politischen Wissenschaft. Die politische Würdigung des Gegensatzes von Mann und Weib aus dem Gesichtspunkte der Naturgeschichte des Volkes ist eben die Aufgabe dieses Abschnittes. (…) Der Staat ist männlichen Geschlechtes und die Gesellschaftsgruppen sind generis neutrius: wo bleiben da die Frauen? Sie sollen bleiben in der ‚Familie,‘ die ja die vorwiegende Signatur der Weiblichkeit schon in ihrem Geschlechtsartikel aufzeigt.
In der Lehre von der Familie ist die ursprünglichste natürliche Gliederung des Volkes, wodurch dasselbe dem Geschlechte nach in Männer und Frauen gespalten wird, zu erörtern und abzumachen. Die Familie setzt nur das Individuum voraus; Staat und Gesellschaft aber setzen bereits die Familie voraus, und haben es darnach im Allgemeinen nur mit dem öffentlichen Stellvertreter der Familie zu thun, mit dem Manne. (…) Freilich handelt der Mann auf der politischen Bühne, während die Frau nur eine ruhende Macht im Staate ist. Der aber weist sich als einen schlechten Logiker aus, der die ruhende und leidende Kraft für gleichbedeutend nimmt mit einer nicht vorhandenen. In der That, die Frauen könnten sich beschweren darüber, daß man sie vergißt im öffentlichen Leben. Ich bin ein Mitkämpfer für die verrufene ‚Emancipation der Frauen,‘ indem ich kämpfe für eine bedeutend erweiterte Geltung und Berücksichtigung der Familie im modernen Staat. Denn in der Familie stecken die Frauen. Sie sollen wirken für das öffentliche Leben, aber man soll ihrer dabei nicht ansichtig werden, denn sie sollen zu Hause bleiben. Diese Wirksamkeit im Hause aber ist den Frauen zur Zeit noch sehr verkümmert, und wird es bleiben, so lange die Lehre von der Familie das Aschenbrödel unter den Disciplinen der Volkskunde bleibt. (…)
Der Mann strebt in der Familie doch schon wieder über die Familie hinaus, aus den Familien gestaltet er die größern Kreise der Gesellschaft und des Staates, und so wird der Staat als die letzte, dem Manne eigenste Frucht dieses Strebens zuletzt ein rein männliches Wesen. Das Weib nimmt nur insofern Antheil an den Entwickelungen jener Kreise, als es dieselben auf die Familie zurückbezieht, es beharrt in der Familie; nicht umsonst stempelt die Sprache die Familie als weiblich; sie ist des Weibes ursprünglichster Besitz. (…)
Wo Staat und Gesellschaft stille stehen, da wuchert darum die Weiberherrschaft auf, nicht minder ein ausschließendes Regiment der Mächte des socialen Beharrens. Der Acker ‚junkert‘ sagt der Bauer, wenn das Land nur noch Halme und Aehren erzeugt, aber keine Samenkörner darin, welche die Aussaat hundert- und tausendfältig weiter tragen. So wie die absoluten Staaten des Orients stille standen und junkerten, brach die Weiberherrschaft durch, sie brach durch trotz des Harems und im Harem. Und obgleich im Orient das Haus zugleich der Kerker der Frauen ist, wußten sie doch in der Zeit der politischen Stagnation die Thüre zu finden, durch welche man in den Thronsaal schlüpft. Als Frankreich junkerte, beherrschten Mätressen mit dem Schlage ihres Fächers das Land. Aber auch nur, wo das Beharren im Staatsleben den Gegensatz der Bewegung verliert, ist ächtes Weiberregiment möglich. Elisabeth von England und Maria Theresia führten kein Weiberregiment: sie waren Männer in Frauenkleidern. (…)
Der Mann kann seinen Lebensberuf wählen, er kann ihn wechseln, er kann sich selbst im reiferen Alter noch neue Berufe schaffen. Der Frau wird der Beruf angeboren und sie muß in ihm verharren. Das allein gibt den Frauen schon ein aristokratisches, conservatives Gepräge. (…)
Deutschland besitzt kein revolutionäres Proletariat unter den Frauen. Unsere armen Taglöhnerinnen stecken noch viel zu tief in der Weiblichkeit um revolutionär seyn zu können. Die weiblichen Demagogen sind gebildete Frauen, Blaustrümpfe, die ihr Geschlecht verläugnen, vornehme Damen, die Monate lang in den Logen der Parlamente zuhörten, weil sie zu Hause nichts zu thun hatten. Eine Frau, die an die Gleichstellung ihres Geschlechtes mit den Männern denkt, muß bereits sehr viele confuse Bücher gelesen haben. Von selber verfällt eine deutsche Frau noch nicht auf den Gedanken der ‚Emancipation der Frauen.‘ Die wenigsten Frauen verstehen den Sinn dieser Theorie: die ganz wenigen aber, welche selbige verstehen, haben sie mißverstanden. (…)
Die sociale Tugend ist es, deren Grund zuerst von Frauenhänden in uns gelegt wird; zur politischen bedarf es der Lehre und des Beispiels der Männer. (…)
Der erste Schritt zu einer politischen Erziehung des Volkes scheint mir vielmehr darin zu suchen, daß man das weibliche Geschlecht wieder gründlicher in seine eigene Art zurückführt. Denn von der Erziehung des weiblichen Geschlechts hängen unsere socialen Zustände in weit höherem Maße ab, als man wohl wähnen mag. Man bilde die jungen Mädchen wieder zu Hüterinnen der Sitte, man lehre sie wieder Selbstbeschränkung im Hause finden, man gebe ihre Erziehung, die viel zu viel der Schule zugefallen ist, der Familie wieder mehr anheim, und die Anerkennung der Sitte und die Selbstbeschränkung im gegebenen Lebenskreise, als die beiden socialen Nationaltugenden werden auch bei den Männern allmählig wieder einziehen.
Statt dessen suchen wir, wunderlich genug, die jungen Mädchen mit jedmöglicher künstlerischer und wissenschaftlicher Bildung auszustatten, mit einer durchaus männlichen Bildung, und sind nachher erstaunt, daß die Sitte des deutschen Hauses schwindet, daß unsere Kinder den inneren socialen Halt und die rechte Selbstbeschränkung im Hause nicht mehr eingepflanzt erhalten! Der Unterschied von Mann und Weib konnte nicht dadurch ausgeglichen werden, daß wir die Frauen wie Männer erziehen, aber die Grundfesten der Gesellschaft wurden erschüttert. (…)
Die Frauen werden in allerlei männlicher Kunst und Wissenschaft aufgezogen und haben in Folge dessen unser Geistesleben weibisch gemacht, statt daß sie, in den Mysterien des deutschen Hauses herangebildet, unserem Familien- und Gesellschaftsleben den ächten weiblichen Grundton hätten geben müssen.“ 6)
Riehl und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Riehls Schriften waren geprägt von der Idee eines natürlichen Volkes, das von der modernen Gesellschaft zerstört werde. Er lernte während seines Studiums unter anderem beim Antisemiten Ernst Moritz Arndt. Seine negativen Auslassungen über Juden weisen Elemente des modernen Antisemitismus auf, ohne dass seine Judenfeindschaft bereits zu einer allumfassenden Weltanschauung geworden war. In seinen Schriften zu den Umbrüchen in der Mitte des 19. Jahrhunderts formuliert er apokalyptische Entwicklungen, für die er Juden verantwortlich macht..“7) Sassmannshausen gibt als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Forschung, Kontextualisierung.“ 8)