Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bei Schuldts Stift

Neustadt (1896): nach der in der Nähe gelegenen Abraham-Philipp-Schuldt-Stiftung


Über Abraham Philipp Schuldt (9.4.1807 Hamburg - 29.2.1892 Hamburg) heißt es in der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“: „Abraham Philipp Schuldt war ein Hamburger Kaufmann und Stifter. Sein Vater, Joachim Michael Schuldt, war der Alleininhaber der Firma J. C. Haack & Schuldt, einem Kommissions- und Speditionsgeschäft. Überwiegend hat sich die Firma mit dem Import russischen Getreides beschäftigt. Er hatte einen älteren Bruder, Martin Heinrich Schuldt. Die Kindheit verlebten die beiden Brüder in der sogenannten Hamburger Franzosenzeit. Kurz vor seinem Tod gründete er die ‚Abraham Philipp Schuldt-Stiftung‘. Sie soll günstige Wohnungen für bedürftige Hamburger bauen.“1)

Philipp Schuldts Mutter hieß Catharina Agneta Schuldt geb. Kryck. Sie starb, als Philipp Schuldt zwölf Jahre alt war.
„Seine Lehrzeit absolvierte er zusammen mit seinem Bruder in der Firma des Vaters, die nun auch Finanzierungsgeschäfte betrieb. Es folgte ein fünfjähriger Aufenthalt im Ausland, vor allem in Bordeaux, zur Erweiterung seiner kaufmännischen Kenntnisse. Der Vater machte ihn danach zum Teilhaber der Firma, entfernte ihn aber wieder aus dem Geschäft, nachdem dieser eigenmächtige Spekulationen mit einem wirtschaftlich ungünstigen Ausgang durchführte. Er erhielt daraufhin ein vom Vater bewilligtes Jahreseinkommen.
Als der Vater am 1. Januar 1832 mit 55 Jahren in Rente ging, übernahm sein ältester Sohn Martin Heinrich die Firma, starb aber schon am 30. Mai 1834 mit nur 29 Jahren in Pisa, so dass Abraham Philipp Alleininhaber der Firma wurde. Der Vater übte allerdings immer noch eine gewisse Kontrollfunktion aus. Nach wenigen Jahren am 1. Januar 1839 liquidierte Abraham Philipp die Firma allerdings, wahrscheinlich weil ihm die Lust und das Interesse am Geschäft fehlten und es häufiger zu Differenzen mit seinem Vater kam.“ 2)

Ein detaillierteres Bild von Abraham Philipp Schuldt zeichnet Renate Hauschild-Thiessen. Sie schreibt: „Viel Freude hatte der Kaufmann Joachim Michael Schuldt an seinem Sohn Abraham Philipp nicht. Der Sohn liebte gewagte Spekulationen; er verabscheute geregelte Arbeit und lebte seinen persönlichen Neigungen. Der Tod des Vaters am 16. März 1857 machte ihn zum reichen Mann. Zwar durfte er laut Testament den ihm nun zugefallenen umfangreichen Grundbesitz, von einigen Ausnahmen abgesehen, nicht verkaufen oder hypothekarisch belasten, doch flossen ihm jetzt die Mieteinnahmen zu, und die vom Vater in zahlreichen Hypotheken angelegten Gelder brachten sichere Zinsen. (…) Sein ganzer Lebenszuschnitt war fürstlich. (…) Doch auf der anderen Seite hatte Schuldt auch ein Herz für die Mühseligen und Beladenen. Er war ein großzügiger Hauswirt, der nicht nur die Mieten nie erhöhte, sondern auch denen, die Not litten, unter die Arme griff – allerdings oft in einer Art, die nicht jedermanns Geschmack war. Die Mieten waren damals halbjährlich zu bezahlen, am 1. Mai und am 1. November. Und vor jedem Mietertermin strömten Scharen von Menschen nach den Hohen Bleichen, wo Schuldt auf der Rampe seines Hauses stand und Geldstücke in die Menge warf. (…).“ 3)

Abraham Philipp Schuldt blieb unverheiratet und hatte keine Kinder, denen er etwas vererben konnte. Testamentarisch verfügte er, dass sein Vermögen für eine, nach ihm benannte, Stiftung verwendet werden sollte. Es sollten kleine Wohnungen errichtet werden, „welche aus zwei bis drei Zimmern, Vorplatz und Küche bestehen“. 4) „Als Mieter waren respektable und unbescholtene Leute mit kleinem Einkommen vorgesehen, anders als bei anderen Stiftungen, die preiswerte oder mietfreie Wohnungen für Witwen, unverheiratete Frauen ohne Beruf, Alte und Erwerbsunfähige zur Verfügung stellten.“ 5)

Die Stiftsgebäude wurden zwischen 1896 und 1901 gebaut und überdauerten den Zweiten Weltkrieg. 1973 wurde ein weiteres Gebäude gebaut. Die Bauten befinden sich in den Straßen: Hütten, Pilatuspool, Zeughausstraße, Seewartenstraße, Neumayerstraße und Poolstraße.