Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Neumayerstraße

Neustadt (1894): Prof. Dr. Georg von Neumayer (21.6.1826 Kirchheimbolanden – 24.5.1909 Neustadt an der Haardt), Direktor der Deutschen Seewarte.


Mit der Benennung einer Straße nach Georg Neumayer wurde erstmals 1894 eine Verkehrsfläche nach einem Mann in Führungsposition benannt. Der überwiegende Teil der mit einem Straßennamen geehrten Männer war in den traditionell Männern zugeschriebenen Arbeitsbereichen tätig. So erinnert Hamburg z. B. an männliche Führungskräfte des Hamburger Elektrizitätswerkes, der Hamburger Gas- und Wasserwerke, der norddeutschen Affinerie, der Hamburger Sternwarte, des Zoologischen Gartens, eines Friedhofes, einer Wohnungsbaugesellschaft, der Eisenbahndirektion, einer Aktiengesellschaft.

Nach einer Frau in Führungsposition wurde erstmals in Hamburg 1896 eine Straße benannt - nach Elise Averdieck (siehe: Elise-Averdieck-Straße). Frauen in Führungspositionen, die durch einen Straßennamen geehrt wurden, waren in erster Linie im Sozial-, Gesundheits- und Schulbereich tätig.

Georg Neumayer war der Sohn von Theresia Neumayer, geborene Kirchner und des Notars Georg Neumayer und hatte noch sieben Geschwister.

Über Neumayer gibt es nichts Privates zu erzählen. Er blieb unverheiratet, über Kinder, die er gezeugt haben könnte, ist m. W. nichts bekannt.

Nach dem Abitur studierte Neumayer an der Münchener Universität bis 1851 Geophysik und Hydrographie.
In Wikipedia heißt es über Neumayers beruflichen Werdegang u. a.: „Seit 1849 war er Assistent am physikalischen Institut und an der Sternwarte in Bogenhausen. 1848 bewarb er sich bei der deutschen Flotte, wurde aber abgelehnt. Stattdessen reiste er mit der Hamburger Bark Louise nach Südamerika und besuchte danach die Navigationsschule in Hamburg, wo er die Befähigung zum Steuermann erlangte. Zwischen 1852 und 1856 bereiste er als Seemann auf der Brigg Reiherstieg Australien, wo er sich auf den Goldfeldern auch als Lehrer unter deutschen Auswanderern betätigte. 1857 besuchte er Australien ein zweites Mal, diesmal im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschungsreise nach South Australia. 1857 gründete er mit der finanziellen Unterstützung von König Maximilian II. und des Hamburger Senats das Flagstaff-Observatorium für Geophysik, Magnetismus und Nautik am Flagstaff Hill im Zentrum von Melbourne, das er bis 1864 als Direktor leitete.[ Er unternahm in dieser Zeit zahlreiche Expeditionen und Vermessungen im Innern des Kontinents. (…). 1864 kehrte er nach Deutschland zurück.“ 1)

Claus Priesner schreibt in der Neuen Deutschen Biografie über Neumayers weiteren beruflichen Weg und seine Vorhaben: „Auf dem ersten deutschen Geographentag 1865 in Frankfurt formulierte N. zwei Ziele: Die Gründung einer deutschen Forschungsstelle für Hydrographie und maritime Meteorologie und die Durchführung einer Antarktis-Expedition. Sein Wunsch nach einer Erforschung des Südpolarraumes fand keine Mehrheit, da der einflußreiche Geograph August Petermann (1822–78) die Erkundung der Arktis favorisierte. Auch weitere diesbezügliche Bemühungen N.s schlugen fehl; allerdings wurden N.s Anregungen bei der Durchführung des 1. internationalen Polarjahres (1882/83) teilweise berücksichtigt. An der unter Erich v. Drygalski (1865–1949) 1901-03 durchgeführten Expedition in die Antarktis, bei der das ‚Kaiser-Wilhelm-Land‘ entdeckt wurde, war N. immerhin noch als Vorsitzender der 1895 gegründeten ‚Deutschen Kommission für Südpolarforschung‘ beteiligt. N.s Vorschlag zur Errichtung einer Forschungsstelle wurde dagegen allgemein befürwortet. Der Geologe und Mineraloge Otto Volger (1822–97) prägte dafür den Namen ‚Deutsche Seewarte‘; sie entstand in Hamburg, wo 1868 Wilhelm v. Freeden (1822–94) ein privates Institut unter dem Namen ‚Norddeutsche Seewarte‘ ins Leben rief, aus der 1875 die ‚Deutsche Seewarte‘ als Reichsinstitut hervorging. 1872 zum ‚Hydrographen in der Admiralität‘ ernannt, gründete er das ‚Kaiserl. Erdmagnetische Observatorium‘ in Wilhelmshaven, plante und organisierte die ozeanographische Expedition des Forschungsschiffes ‚Gazelle‘ (1874-76) und begründete die ‚Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie‘. 1876 trat N. von seinem Amt in der Admiralität zurück, um künftig die Seewarte zu leiten. Er konzentrierte die Arbeit hier auf die Herausgabe hydrographisch-meteorologischer Informationen für die Schiffahrt, die Erstellung von ‚Küstenhandbüchern‘ mit der Beschreibung fremder Küsten und Häfen, die meteorologische Betreuung der deutschen Kolonien und die Entwicklung und Eichung hochgenauer Chronometer und anderer Meßinstrumente. N. erkannte frühzeitig die Begabung seines Mitarbeiters Wladimir Köppen (1846–1940) [siehe: Köppenstraße], der 1876 die erste deutsche Wetterkarte herausgab (…). 1881 wurde das neue Institutsgebäude in Hamburg fertiggestellt; im 2. Weltkrieg wurde die Seewarte zerstört. Deren Aufgaben werden seither vom Deutschen Seewetteramt und dem Deutschen Hydrographischen Institut wahrgenommen.“ 2)

Neumayer setzte sich für die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorialafrikas ("Afrikanische Gesellschaft") ein. Ziel dieser Gesellschaft, die sich 1873 konstituierte, war - wie Kim Sebastian Todzi berichtet - "die vermeintlich unbekannten Gebiete Afrikas wissenschaftlich zu durchdringen (...)."3) Dabei erhoffte sich Neumayer besonders "den Beitritt von geographischen Gesellschaften". 4). Über die inhaltliche Einordnung und Ausrichtung solche geographischen Gesellschaften schreibt Kim Sebastian Todzi: "In den Vorträgen und Veröffentlichungen der Gesellschaft [er meint damit die Hamburger Geographische Gesellschaft, R. B.] wurden kolonialpolitische Ideen und Zusammenhänge diskutiert, lange vor der formellen kolonialen Expansion des Deutschen Reiches. Bevor sich das Reich an der kolonialen Aufteilung der Welt beteiligte, sollte es bereits zur 'Durchforschung und Aufhellung der Erdräume' beitragen. Die Welt sollte vermessen, kartografiert und beschrieben werden. Dadurch sollte sie beherrschbar werden. (Handels-) reisen konnten besser geplant und verwirklicht werden und versprachen dadurch einen größeren Erfolg. Die Aneignung der Welt durch ihre wissenschaftliche Durchdringung wurde als Aufgabe aller (europäischen) 'Culturvölker' verstanden, die den 'zu zivilisierenden', rassisch-abgewerteten 'Naturvölkern' gegenüberstanden."5)

Neumayer war von 1875 bis 1903 Direktor der Deutschen Seewarte in Hamburg. Zur Erkundung der Meeresströmungen entwickelte Neumayer eine ganz spezielle Methode, die in dem Wikipedia Eintrag über ihn wie folgt beschrieben wird: So sollten mittels Flaschenpost die Strömungen erkundet werden. „Tausende gut verschlossener Flaschen wurden weltweit ins Meer geworfen und die Finder in einer darin enthalten Anleitung gebeten, den Fundort an die Norddeutsche Seewarte zu melden.“ 6)

Neumayer war in vielen Vereinen organisiert, so war er u. a. Vorstandsmitglied des naturkundlichen Vereins Pollichia, wurde Mitglied der Leopoldina und 1899 Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.
„Im Jahr 1900 wurde Neumayer mit dem Komturkreuz des Verdienstordens ausgezeichnet, womit der persönliche Adelstitel verbunden war. (…)

Im Jahr 1906 wurde er mit der Cothenius-Medaille der Leopoldina ausgezeichnet. Nach seinem 80. Geburtstag gründete Georg von Neumayer mit den ihm zugedachten Spenden die Georg-von-Neumayer-Stiftung, deren Zweck es ist, die Naturforschung und die Landespflege ebenso wie den naturwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern sowie das Andenken namhafter Forscher zu wahren; (…).“ 7)

Neumayer wurde auch zum Ehrenbürger der Stadt Neustadt an der Haardt, wohin er nach seiner Pensionierung gezogen war, ernannt.