Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Walter-Frahm-Stieg

Wandsbek (1983): Walter Frahm (31.8.1883 Rethwischfeld - 26.4.1970), Rektor in Wandsbek, Heimatforscher.


Siehe auch: Frahmredder
Siehe auch: Bohlenweg

Der Wandsbeker Heimatforscher Walter Frahm, nach dem in Hamburg eine Straße benannt wurde, war schon in jungen Jahren karrierebewusst. Seit 1920 hatte er die Stelle als Schulrektor inne. Am 1.5.1933 trat er in die NSDAP ein, blieb Rektor und zeigte dabei eine unrühmliche pädagogische Haltung.

Walter Frahm wurde am 31.8.1883 als Sohn des Lehrers und niederdeutschen Schriftstellers Ludwig Frahm in Rethwischfeld geboren. Nach Besuch des Lehrerseminars in Ratzeburg absolvierte er dort am 18.2.1904 die erste Lehrerprüfung, die zweite Lehrerprüfung am 25.4.1907 in Kiel. Er bestand am 6.11.1914 die Mittelschullehrerprüfung ebenfalls in Kiel, die ihn zur Übernahme einer Rektorenstelle befähigte. Diese übernahm er dann am 7.11.1916 in Kiel, 1920 wurde er zum Rektor ernannt. "Begünstigt" wurde die schulische Karriere durch die ärztlich attestierte "Daueruntauglichkeit für den Militärdienst", die Walter Frahm vor dem vierjährigen Kriegsdienst bewahrte. (1)

Walter Frahm, Vater von vier Kindern, musste sich stets um die Versorgung seiner Familie bemühen. Er zeigte aber auch schon in jungen Jahren Ambitionen und war karrierebewusst. Das mag mit seinem bekannten Vater im Zusammenhang gestanden haben. Als Walter Frahm 70 Jahre alt und vom "Hamburger Abendblatt" gewürdigt wurde, entstand der Eindruck, als habe er stets im Schatten von Ludwig Frahm gestanden. Dieser, Pädagoge, Schriftsteller und Märchensammler, hatte 1900 den Alster-Verein gegründet und war Schriftleiter der Alster-Bücher. Walter Frahm "fühlte sich dem Schaffen seines Vaters Ludwig Frahm verpflichtet" und setzte dessen Arbeit fort. Er bekannte: "Ich wäre nichts ohne den Vater. Mein Vater konnte alles besser als ich und sah die Probleme tiefer", äußerte sich Walter Frahm bescheiden, wie das Hamburger Abendblatt verriet. (2)

Weniger bescheiden agierte Walter Frahm im beruflichen Leben. Am 10.5.1930 stellte er ein Gesuch, in den Schulaufsichtsdienst übernommen zu werden. Unterstützung bekam er durch den von Ludwig Frahm gegründeten Alster-Verein. Dessen 1. Vorsitzender, Hans Dreckmann, schrieb am 7.5.1930 an den Regierungspräsidenten in Schleswig: "Der unterzeichnete Verein hat seit dreißig Jahren seine Tätigkeit im Sinne der heimatlichen Volkshochschule ausgeübt und den Schulen des Kreises Stormarn - besonders der Alstergegend - viel heimatkundliches Material geliefert. Da uns jetzt bekannt wird, daß die Stelle des Kreisschulrats für Stormarn demnächst zu besetzen ist, bitten wir darum, daß ein Schulmann aus unseren Reihen für diesen Posten durch den Herrn Minister ernannt wird. Es handelt sich um den Rektor Walter Frahm aus Wandsbek, der seit 1924 das Ehrenamt eines Archivpflegers für Stormarn bekleidet und sich auf dem Gebiet der Heimatkunde für unsere Gegend in Wort und Schrift - Vorträge und Aufsätze - betätigt hat. Wir verweisen dabei auf die Tätigkeit des Vaters dieses Mannes, des Heimatschriftstellers Ludwig Frahm, und auf die Jahrbücher des Alstervereins. 2 Exemplare anbei.

Wir glauben, daß ein Kreisschulrat, der unsere Gegend und unsere Verhältnisse kennt, unter der Lehrerschaft und der gesamten bodenständigen Bevölkerung sehr anregend wirken kann. Die beigegebenen Jahrbücher unseres Vereins geben am besten den Beweis, in welchem Sinne unser Verein bisher gearbeitet hat. Wir bitten über unseren Verein und den Rektor Frahm Erkundigungen bei dem Herrn Landrat unseres Kreises einzuziehen."(3)

Aus diesen Ambitionen wurde nichts. Frahm blieb Rektor, leitete weiter Grundschul- Arbeitsgemeinschaften und solche für Heimatkunde und Lehrplanfragen. Er war Sammler volkskundlichen Materials, veröffentlichte. "Das größte Werk ist sein ‚Stormarn-Buch', das 1938 erschien, ein großes Geschichtswerk über das Gebiet zwischen Hamburg und Lübeck." (4)

Am 20.2.1932 beantragte Frahm eine Amtszulage, weil er eine Schule mit 16 Planstellen und 15 Klassen führte. Ein Vater von vier Kindern muss sich in diesen Zeiten um deren Versorgung sorgen.

Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, trat Walter Frahm in die NSDAP ein, Aufnahmedatum der 1.5.1933, ebenfalls in den NSLB und die NSV. (5)

Eine Hospitation von Schulrat Scheer, der an seiner Stelle in das Amt gekommen war, in seinem Religions- und Erdkundeunterricht kommt zu positiven Ergebnissen. Schulrat Scheer resümierte: "Rektor Frahm unterrichtet erfolgreich. Einzelne Klassen müssen von ihm öfter und schärfer beobachtet werden." (6)

Intensiver beschäftigte sich Walter Frahms Personalakte mit zwei Vorfällen, die ein ungünstiges Licht auf dessen Charakter und Verhalten werfen.

Am 3.11.1934 beschwerte sich die Direktorin der städtischen Haushaltungsschule in Wandsbek, Magdalene Junge, über Walter Frahm. Frahm hatte sich als Vater über die Zeugnisnoten seiner Tochter mokiert und das erteilte Zeugnis der Schule zurückgegeben, "in dem Herr Rektor Frahm das seiner Ansicht nach nicht Zutreffende rot unterstrichen und durchgestrichen hatte." (7)

Direktorin Junge erklärte, alles eingehend geprüft zu haben, mit dem Ergebnis, "sämtliche Zeugnisnoten würden zu Recht bestehen". Sie schloss ihre Beschwerde: "Ich muss mich auch dagegen verwahren, dass an einem von der Schule ausgestellten Zeugnisse eine derartige sachlich nicht berechtigte und in der Form ungehörige Kritik geübt wird."

Walter Frahm ärgerte sich darüber, dass die Direktorin der Haushaltungsschule sich in dieser Angelegenheit "ohne meine Ermächtigung" an die vorgesetzten Stellen in Schleswig gewandt hatte. Er habe seine Argumente anlässlich eines Besuchs von Frau Junge an seiner Schule, von der stets Mädchen für die Haushaltungsschule rekrutiert wurden, genannt. Im mündlichen Gespräch habe Frahm seine Argumente für bessere Noten vorgebracht. Danach erst schickte er das Zeugnis ein, "kennzeichnete aber, da bei der Unterredung das Zeugnis nicht vorgelegen hatte, diejenigen Fächer, in denen meine Tochter und ihr Vater bessere Zensuren erwartet hatten".

Frahm verwies auf die Notwendigkeit besserer Zensuren: "Da meine Tochter über FAD auf Landjahr-Lehrgänge übergehen möchte, braucht sie, wenn sie im Wettbewerb mit anderen jungen Mädchen nicht von vornherein unterliegen soll, die erwarteten Zensuren."

Frahm machte deutlich, warum er die Leistungen seiner Tochter besser beurteilen könne als die jeweiligen Pädagoginnen der Haushaltungsschule: "Das Grundsätzliche, das m. E. aus der Angelegenheit hervorschaut, besteht wohl darin, dass kinderlose Lehrerinnen bei der Zensurenerteilung den Lebenskampf anders erkennen, als ein Vater einer kinderreichen Familie." (8)

Stadtschulrat Scheer wurde damit befasst und schrieb an den Regierungspräsidenten: "Herr Rektor Frahm sollte auf Veranlassung des Herrn Regierungspräsidenten der Direktorin gegenüber sein Bedauern aussprechen. Dieser Aufforderung ist er nicht nachgekommen, sondern hat mir zur Weiterleitung an den Herrn Regierungspräsidenten das folgende Schreiben übergeben. Es handelt sich bei dem ganzen Vorgange nicht um eine ungerechte Zeugniserteilung, sondern darum, dass ein an einer öffentlichen Schule tätiger Schulleiter ein ordnungsgemäß ausgestelltes Zeugnis einer anderen öffentlichen Schule mit Buntstift durchgestrichen und dadurch wertlos gemacht hat."(9)

Es dürfte daraufhin ein Normen verdeutlichendes Gespräch mit Rektor Frahm gegeben haben.

Ein anderer Fall, der in der Personalakte von Walter Frahm ausführlich dokumentiert ist, stellte ebenfalls kein Ruhmesblatt für den Pädagogen Walter Frahm dar, auch wenn er wohl einer damals häufig praktizierten Norm entsprach.

Am 8.11.1940 beantragte der Vater Friedrich Stucken ein Disziplinarverfahren "gegen Direktor Frahm wegen Übertretung der Züchtigungsrechte" gegenüber seinem Sohn, der Schüler an der von Walter Frahm geleiteten Schule war. Der Vater schildert den Fall folgendermaßen:

"Mein Sohn Arno hat am Morgen des 5. Novembers mit seinem Freund vor Beginn der Schule durch ein offenstehendes Fenster Eingang genommen und gemeinsam mit seinem Freunde Schularbeiten erledigt. Dieses ist von einem Lehrer gesehen worden und ist dem Direktor gemeldet. Sein Freund hat 2 Stockhiebe erhalten und Arno wurden sofort vom Direktor 25 Stockhiebe angedroht. Er hatte fünf Stockhiebe erhalten und wurde durch eine Lehrerin unterbrochen. Wie mein Sohn Arno einen Moment Zeit gewonnen hatte, verliess er fluchtartig die Schule und lief nach Hause. Meine Frau hörte morgens im Garten einen großen Lärm und sah wohl ca. 20 Jungen mit großen Stöckern bewaffnet und fragte sie was los wäre. Die Jungens erklärten, sie hätten von dem Lehrer Auftrag erhalten Arno einzufangen. Hierauf erschien der Schuldiener und verlangte von meiner Frau, dass Arno sofort die Schule aufsuchen sollte, wenn er dies nicht täte würde er die Polizei benachrichtigen die dann Arno abführen sollte. Meine Frau liess sich nicht einschüchtern sondern erwiderte ihr Mann würde schon diese Angelegenheit regeln. Leider war mein Sohn Arno inzwischen in den Garten gegangen und verstand der Schuldiener Arno einzuschüchtern und gab ihm das Versprechen dass er keine Stockschläge mehr bekommen würde. Hierauf ging Arno mit zur Schule und wie er dort ankam nahm ihn Herr Dir. Frahm sofort mit und nahm obendrein noch drei Lehrer hinzu die abwechselnd diesen kleinen Knirps von zehn Jahren über den Tisch zogen und ihm eine große Anzahl Stockhiebe aufzählten. Das Geschrei hat die ganze Schule gehört und ist für die Zukunft mein Sohn derart heruntergesetzt, dass er sich wohl nie mehr in der Schule wohl fühlen wird."(10)

Der Vater legte ein ärztliches Attest vor, aus dem hervorging, dass der zehn-jährige Sohn "am linken Gesäß eine große stark angeschwollene blutangelaufene Hautstelle hat, auf der eine größere Anzahl Stockhiebe sichtbar sind".(11)

Der Vater war auch deswegen empört, weil sein Sohn "sehr zart und unter ärztlicher Kontrolle und Aufsicht" wegen diverser Krankheiten stand.

Die Schule und Schulleiter Frahm bagatellisierten den Vorgang, beschrieben den Sohn als schwierig und verhaltensauffällig. Schulrat Hugo Millahn, Nationalsozialist der ersten Stunde, untersuchte den Fall und erstellte einen Bericht, der zu dem Schluss kam, dass die Beschwerde des Vaters zurückgewiesen werden müsse. Und Stadtinspektor Kunstmann befand am 5.12.1940: "Von einer Überschreitung des Züchtigungsrechts kann nicht gesprochen werden. Die Bestrafung des Stucken ist ordnungsmäßig im vorgeschriebenen Buch am Tage der Züchtigung eingetragen worden." (12)

In Millahns Bericht war festgehalten, dass die Mitschüler des Zehnjährigen ihn überredet hatten, wieder in die Schule zu kommen. "Er ist ihnen dann gefolgt und wurde dann vom Rektor in der Schule bestraft. In Zeugengegenwart - Lehrer Geib und Wriedt - erhielt der Junge zuerst einen Schlag mit einem von der Schulverwaltung gelieferten Stock, der aber durch die Widerspenstigkeit des Jungen vorbei ging. In Folge fortgesetzter Widerspenstigkeit haben dann die Lehrer Geib und Wriedt ihn übergelegt, und er hat dann vom Schulleiter noch 3 weitere Stockschläge erhalten. Insgesamt also hat er 4 Stockschläge bekommen. Nach dieser Bestrafung hat er dann noch 2 Stunden in der Schule gesessen, ohne darüber Klage zu führen, dass er nicht sitzen könne."

Den Wunsch des Vaters, den Sohn umzuschulen, lehnte die Schulverwaltung ab. Schulleiter Walter Frahm wurde seinerseits bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) aktiv, und stellte einen Antrag, den zehnjährigen Sohn von Friedrich Stucken in "Zwangserziehungsfürsorge" zu nehmen. (13)

Das Ende des Falles ist nicht dokumentiert. Der Vater brachte ein Attest bei, sein Sohn leide nach der Züchtigung des Schulleiters unter "nervösen Angsterscheinungen" aufgrund des "starken Schocks" und könne vorerst einen Monat nicht zur Schule gehen.

Die Kommentierung schulischer Disziplinarmaßnahmen nach Aktenlage erscheint schwierig. Ein pädagogisches Ruhmesblatt stellte die dargestellte Züchtigung in keinem Fall dar. Auch wenn in diesen Zeiten und auch noch nach 1945 die Prügelstrafe auf der "unpädagogischen" Tagesordnung stand.

Auf Anordnung der britischen Militärregierung wurde Walter Frahm 1945 als Schulleiter amtsenthoben, da er schon 1933 der NSDAP beigetreten war. (14)

In der neuen Hamburger Schulbehörde wurde Frahm anders bewertet. So schrieb der gerade berufene Schulrat Hans Brunckhorst: "Herr Rektor Frahm hat sich nach den mir gewordenen Erkundigungen als Lehrer und Schulleiter bewährt. Er hat sich auch während der ‚Nazi-Regierung' schützend vor seine Schule und seine Mitarbeiter gestellt." (15)

Walter Frahm legte Einspruch gegen die Amtsenthebung ein. Sein Argument: "Im April und Mai 1933 lagen für uns Schulleiter in Altona und den Elbgemeinden, in Wandsbek, Rahlstedt und den Alstertalgemeinden die Verhältnisse bezüglich der Bedrohung und Bedrängung durch die Nazi-Partei wesentlich anders als für unsere Kollegen auf hamburgischen Gebiet. Somit erfolgte für die letzteren der Eintritt in die Nazi-Partei meist erst 1937, während er für ehemals preussische Schulleiter bereits mit dem 1. Mai 1933 aus Dringlichkeitsgründen geboten war." (16)

Frahm blieb in seiner Begründung sehr formal. Für ihn sprach sich der Vorsitzende des Kirchenvorstandes der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Wandsbek aus: "Er hat den Lehrern, die trotz der entgegengesetzten, von Herrn Schulrat Millahn eifrig geförderten Strömung Treue zur Kirche hielten und den Kirchenaustritt verweigerten, nicht die geringsten Schwierigkeiten bereitet und selber auch in vorbildlicher Treue zur Kirche gestanden." Außerdem habe Frahm geheizte Schulräume für den Konfirmandenunterricht zur Verfügung gestellt. (17)

Walter Frahm gehörte sicherlich zu den Schulleitern, die das Führerprinzip verinnerlicht hatten und sich von niemandem in ihre Schule hineinreden ließen. In seinem Entnazifizierungsfragebogen gab er an: "Im Frühling 1937 widersetzte ich mich dem Verlangen der Nazi-Partei, Lehrer der von mir geleiteten Schule für drei Wochen aus dem Dienst mitten im Schuljahr herauszunehmen. Ich wurde wegen dieser Opposition vor ein Parteigericht gebracht, weil ich mir eine solche Beschränkung meiner beruflichen Freiheit schroff verbeten hatte."(18)

Kirchenvorstand Jensen vermerkte zu Gunsten Frahms: "Über diese seine unseren kirchlichen Belangen gegenüber freundliche Einstellung hinaus erfreut er sich hier in Wandsbek, um dessen Geschichte und ihre reicheren Matthias Claudiuserinnerungen er sich stets besonders bemüht hat, allgemeiner Wertschätzung. Auch auf diesem Gebiet der Heimatbetreuung und Heimatsforschung befinden wir uns hier in tätigem Aufbau." (19)

Und Schulsenator Landahl vermeldete am 6.9.1945 dem Kirchenvorstand: "Die Militärregierung hat jetzt über die weitere Verwendung von Herrn Rektor Frahm entschieden. Als Rektor konnte Herr Frahm nicht bestätigt werden, da er zu früh in die Partei eingetreten ist. Daran ließ sich leider nichts ändern. Wir haben aber erreicht, daß Herr Frahm als Lehrer weiterverwendet werden darf. Darüber hinaus haben wir in Aussicht genommen, ihm im Rahmen der Raumbewirtschaftung und Bauaufgaben einen besonderen Auftrag zu geben. Mehr konnten wir leider nicht tun. Wir müssen nach Lage der Dinge sogar zufrieden sein, daß wir so viel erreicht haben." (20)

Offensichtlich fand Walter Frahm Gefallen an seinem veränderten Einsatz. Am 7.8.1946 gab er einen Bericht über seine Tätigkeiten: "Ich habe mich neben meinen Aufgaben, die mir in der Schulraumbewirtschaftung erwuchsen, an folgenden Stellen beim Wiederaufbau Hamburgs eingesetzt:

I. Seitens des Ortsamtes Wandsbek wurde ich aufgefordert: 1. zur Mitarbeit bei der Begründung der Vorschläge für Umänderungen von Straßenbezeichnungen, 2. zur Wiedereinrichtung der Außenstellen der sog. öffentlichen Bücherhallen im Bereich dieses Ortsamtes, 3. zur Übersetzung von Bauanträgen.

II. Unterrichtlich betätigte ich mich im Januar bis März des Jahres bei der Auslese von Mädchen für das hiesige Oberlyzeum und bei der Prüfung von Knaben für das hiesige Gymnasium.

III. Beim Wiederaufbau der Hamburgischen Staatsoper-Universitätsbibliothek war ich seit März des Jahres mit der Gewinnung von mehreren privaten Büchereien und der Katalogisierung derselben beschäftigt." (21)

Nach einem nicht näher benannten Zwischenfall wurde Walter Frahm von Schulrat Wilhelm Dressel aus der Schulraumbewirtschaftung zurückgezogen und als Lehrer mit 15 Stunden an die Schule Volksdorfer Straße versetzt.

Es gab einige Leumundszeugnisse, die hervorhoben, welche Verdienste Walter Frahm in der Heimatsforschung erworben hätte. So von dem Verleger der Schriften von Ludwig und Walter Frahm, Richard Hermes, der angab, "der nationalsozialistischen Bewegung in jeder Hinsicht ablehnend gegenüber" gestanden zu haben. Hermes schrieb: "Mir ist bekannt, dass Herr Frahm Pg. gewesen ist, ich habe aber immer gesehen, dass Herr Frahm seine Mitgliedschaft und seinen Einfluss nur zum Besten des niederdeutschen Volkstums und der niederdeutschen Literatur eingesetzt hat, so weit das unter dem nat. Regime eben möglich war. Man kann ihm also in dieser Hinsicht nur dankbar sein." (22)

Auch der Schulleiter des Matthias-Claudius-Gymnasiums, der von den Nationalsozialisten abgesetzt worden war, Prof. Peter Zylmann, nach 1945 wieder im Amt, verwendete sich am 28.9.1946 für Walter Frahm: "Daneben habe ich Herrn Frahm als einen vortrefflichen Kenner der Dichter Matthias Claudius und Detlev von Liliencron und der kulturellen Zusammenhänge Holsteins in den letzten Jahrhunderten kennengelernt. In meinen vielen Unterhaltungen mit Rektor Frahm habe ich eindeutig feststellen können, daß seine Interessen ausschließlich in dem oben bezeichneten Interessengebiet lagen." (23)

Der Fachausschuss für die Entnazifizierung hatte am 18.2.1947 unter Vorsitz von Kurt Zeidler festgestellt, dass Walter Frahm "als nicht tragbar für das Amt eines Schulleiters ist". Daraufhin stellte Frahm den Antrag auf Versetzung in den Ruhestand, dem entsprochen wurde. Am 4.9.1947 wurde er pensioniert.(24)

Walter Frahm setzte Hoffnung in Fritz Köhne, der nach 1945 weiterhin Oberschulrat in der Hamburger Schulverwaltung war. Sicherlich fand Frahm bei Fritz Köhne, der seinen Sohn im Krieg verloren hatte, Verständnis und Sympathie, wenn Frahm seine eigene "Verlustliste der Jahre 1943-1945" aufschrieb: "1. mein ältester Sohn und ein Schwiegersohn, 2. mein Wohnhaus mit meinen Heimatkundlichen Sammlungen, 3. ein Schulhaus mit meinen amtlichen Papieren, 4. mein Arbeitsfeld als Volksschulrektor." (25)

Am 29.11.1947 teilte man Walter Frahm mit, dass er von der Britischen Militärregierung bindend zum Mittelschullehrer zurückgestuft worden sei. (26)

Am 15.6.1949 war die Entnazifizierung Frahms durch den Berufungsausschuss abgeschlossen. Der Berufung wurde stattgegeben und Walter Frahm mit Wirkung vom 1.6.1949 die Pension eines Rektors zuerkannt. (27)

Im Weiteren war Walter Frahm als Heimatforscher tätig. Der "Hamburger Anzeiger" würdigte ihn zum 70. Geburtstag: "Noch heute wirkt Frahm in der Hamburgensien- Abteilung der Staats- und Universitätsbibliothek, berät Studenten, hilft Liebhabern der Heimatsgeschichte und ist jedem Interessierten ein unermüdlicher Ratgeber." (28)

Walter Frahm starb am 26.4.1969.

Autor: Dr. Hans-Peter de Lorent. Text aus seinem Buch: Täterprofile. Biografien der Verantwortlichen in Hamburger Bildungsvereinen unterm Hakenkreuz. Bd. 2. Hamburg 2017.