Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Walter-Schmedemann-Straße

Langenhorn (1980): Walter Schmedemann (3.2.1901 Hamburg - 1.4.1976 Bad Bevensen), Senator.


Siehe auch: Fritz-Solmitz-Weg

Walter Schmedemann entstammte einer sozialdemokratischen ArbeiterInnenfamilie. Er besuchte die Volksschule, absolvierte eine kaufmännische Lehre und war dann als Hafenarbeiter tätig.

1917 wurde er Mitglied der USPD, 1922 dann der SPD. 1932 wurde er als Abgeordneter der SPD in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er "entlassen und mehrfach kurzzeitig inhaftiert. [Es] gelang (..) ihm, einen Teil der Kasse der Eilbeker SPD zu retten und eine illegale Parteiorganisation aufzubauen, deren Rückgrat Funktionäre des Reichsbanners bildeten. Es wurden - teilweise wöchentlich und in einer Auflage von bis zu 5000 Exemplaren - die Untergrundzeitung Rote Blätter produziert, Publikationen des Exilvorstandes (Sopade) eingeschleust und verteilt und gefährdete Mitglieder nach Dänemark in Sicherheit gebracht. Schmedemann selbst verfasste nach seiner zweiten Inhaftierung im November 1933 einen detaillierten Bericht, in dem er anonym den Terror schilderte und Täternamen nannte. Dieser Bericht wurde allen Hamburger Richtern, Staatsanwälten, Pastoren, ranghohen NSDAP-Funktionären und Senatoren zugestellt. Die Gruppe um Schmedemann war auch bei der Veröffentlichung und Weiterverbreitung des Berichts über die Ermordung des SPD-Abgeordneten Fritz Solmitz tätig, der im KZ Fuhlsbüttel (...) gefoltert und erhängt in seiner Zelle aufgefunden worden war. Im November 1934 wurde die Widerstandsorganisation von der Gestapo aufgespürt und zerschlagen." 1)

Schmedemann wurde 1934 und 1935 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Haftverbüßung wurde er in das KZ Sachsenhausen gebracht, wo er bis Oktober 1938 verbleiben musste.

"Angewiesen auf die Wohlfahrtsunterstützung, lebten die Ehefrau Erna Schmedemann [geb. Haeselich, geb. 1904, gest. 1983] und die beiden Kinder während der Haftzeit in großer Not. Erna Schmedemann war im November 1934 selbst zwei Tage in Haft und wurde mit dem Entzug des Sorgerechts bedroht." 2)

Mit Kriegsbeginn wurde Schmedemann vom 1. September 1939 bis 11. November 1939 erneut im KZ Sachsenhausen inhaftiert, ", anschließend nahm er eine Arbeit in einer Farbenfabrik auf, wo er eine Widerstandszelle aufbaute und Zwangsarbeiter mit Nahrung und Kleidung unterstützte; gleichzeitig nahm er Kontakte zu alten Parteifreunden auf. Auf Grund einer Denunziation wurde Schmedemann wegen angeblichen Diebstahls im Juli 1943 zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt, die jedoch ausgesetzt wurde. Im Rahmen der Aktion Gewitter nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er vom August bis September 1944 jedoch erneut inhaftiert. An der Reorganisierung sozialdemokratischer Strukturen beteiligt, musste Schmedemann im April 1945 bis zur Befreiung Hamburgs am 3. Mai 1945 untertauchen, um einer erneuten Verhaftung zu entgehen." 1)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus war Schmedemann bis 1962 "stellvertretender Vorsitzender der Hamburger SPD, anschließend bis 1966 einfaches Landesvorstandsmitglied, auch war er 1945 Gründungsmitglied und Vorsitzender der kurzlebigen Sozialistischen Freien Gewerkschaft (SFG) und bis 1948 stellvertretender Landesvorsitzender der VVN [Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes], welche er anlässlich der Abspaltung der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten verließ. Von 1949 bis 1970 gehörte er erneut der Hamburger Bürgerschaft an und war von 1948 bis 1953 und von 1957 bis 1967 Gesundheitssenator." 1)

Der Grund, warum in Langenhorn eine Straße nach Walter Schmedemann benannt wurde, liegt an Folgendem: „Im Spätsommer 1945 begann Walter Schmedemann mit dem Gesundheitssenator Friedrich Dettmann [KPD], des von den britischen Besatzern eingesetzten Senats, und Franz Beckermann (1903–1976) [siehe: Beckermannweg, Beckermann war NS-belastet, R. B.] medizinischer Direktor des Krankenhauses Heidberg, die ehemalige SS-Kaserne am Heidberg in das Krankenhaus Heidberg umzubauen. Schmedemann (…) wohnte in Langenhorn am Borner Stieg 28. (…).“ 3)