Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Walter-Wächter-Platz

Eimsbüttel, 2018: Walter Wächter (26.5.1913 Hamburg - 1983 Stockholm), jüdischer Fußballer und Leichtathlet aus Eimsbüttel, 1935 verhaftet, 1936 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, emigrierte 1938 über Italien, Jugoslawien und Ungarn nach Schweden, arbeitete zunächst in der Landwirtschaft, nahm 1946 an der Stockholmer Hochschule ein Studium der Psychologie auf, wurde Hochschuldozent und Professor, Verfolgter des Nationalsozialismus


Vorher hieß der Platz Gustav-Falke-Sportplatz. Siehe dazu unter Gustav-Falke-Straße.

Walter Wächter war das jüngste Kind des Obersteuerinspektors Gustav Wächter, (24.10.1875 Hamburg, deportiert 6.12.1941 nach Riga) und seiner Ehefrau Minna Wächter, geb. Sonnenberg, (23.3.1881 Hamburg, deportiert 6.12.1941 nach Riga). Das Ehepaar Wächter hatte drei Söhne und lebte mit ihnen am Eppendorfer Weg 40, später zogen Gustav und Minna Wächter an den Scheideweg 35. Dort liegen heute Stolpersteine für Gustav und Minna Wächter.

Walter Wächter, der schon als Schüler ein begeisterter Sportler war und Fußball sowie Leichtathletik betrieb, spielte "zunächst beim Hamburger SV, wechselte dann jedoch aufgrund des aufkommenden Antisemitismus zum Freien Turn- und Sportverein ‚Fichte' Hamburg-Eimsbüttel. Als Jude und politisch interessierte Person war für Walter der Wechsel in den Arbeitersport eine logische Konsequenz aus der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland während dem Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre: ‚1929 verließ ich meinen geliebten HSV. Beim jährlichen Vereinsfest hielt der Vorsitzende, ein Mediziner, dessen Gesicht mit den bei deutschen Akademikern so beliebten Mensurnarben übersät war, eine Rede mit antisemitischen Einschlägen. Die Rede war außerdem ein Bekenntnis zu jener Art von nationaler Ideologie, die von der damals schon wachsenden nationalsozialistischen Bewegung vereinnahmt wurde. Da begriff ich, dass mein Platz nicht in der bürgerlichen Sportbewegung war, und schloss mich der starken Arbeitersportbewegung an, die über ihre eigene Organisation und Ideologie verfügte.' (Walter Wächter, 1929) Nachdem auch der Arbeitersportverband 1933 verboten wurde, schloss sich Walter dem Jüdischen Turn- und Sportverein ‚Bar Kochba' an. Zwei Jahre später verhaftete ihn die Gestapo und 1936 verurteilte man ihn wegen seiner Beteiligung am kommunistischen Widerstand zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren. Unmittelbar nach seiner Entlassung im März 1938 flüchtete Walter aus Deutschland. Sein Fluchtweg führte ihn über Italien, Jugoslawien, und Ungarn nach Schweden, wo er in der Landwirtschaft arbeitete. 1946 nahm er an der Stockholmer Hochschule ein Studium der Psychologie auf. Er wurde Hochschuldozent und Professor." 1) Diesen Text verfasste der FC Alsterbrüder e.V. von 1948. Er hatte sich für die Benennung des nach seiner Lage meist als "Gustav-Falke-Platz" bezeichneten Sportplatzes nach Walter Wächter eingesetzt. Damit wollte der FC Alsterbrüder, als Hauptnutzer des Platzes, ein Zeichen setzen und sich von dem seiner Meinung nach nationalistischen Gedankengut Falkes distanzieren.