Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gustav-Falke-Straße

Eimsbüttel (1921): Gustav Falke (11.1.1853 Lübeck - 8.2.1916 Hamburg Groß-Borstel), Schriftsteller


2018 wurde der an der Gustav-Falke-Straße gelegene Gustav-Falke-Sportplatz umbenannt. Eine Umbenennung der Straße erfolgte nicht. Der Sportplatz heißt nun Walter-Wächter-Platz nach dem jüdischen Fußballer und Leichtathleten Walter Wächter (1913 Hamburg-1983 Stockholm) aus Eimsbüttel.1935 wurde er verhaftet und 1936 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1938 emigrierte er nach Schweden, wo er zunächst in der Landwirtschaft arbeitete und ab 1949 Psychologie studierte. Später wurde er Hochschuldozent und Professor.

Der Vorschlag für die Umbenennung kam vom FC Alsterbrüder, die den Sportplatz nutzen. In einem Artikel des Hamburger Abendblattes vom 17.6.2017 - ein Jahr vor der Umbenennung - hieß es dazu: „Die Alsterbrüder möchten dem (..) Platz auch einen neuen Namen geben. Bislang heißt die städtische Anlage Sportplatz an der Gustav-Falke-Straße. Das aber ist den Fußballern unerträglich. ‚Gustav Falkes Einstellungen und Meinungen stehen in direktem Widerspruch zu den Werten des FC Alsterbrüder‘, sagt der Club, ‚er war profilierter Nationalist, Kriegsverherrlicher und Ausländerfeind.‘ Der Dichter, der von 1853 bis 1916 lebte, habe mit nationalistischen Versen das Gedankengut des Nationalsozialismus vorbereitet, haben sie festgestellt ‚Wovon sind wir Husaren so rot? Von Blut! Wir schlugen viel tausend Franzosen tot‘, heißt es beispielsweise im ‚Reiterlied‘.“ (www.abendblatt.de/sport/article210938577/Alsterbrueder-wollen-Platz-umbenennen.html)

In Wikipedia heißt es zur nationalistischen Gesinnung Gustav Falkes: „Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs erwies sich Falke als kompromissloser Nationalist, der seine schriftstellerische Arbeit ganz in den Dienst deutschnationaler Ziele stellte. Für sein Wirken im Dienst der Kriegspropaganda wurde ihm 1915 der preußische Rote Adlerorden verliehen.“ 1)

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Gustav Falke; Foto: Rudolf Dührkoop, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Gustav Falke war der Sohn von Elisabeth Franziska Falke, geb. Hoyer, Tochter eines Landwirtes und dessen Ehefrau. Gustav Falkes Vater war der Kaufmann Johann Friedrich Christian Falke.

Ruth Schmidt-Wiegand schreibt in der Neuen Deutschen Biographie über Gustav Falkes Werdegang und literarisches Schaffen: „Nach dem Besuch des Realgymnasiums seiner Vaterstadt, der ‚Stadt mit den goldenen Türmen‘ (Autobiographischer Roman, 1912, 24. Tausend 1923, Porträt), ging F. 1868 nach Hamburg in den Buchhandel (Essen, Stuttgart, 1870-78 Hildburghausen). Nach seiner Rückkehr nach Hamburg erteilte er Privatmusikunterricht und trat durch seine schriftstellerische Tätigkeit in den Kreis der Literarischen Gesellschaft (Otto Ernst [Otto-Ernst-Straße], Jakob Loewenberg [Loewenbergstraße]) ein. Dehmel [Richard-Dehmel-Straße] und Heyse [Heysestraße], vor allem aber der ihm seit 1890 befreundete Liliencron [Liliencronstraße], der auch die persönlichen Beziehungen zu E. Prinz von Schönaich-Carolath [Schoenaich-Carolath-Straße] vermittelte, haben F. angeregt und gefördert. Seine Entwicklung führte von naturnaher, impressionistischer Lyrik (Mynheer der Tod und andere Gedichte, 1892, 1900) über den Roman naturalistischer Prägung, der das Hamburger Volksleben behandelt (Aus dem Durchschnitt, 1892, 1900; Landen und Stranden, 1894), zum Epos (Der gestiefelte Kater, 1904), zur Novelle (Der Spanier, 1910) und zum Jugendbuch (Herr Purrtaler und seine Tochter, 1913, Neuauflage 1928). Für seine Lyrik, die er unter anderem in den Bänden ‚Tanz und Andacht‘ (1893, 1900), ‚Zwischen zwei Nächten‘ (1894, 1903), ‚Neue Fahrt‘ (1897), ‚Mit dem Leben‘ (1899, 1903) und ‚Hohe Sommertage‘ (1902, 1903) zusammengefaßt hatte, erhielt F. 1905 die Festgabe der Schillerstiftung; im gleichen Jahr verlieh ihm die Stadt Hamburg ein festes Jahresgehalt“ 2), da Gustav Falke in finanziell beschränkten Verhältnissen lebte.

Seit 1890 war Gustav Falke mit seiner ehemaligen Klavierschülerin Anna Heissel adoptierte Theen (1862–1946) verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Töchter, Gertrud (22.7.1891 – 4.1.1984) und Ursula (5.3.1896 – 25.10.1981) und einen Sohn, Walter (1901–1967).

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Gertrud Falke, Tochter des Dichters, 1908; Foto: Minya Diéz-Dührkoop, via Wikimedia Commons

Seine Töchter waren Ausdruckstänzerinnen. Gertrud Falke erhielt eine tänzerische Ausbildung an der Dalcroze-Schule in Hellerau und Unterricht bei Rudolf von Laban. Seit 1913 hatte sie eine eigene Tanzschule im Hamburger Curiohaus. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ursula Falke errichtete sie 1916 am Holzdamm 46 die Falke-Schule, als „Neue Schule für den freien, künstlerischen Tanz“. Die Falke-Schwestern traten als Tanzpaar auf, so auch auf den Hamburger Künstlerfesten im Curiohaus. Sie waren die Stars der Ausdruckstanz-Szene. Gertrud Falke heiratete 1922 den Staatsrechtler Hermann Heller (1891-1933) und zog von Hamburg fort. In England arbeitete sie als Lehrerin für Entspannung am Crichton Royal Hospital, wo sie Soldaten mit Schützengrabenneurose und Patientinnen und Patienten, die an Neurosen, Psychosen etc. litten, mit Tanz therapierte. Später lehrte sie an der Freiburger Universität.

Nach der Heirat ihrer Schwester Gertrud machte Ursula Falke eine Solo-Karriere. Ihr Ehemann, der Bildhauer Richard Luksch, den sie 1923 geheiratet hatte, entwarf für sie Gesichtsmasken und Kostüme, mit denen sie auftrat. Ursula Falke lebte mit ihrem Ehemann, dessen zweite Ehefrau sie war, in der Hartungstraße 15.