Buddenbrookweg
Bramfeld (1961): nach dem Roman „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann
Siehe auch: Thomas-Mann-Straße
Über den Roman heißt es in Wikipedia: „Buddenbrooks: Verfall einer Familie (1901) ist das früheste unter den großen Werken Thomas Manns und gilt heute als der erste Gesellschaftsroman in deutscher Sprache von Weltgeltung. Er erzählt vom allmählichen, sich über vier Generationen hinziehenden Niedergang einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und illustriert die gesellschaftliche Rolle und Selbstwahrnehmung des hanseatischen Großbürgertums zwischen 1835 und 1877. Thomas Mann erhielt 1929 für Buddenbrooks den Literaturnobelpreis.
Als Vorlage der Handlung diente Thomas Manns eigene Familiengeschichte. Schauplatz des Geschehens ist seine Heimatstadt Lübeck.“ 1)
Sarah Müller äußert in ihrer Bachelorarbeit „Die Frauenfiguren in Thomas Manns Buddenbrooks“ über die realen Lebensbedingungen von Frauen im Bürgertum des 19. Jhds, die als Romanvorlage dienten: „In Bezug auf das Selbstverständnis der bürgerlichen Familie im 19. Jahrhundert lässt sich sagen, dass das Glück des Einzelnen stets hinter den Interessen der Familie zurücktreten sollte. Der Vater als Familienoberhaupt hatte die Macht, seinen Willen letzten Endes durchzusetzen. Die Interessen der Familie waren vorwiegend finanzielle Interessen, auch wenn die konsequente Verwirklichung der finanziellen Interessen zunächst unmenschlich erscheint, muss bedacht werden, dass das Vermögen den Lebensunterhalt der einzelnen Familienmitglieder garantiert. Demzufolge lässt sich hier auch menschliche Verantwortung für die Zukunft aller Familienmitglieder sehen. Solange nicht eigenmächtig gegen die Familieninteressen gehandelt wird, hatte jedes Mitglied der Familie Anspruch auf einen Teil des Gesamtvermögens. Der Vater als Familienoberhaupt und somit Vorstand des ‚Versorgungsinstituts‘ hatte die Aufgabe, die ‚ökonomische Grundlage des Lebens aller Mitglieder der Familie zu sichern und das Familienvermögen zu diesem Zweck zu Erhalten‘ Dies verlieh ihm eine fast unumschränkte Macht, die sich nicht nur in finanzieller Hinsicht äußerte, aber dort am drastischsten bemerkt wurde. Die Frauen wurden von der aktiven Beteiligung an der Firma und den Finanzen ferngehalten, der Einblick und die Einmischung in Geschäftliches und Finanzielles waren ihr nicht gestattet. Insgesamt hatten sie keinen wirklichen Einblick in die vom Manne verwalteten Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Auch wenn die Tochter von aktiver Mitarbeit in der Firma ausgeschlossen war, hatten Prestige und Ansehen der Familie für sie keine geringere Bedeutung als für die männlichen Familienmitglieder. Dies lag daran, dass der öffentliche Respekt für den Namen der Firma auch auf sie zurückfiel und ihr Selbstbewusstsein stärkte. Ihre Lebensaufgabe sah sie ebenso wie die männlichen Familienmitglieder in der Aufrechterhaltung und Steigerung des Ansehens der Firma. Ihr Beitrag dazu bestand darin, Ansehen und Wohlstand der Familie durch eine vorteilhafte Ehe zu vermehren. Romantische Liebe und Leidenschaft führten im Bürgertum nur in den seltensten Fällen zu einer Ehe. Allgemein hieß es, die Liebe werde nach der Hochzeit schon kommen. Die Ehe sollte meist eher die soziale Identität sicherstellen, als einem Liebesglück dienen. Heiraten wurden von den Eltern, vor allem vom Vater, arrangiert. Dabei standen ökonomisch-soziale Gesichtspunkte im Vordergrund. Für die Eltern des Bräutigams war eine ausreichende Mitgift ausschlaggebendes Argument. Die Brauteltern dagegen legten Wert auf einen soliden wirtschaftlich-beruflichen Status, der eine standesgemäße Versorgung der Frau und künftigen Kinder gewährleistete. Damit der Bräutigam diesen Erwartungen gerecht werden konnte, war die logische Konsequenz, dass er bereits ein relativ hohes Alter erreicht hatte, da die Ausbildung zum Beamten oder Kaufmann viele Jahre dauerte. Mädchen dagegen traten sehr jung, mit 21 oder 22 Jahren, in den Ehestand ein. Dies führte dazu, dass zwischen den Ehepartnern demnach eine Altersdifferenz von mindestens zehn Jahren bestand. Das junge Alter der Frau lässt sich durch das Bedürfnis des Bräutigams erklären, sich eine Braut als noch kindliche Unschuld, als erziehbares und anpassungsfähiges Mädchen vorzustellen und daneben selber als erfahrener, Schutz und Autorität verheißender erwachsener Mann und Lehrer aufzutreten. Insgesamt hatte in einer angesehenen Ehe der Mann bedeutend älter zu sein als seine Frau. Da fast ausschließlich innerhalb einer gesellschaftlichen Schicht geheiratet wurde, müsste vom Milieu aus zwischen den Eheleuten eine relative Vertrautheit geherrscht haben, wobei der häufig extreme Altersunterschied jedoch oftmals zu einer Distanz zwischen den Eheleuten führte. Hatte ein Mann sich insgeheim eine Braut ausgesucht, nutzte er häufig die Gelegenheit sie in ihrer häuslichen Umgebung zu beobachten. Im Gegensatz dazu hatten nur wenige Frauen ihren zukünftigen Ehemann vor der Ehe in seinem Elternhaus, oder an seinem Arbeitsplatz gesehen. Dies führte dazu, dass sich eine Frau bei der Entscheidung einen Heiratsantrag anzunehmen, auf das Urteil ihres Vaters oder Bruders verlassen haben musste.(…) Insgesamt kann man davon sprechen, dass das Ansehen eines Mannes von der Qualität seiner Ehefrau abhing. Nur dann, wenn sie ihre Aufgaben als Gattin, Mutter und Hausfrau perfekt erfüllte, hob sich sein gesellschaftlicher Status. Eine Frau machte ihrem Mann Ehre, indem sie sich über ihre vorrangigen Aufgaben hinaus in der Gesellschaft den Ruf einer vornehmen, eleganten und gewandten Dame erwarb. Zu diesem Zweck wurden Mädchen in Bezug auf die Vermittlung ästhetischer Kultur erzogen. Grundlegend waren Klavierspiel, literarische Kenntnisse und generell künstlerische Fähigkeiten. Der Besuch spezieller Mädchenschulen und Pensionate befähigte bürgerliche Töchter dazu, ein elegantes Haus zu führen, anspruchsvolle Salons zu gründen und als kulturell bewanderte Gesellschafterinnen aufzutreten. Die Hauptaufgabe der ‚höheren Töchterschulen‘ war, die Mädchen auf ihre zukünftige Rolle als Ehefrau, Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Neben der perfekten Erfüllung der Aufgaben einer Gattin, konnte der Glanz der Schönheit einer Frau ihren Ehemann selber aufwerten. Der allgemeinen Ansicht zufolge, beruhte die eigene Ehre einer Frau hauptsächlich auf ihrer geschlechtlichen Anständigkeit, also auf ihrem Verzicht auf vor- und außereheliche sexuelle Beziehungen. Eine politische und soziale Ehre konnte eine Frau dagegen nicht selbstständig, sondern nur indirekt durch den Mann erlangen. Für den Mann anziehend zu sein, das heißt sittliche und geschlechtliche Reinheit zu verkörpern, war der indirekte Weg zur Erlangung von Ehre.Weibliche Ehre wurde als umso bedeutender angesehen, je größere materielle Folgen an ihre Verluste gebunden waren. Auf keinen Fall durften eigenwillige sexuelle Kontakte der Tochter die ausgeklügelten Heiratsstrategien der Eltern durchkreuzen und deren Interesse an der Vergrößerung des Besitzes zunichtemachen. Ebenso wie Frauen den Stand ihrer Ehemänner beziehungsweise Väter annahmen, machten sie auch die Ehre, die daran geknüpft war zu ihrer eigenen. Hier fand sich ein grundlegender Bestandteil weiblicher Identität, so ließen sich beispielsweise bürgerliche Frauen im 19. Jahrhundert unter dem Titel ihrer Ehemänner vorstellen und anreden.
Die Rechtsform Ehe versperrte der Frau den Zugang zur vollen Mündigkeit und uneingeschränkten Rechtsautonomie auf fast allen Gebieten des politischen, gesellschaftlichen und gewerblichen Lebens. Aus diesem Grund kommt dem Scheidungsrecht eine besondere geschlechtsspezifische Wertigkeit zu. Durch die Auflösung einer Ehe war es der Frau möglich, sich von der Last der eherechtlichen Privilegien des Mannes zu befreien. Als Gründe für eine Scheidung wurden häufig Trunkenheit und Tätlichkeiten, böswillige Verlassung, Ehebruch und Versagung des Unterhalts aufgeführt. Der Scheidungswunsch wurde häufiger als mit ehebrecherischem Verhalten des Mannes, mit Misshandlungen oder fehlendem Lebensunterhalt begründet, was auch bei den Richtern für viel mehr Eindruck sorgte. Scheidungen deuteten einen zu bewältigenden Weg aus einer wahrlich ausweglosen Ehesituation an, auch wenn es keine Garantie für ein menschenwürdiges Leben nach der Scheidung gab. Die rechtliche Möglichkeit einer Scheidung war mit starken weiblichen Hoffnungen besetzt. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war ein sehr häufiger Grund der zahlreichen Scheidungen die Versagung des Unterhalts. In diesem Fall bestimmte der Richter die Versorgung der Frau nach den finanziellen Umständen des Mannes. In dem Fall, in dem der Mann aber mittellos war, fand man sich an den Grenzen des Rechtssystems wieder. Auch wenn Rechtsansprüche für die geschiedene Frau eine gewisse Sicherheit boten, bestand die eigentliche soziale Rückversicherung, in einer an eine gescheiterte Ehe sich anschließende neue Ehe. Für eine Frau bot die Scheidung die Möglichkeit einen Schlussstrich unter ein menschlich demütigendes und sozial auswegloses Eheleben zu ziehen und auf diese Weise eine persönliche Zukunftsperspektive zu erhalten. Dies führte jedoch nicht dazu, dass die Frau ihre Mitgift zurück bekommen hätte. Insgesamt hatte die alleinstehende Frau stets mit Ablehnung und Verneinung gegenüber der Mutter und Gattin zu kämpfen. (…) Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass in wohlhabenden Kreisen Mütter im Alter als Witwen mit ungehinderter Macht über ein großes Vermögen verfügten, das sie mit konservativer Umsicht verwalteten. Da der Patriarch der Familie nun nicht mehr war, regierten sie „Matriarchalisch“ über ihre Nachkommenschaf“ 2)
Über die Frauenrollen und Verehelichungen sowie das Ehe/Liebesleben in diesem Roman steht in Wikipedia u.a.: „Gotthold Buddenbrook war wegen einer unstandesgemäßen Heirat verstoßen worden. Er hatte, dem strengen Verbot des Familienoberhauptes zum Trotz, eine Mamsell Stüwing geehelicht und damit nicht in eine Firma, sondern in einen ‚Laden‘ eingeheiratet. In der überschaubaren Handelsstadt aber wurde ‚haarscharf‘ unterschieden zwischen den ‚ersten und zweiten Kreisen, zwischen Mittelstand und geringem Mittelstand.‘ (…)
[Jean Buddenbrook]: Seine Heirat „ (…) war, sollte er ehrlich sein, nicht gerade das gewesen, was man eine Liebesheirat nennt. Sein Vater hatte ihm auf die Schulter geklopft und ihn auf die Tochter des reichen Kröger, die der Firma eine stattliche Mitgift zuführte, aufmerksam gemacht, er war von Herzen einverstanden gewesen und hatte fortan seine Gattin verehrt, als die ihm von Gott vertraute Gefährtin… Mit der zweiten Heirat seines Vaters hatte es sich ja nicht anders verhalten.“
[Tony Buddenbrook]: Tony Buddenbrook ist 18 Jahre alt. Der Hamburger Kaufmann Bendix Grünlich hat bei Tonys Eltern um ihre Hand angehalten. Tony ist bestürzt. ‚Was will dieser Mensch von mir -! Was habe ich ihm getan -?‘ und bricht in Tränen aus. Die Mutter redet ihr zu: ‚Die Verbindung, die sich dir darbietet, ist vollkommen das, was man eine gute Partie nennt, meine liebe Tony. […] du hast Zeit zur Überlegung. […] Aber wir müssen zu Bedenken geben, daß eine solche Gelegenheit, dein Glück zu machen, sich nicht alle Tage bietet, und daß diese Heirat genau das ist, was Pflicht und Bestimmung dir vorschreiben. Ja, mein Kind, das muß ich dir vorhalten.‘ Tonys Vater bespricht sich mit der Mutter, nachdem er Grünlichs Geschäftsbücher eingesehen und sich in Hamburg über ihn erkundigt hat: ‚Ich kann nicht anders, als diese Heirat, die der Familie und der Firma nur zum Vorteil gereichen würde, dringend erwünschen! […] denn noch eines, Bethsy, und das kann ich nicht oft genug wiederholen: […] Die Geschäfte gehen ruhig, ach, allzu ruhig. […] Wir sind nicht vorwärts gekommen, seit Vater abberufen wurde.‘ Grünlich macht Tony hartnäckig den Hof. Tony ist deprimiert, verliert ihre gewohnte Frische und magert ab. Der Vater verordnet einen Erholungsaufenthalt an der Ostsee, in Travemünde, im Haus des ihm gut bekannten Lotsenkommandanten Schwarzkopf. Dort lernt sie dessen Sohn kennen, den Medizinstudenten Morten, der während der Semesterferien nach Hause gekommen ist. Beide verlieben sich ineinander. Tony sagt Morten bei einem Spaziergang zum Mövenstein zu, Grünlich nicht erhören und auf Mortens Doktorexamen warten zu wollen. Dann will er bei ihren Eltern um ihre Hand anhalten. In einem Brief schreibt Tony ihrem Vater ‚Dir, dem besten Vater, kann ich es ja sagen, daß ich anderweitig gebunden bin an jemanden, der mich liebt, und den ich liebe, daß es sich gar nicht sagen läßt.‘ Ihren gemeinsamen Lebensplan teilt sie dem Vater ebenfalls mit. Der Vater schreibt zurück, Grünlich drohe mit Selbstmord, falls er abgewiesen werde, und appelliert an Tonys Christenpflicht. In Hinblick auf die tradierten Heiratsentscheidungen von Familie und Firma Buddenbrook ermahnt er Tony: ‚Du müßtest nicht meine Tochter sein, nicht die Enkelin Deines in Gott ruhenden Großvaters und überhaupt nicht ein würdiges Glied unserer Familie, wenn Du ernstlich im Sinn hättest, Du allein, mit Trotz und Flattersinn Deine eigenen, unordentlichen Pfade zu gehen.‘ (…) Tony unterwirft sich der Familienräson. Sie selbst trägt eines Morgens stolz ihre Verlobung mit Grünlich in die Familienchronik ein, da sie der Meinung ist, mit der Verlobung der Familie zu dienen. Grünlich erhält von Jean Buddenbrook eine Mitgift von 80.000 Mark. (…). Als Grünlich mit seinem Geschäft zahlungsunfähig wird, besucht Jean Buddenbrook „Tony in Hamburg und klärt sie über die finanzielle Situation ihres Gatten auf. Tony ist aus Pflichtgefühl bereit, Grünlich in die Armut zu folgen. Geschähe dies aus Liebe, so erwägt Jean, müsste er Tochter und Enkelkind vor dieser ‚Katastrophe‘ bewahren und Grünlich ‚um jeden Preis‘ halten. Er entschuldigt sich nun bei Tony, sie damals zur Ehe mit Grünlich gedrängt zu haben, und versichert ihr, dass er sein Handeln ‚in dieser Stunde aufrichtig bereue.‘ Unter Tränen gesteht Tony, Grünlich niemals geliebt zu haben. ‚Er war mir immer widerlich … weißt du das denn nicht?‘ Um der Firma kein weiteres Geld zu entziehen, kommen beide überein, dass Tony Grünlich verlässt und sich wegen Unfähigkeit Grünlichs, für Frau und Kind zu sorgen, von ihm scheiden lässt. (…) Es wird deutlich, dass Grünlich Tony nur geheiratet hat, um ihre Mitgift zu erhalten und seinen Ruf in der Geschäftswelt zu verbessern. In einem Wutanfall gesteht Grünlich dies auch ein.
[Thomas Buddenbrook]: Thomas bricht nach Amsterdam auf, um seine kaufmännischen Kenntnisse zu erweitern. Zuvor verabschiedet er sich von seiner heimlichen Geliebten, der schönen, aber armen Blumenverkäuferin Anna, und löst ihre gemeinsame Verbindung auf. Seine Entscheidung rechtfertigt er gegenüber Anna damit, dass er später einmal die Firma übernehmen werde und daher die Pflicht habe, ‚eine Partie‘ zu machen und sich standesgemäß zu verheiraten. (…) Thomas hält sich längere Zeit geschäftlich in Amsterdam auf. In einem Brief teilt er mit, dort in Gerda Arnoldsen, der Tochter eines wohlhabenden Geschäftspartners und ehemaligen Pensionsfreundin Tonys, seine künftige Gattin gefunden zu haben. [Die Beiden] heiraten im Dezember 1856.
„Nach Jean Buddenbrooks Tod hält seine Witwe Elisabeth das frömmlerische Treiben im Hause aufrecht und steigert es noch. Sie hält täglich Andachten, eröffnet in den hinteren Kontorräumen eine Sonntagsschule für kleine Mädchen und richtet für ältere Damen den wöchentlichen ‚Jerusalemsabend‘ ein. Pastoren und Missionare gehen ein und aus, darunter Pastor Sievert Tiburtius aus Riga, der bald um die Hand der neunzehnjährigen Clara anhält, der jüngsten Tochter der Familie. Tony, die bei ihrer Mutter lebt, kann sich mit dem frommen Treiben allerdings nicht recht anfreunden.
Während sich Thomas und Gerda auf eine zweimonatige Hochzeitsreise durch Oberitalien begeben, richtet Tony das zuvor von Thomas erworbene neue und größere Haus für das junge Ehepaar ein. Nach dessen Rückkehr gesteht Tony ihrem Bruder, dass auch sie gern wieder verheiratet wäre, um die Familie zu entlasten und weil sie sich im Haushalt ihrer frommen Mutter doch langweile. Sie habe sogar kurzzeitig überlegt, eine Stelle als Gesellschafterin in England anzunehmen, auch wenn dies eigentlich ‚unwürdig‘ sei.
Tony kehrt gut gelaunt von einem längeren Aufenthalt in München zurück. Dort hat sie Alois Permaneder, den Teilhaber einer Hopfenhandlung, kennengelernt. (…) Tony hofft auf eine Ehe mit dem Hopfenhändler (…). Tonys Kommentar: ‚Es handelt sich diesmal nicht um eine glänzende Partie, sondern nur darum, daß die Scharte von damals durch eine zweite Ehe so ungefähr wieder ausgewetzt wird.‘ Nach einem unbeholfenen Anstandsbesuch des schnauzbärtigen Junggesellen im Hause Buddenbrook kommt die Ehe tatsächlich zustande und Tony zieht nach München, wo sie sich allerdings nicht recht eingewöhnen kann. Zu ihrer Enttäuschung setzt sich Herr Permaneder mit den Zinsen aus Tonys Mitgift von 17.000 Talern (51.000 Mark) zur Ruhe. Eine gemeinsame Tochter stirbt kurz nach der Geburt. Eines Nachts überrascht Tony ihren Gatten, als er betrunken die sich wehrende Köchin zu küssen versucht. Tony kanzelt ihn ab und verlässt ihn stehenden Fußes. Herr Permaneder stößt einen Fluch aus, so ungeheuerlich, dass Tony ‚das Wort‘ lange Zeit nicht über die Lippen bringen kann und sich hartnäckig weigert, es Thomas gegenüber preiszugeben. Sie nimmt den Vorfall zum Anlass, sich von dem ‚Mann ohne Ehrgeiz, ohne Streben, ohne Ziele‘ scheiden zu lassen. Der ‚Skandal‘ einer zweiten Scheidung tangiert sie nicht. Thomas kann sie nicht umstimmen. Herr Permaneder willigt in die Scheidung ein und gibt Tonys Mitgift zurück, ein Akt der Fairness, den man ihm nicht zugetraut hatte.
Christian Buddenbrook, der Aline Puvogel, ‚einer vom Theater‘, liiert ist und mit ihr ein uneheliches Kind hat, kann seine Geliebte erst nach dem Tod von Mutter und Bruder, die stets gegen diese unstandesgemäße Verbindung waren, heiraten. „Tony schreibt Aline Puvogel ‚mit sorgfältig vergifteten Worten‘, dass sie weder sie noch ihre Kinder jemals als Verwandte anerkennen werde. Seiner Wahnideen und Zwangsvorstellungen wegen lässt Aline Christian gegen seinen Willen in eine psychiatrische Anstalt einweisen und kann so ‚unbeschadet der praktischen und ideellen Vorteile, die sie der Heirat verdankte‘, ihr bisheriges unabhängiges Leben fortsetzen.“ 3)