Oberaltenallee
Uhlenhorst, Barmbek-Süd (1862): benannt nach den Oberalten, die diesen Weg, der zum Herrenhaus in Barmbek führte, mit der Kutsche fahren durften. Für den allgemeinen Verkehr war die Allee nur als Fußweg zugelassen.
1528 wurde die Institution der Oberalten gegründet. Bis 1953 waren dort keine Frauen vertreten. 1953 gab es mit Jeanette Ertel, geb. Behrmann die erste Frau unter den Oberalten. 1963 folgte Mildred Felix-Gossler, geb. Gossler, 1970 Ilse Schrader, geb., Greeven und Margret Krahn, geb. Bögel, 1994 Jutta Wieters-Schrader, geb. Schrader und Martina Krüss-Leitbrock, geb, Krüss. 1)
2003, anlässlich des 475-jährigen Bestehens wurde ein Festakt im Hamburger Rathaus veranstaltet. In ihrer Rede erklärte die damalige Bürgerschaftspräsidentin Dr. Dorothee Stapelfeldt, die Institution der Oberalten: ‚„ist noch immer die wichtigste soziale Station zu Gunsten Armer und Kranker in unserer Stadt‘ (…). Die Oberalten tragen bis heute Verantwortung für das Hospital zum Heiligen Geist (…)“ 2)
Auf der Website des Hospitals zum Heiligen Geist ist erklärt, wie das Kollegium der Oberalten entstand, was Oberalte sind und welche Funktionen sie in den vorherigen Jahrhunderten übernahmen. Daraus soll im Folgenden zitiert werden: „Im Mai 1528 machte die erbgesessene Bürgerschaft die je zwölf Gotteskastenverwalter der vier Kirchspiele St. Petri, St. Nikolai, St. Katharinen und St. Jacobi zu ihren ständigen Vertretern gegenüber dem Rat. Bald darauf wurden die Hospitäler und andere Vermögen in einem zentralen Gotteskasten gesammelt.“ 3)
Zum Begriff der Gotteskästen: Im August 1527 gründeten „die Bürger des Kirchspiels St. Nikolai (…) einen Gotteskasten, für den zwölf Diakone verantwortlich waren, die die darin gesammelten Spenden an die Bedürftigen verteilten. Außerdem wurden Pastoren, Kirchenbedienstete und Lehrer aus dem Gotteskasten bezahlt. Wenige Monate später folgten die übrigen Hauptkirchen diesem Beispiel, so dass bald insgesamt 48 angesehene Bürger für die neu geordnete Sozialarbeit zuständig waren und zugleich wesentlich zur Verbreitung reformatorischer Ideen beitrugen.
Mit der Gotteskastenverordnung vom 29. September 1528 wurde für übergeordnete Aufgaben des Armenwesens ein gemeinsamer Gotteskasten geschaffen, für dessen Verwaltung jeweils die drei ältesten Diakone der vier Kirchspiele zuständig waren. Der entsprechende Vertrag vom 29. September 1528 ist zugleich das Gründungsdokument des Kollegiums der Oberalten. Sie waren damit auch verantwortlich für das Hospital zum Heiligen Geist und das Marien-Magdalenen-Kloster.
Die Oberalten, die nach dem Senioritätsprinzip in ihr Amt kamen, waren früher nicht nur ein weises, sondern meist auch ein greises Kollegium. Doch waren sie bis ins 19. Jahrhundert in der Machtbalance zwischen Bürgerschaft und Rat das wichtigste Bürgergremium mit umfangreichen politischen und sozialen Aufgaben. (…)
Kirchengemeinde und Bürgergemeinde waren in der frühen Neuzeit identisch. Daher bildeten die Kirchspiele zugleich städtische Verwaltungsbezirke. Das Kollegium der Oberalten war zwar ein kirchliches Gremium, hatte aber neben seinen diakonischen Aufgaben zugleich ein politisches Mandat. (…).
Als Mittler zwischen den Bürgern der Hansestadt und dem Rat hatten die Oberalten Mitspracherecht bei allen wichtigen politischen und staatsrechtlichen Entscheidungen, und der Rat durfte sie bei den Verhandlungen mit der Bürgerschaft nicht übergehen. Die Veränderungen, die die Reformation mit sich brachte, hatten also in Hamburg zur Herausbildung von republikanischen Verfassungsstrukturen auf kirchlicher Grundlage geführt.
Nichts währt ewig. Das musste das Kollegium im 19. Jahrhundert erfahren. Nach dem Ende der Franzosenzeit erhielten die Oberalten 1814 ihre alte Machtposition, die ihnen Napoleons Stadtverwaltung genommen hatte, zwar zurück, doch schon bald war unverkennbar, dass das Bürgertum nun eine deutlich stärkere politische Mitwirkung einforderte. Auf Dauer ließen sich Reformen nicht aufhalten.
Im Sommer 1859 nahmen Rat und Bürgerkonvent eine neue Verfassung an, die 1860 in Kraft trat und mit einer mehr als 300 Jahre alten Tradition brach. Von nun an wurde die Bürgerschaft repräsentativ gewählt, die bürgerlichen Kollegien wurden als politische Gremien abgeschafft, und die Trennung von Kirche und Staat wurde weitgehend vollzogen. Das Kollegium der Oberalten hat seither zwar keine politische Macht mehr, doch wie schon seit der Reformationszeit steht es bis heute in der Verantwortung für das Hospital zum Heiligen Geist.
Nur in Hamburg hat es „Oberalte“ gegeben – und es gibt sie noch heute. Sie werden seit 475 Jahren aus den Vorständen der Hamburger Hauptkirchen gewählt und hatten seit der Reformation die zweifache Aufgabe, das Geld für die Armen zu verwalten und Hamburgs Bürger gegenüber dem Rat politisch zu vertreten. Im doppelten Amt des Oberalten bewährten sich christlicher Glaube und soziale Verantwortung. Die Gewählten waren in der Regel fromme Kaufleute, die in tätiger Nächstenliebe und mit spitzem Bleistift die Armenhäuser der Stadt, das Hospital zum Heiligen Geist und das Marien-Magdalenen-Kloster verwalteten.“ 3)
1836 gründete das Oberaltenkollegium eine "Wittwen Casse", um die Witwen der Oberalten versorgt zu wissen. Dafür mussten die Oberalten jährlich eine bestimmte Summe in die Casse zahlen. Starb ein Oberalter, so erhielt seine Witwe aus der Versorgungscasse eine Summe bis an ihr Lebensende, solange sie sich nicht wiederverheiratete.4)