Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bergmannstraße

Langenhorn (1945): Ernst von Bergmann (4.12. oder 16.12.1836 Riga – 25.3.1907 Wiesbaden), Chirurg, verdient gemacht um Asepsis und Kriegschirurgie


Siehe auch: Kaiserhöft
Siehe auch: Kaiserkai
Siehe auch: Kaiser-Wilhelm-Höft
Siehe auch: Kaiser-Wilhelm-Platz
Siehe auch: Kaiser-Wilhelm-Straße (1890), benannt nach Kaiser Wilhelm I.

In Potsdam gibt es eine Ernst von Bergmann Klinik und ein Ernst von Bergmann Konferenzzentrum in der ehemaligen Bergmannschen Villa.

Bergmanns Mutter war Bertha, geb. Krüger, sein Vater Richard von Bergmann, der als Pastor arbeitete. Die Familie war deutsch-baltisch. Das Paar bekam acht Kinder. Über die Mutter schrieb Arend Buchholz 1911 in seiner Bergmann Biografie: „Mag die Pastorin ihrem Mann auch geistig überlegen gewesen sein, sie sah doch mit achtungsvoller Liebe zu ihm empor. Aber auch er hat seine Frau geliebt und hochgehalten, wie selten ein Mann, und es war ein aufrichtiges Bekenntnis, das er an ihrem Sarg, als er Abschied von ihr nahm, sprach: ‚Wenn ich Dich auch oft durch meine Heftigkeit gekränkt und betrübt habe, Du wußtest es immer, wie sehr ich Dich geliebt habe.“ 1)

Im Alter von 27 Jahren heiratete Ernst von Bergmann am 16.3.1864 die damals 17 Jahre alte Hildegard Adelmann (17.7.1846 Dorpat – 30.5.1868 Dorpat), Tochter von Marie Adelmann, geborene Barkhausen und des kaiserlich-russischen Wirklichen Staatsrats Georg von Adelmann, Professor an der Universität Dorpat. Von Bergmann, der als Assistent an der Chirurgischen Klinik in Dorpat tätig war, hatte sich zwei Jahre vor seiner Heirat bei seinem Schwiegervater in spe habilitiert.2)

Das Paar bekam am 27.6.1867 eine Tochter. Doch Hildegard von Bergmann starb bereits ein Jahr später im Alter von 22 Jahren an den Folgen eines Mitralklappenfehlers. Der junge Witwer gab seine kleine Tochter zur Großmutter und später zu seiner Schwester. Aber auch die Tochter lebte nicht lange. Sie litt seit ihrem zweiten Lebensjahr an einer erzündlichen Erkrankung der Wirbelsäule und starb im Alter von vier Jahren an Masern und Lungenentzündung. 3) Noch 25 Jahre nach ihrem Tod und damals selbst wieder Vater von zwei Töchtern schrieb Bergmann: „und selbst jetzt, nach fünfundzwanzig Jahren, brennt die alte Wunde! So naiv wie der gute alte Hiob, dem für die verlorenen Kinder der neue Ersatz kam, sind wir heute nicht mehr.“ 4)

Als Ernst von Bergmann im Deutsch - Französischen Krieg (1870-71) die Leitung des Reservelazarettes Seilerbahn im Hof des Mannheimer Schlosses übernommen hatte, „lernte er Pauline von Porbeck (…) kennen, die wie viele junge Damen der gehobenen Stände als Krankenschwester in den Barackenlazaretten tätig war,“ 5) heißt es auf der Website des Konferenzzentrums Ernst von Bergmann. Etwas näher beschreibt Alexandra Hünsche die Tätigkeit und Stellung Pauline von Porbecks in dem damaligen Lazarett. Sie war 1870 dort als Oberin zur Krankenpflege angestellt; ihr unterstand die Organisation des Lazarettes. Über acht Monate war sie bei jeder Operation, die von Ernst von Bergmann durchgeführt wurde, dabei. So kamen sich die beiden immer näher.6)

Einen Tag nach seiner Verlobung mit Pauline von Porbeck schrieb Bergmann an seine Schwester: „Heute weiß ich es: ich kann nicht arbeiten, nicht sorgen, nicht schaffen, wenn ich nicht eine Frau habe, die so selbständig ist wie etwa unsere Mama. Ich habe immer Papa beneidet: wie ist ihm sein Leben vergoldet worden, nicht nur, sondern von tausenderlei Sorgen frei gehalten durch eine selbständige, ihrer Aufgabe bewußte und energisch auftretenden Frau! Die Liebe ist poetisch genug, auch im kindlichen Herzen eines reizenden Mädchens durch Jahrzehnte den ernsten Mann sein Glück finden zu lassen. Aber den in Versuchungen wirbelnden Mann mit all den klaren und unklaren Zielen, der heute sich noch fühlt wie ein Kaisersohn und morgen verzweifelnd im Pfuhl des Schmutzes den Tod sich geben möchte, den kann nur eine Frau retten, die das Leben in seinen Höhen und Tiefen kennt und selbst gekämpft und sich zu überwinden gewußt hat. Ich kenne keine zweite, die das anders könnte, als Pauline Porbeck. Daher habe ich ihr gestern alles gesagt, was ich Dir geschrieben (…).“ 7)

Ein Jahr später, am 24.4. 1871 und drei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau, heirateten von Bergmann und die damals 29-jährige Pauline Asbrand, genannt von Porbeck (3.8.1842 Rastatt – 17.7.1917 Marbach a. d. Lahn). Sie war die Tochter von Louise Asbrand, geborene Thilo und des großherzoglich badischen Oberamtmanns zu Gernsbach Georg Asbrand, genannt von Porbeck. Dieser war gestorben, als Pauline 21 Jahre war. Daher kannte sie das seelische und materielle Leid einer Waise.

Im Jahr der Hochzeit von Ernst von Bergmann mit Pauline von Porbeck starb Bergmanns Tochter aus erster Ehe. Bergmann bekam mit seiner zweiten Frau noch weitere drei Kinder (geboren 1872, 1874, 1876). 8)

„In Dorpat blieb er bis 1878, unterbrochen durch eine längere Studienreise (…) zunächst als Privatdozent für Chirurgie, seit 1871 – in der Nachfolge seines Lehrers Adelmann – als Professor der Chirurgie.“ 9)

„1878 verließ Bergmann seine baltische Heimat; er wünschte sich aus den russischen Verhältnissen heraus, denn, so sagte er, es bestehe zwischen den Anschauungen eines Deutschen und eines Russen, zwischen Pflichtbewußtsein und Arbeitsweise eine nicht zu überbrückende Kluft,“ 10) ist unter https://kulturportal-west-ost nachzulesen.

„Nachdem er 1878 zunächst einem Ruf nach Würzburg gefolgt war, wo er der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg in den folgenden vier Jahren (…) wieder zu großem Ansehen verhalf und sich im August selben Jahres als ordentlicher Professor an der dortigen Universität in die bayerische Adelsmatrikel eintragen ließ, übernahm er 1882 in Berlin den Lehrstuhl Bernhard von Langenbecks sowie das Direktorat der Chirurgischen Universitätsklinik in der Ziegelstraße, die er bis 1907 leitete,“ 11) heißt es auf der Website des austria-forum.

Bergmann behandelte auch Kronprinz Friedrich Wilhelm, ältester Sohn von Kaiser Wilhelm I. Er litt 1887 unter Heiserkeit. Dazu schreibt Stefan Wiehler: „Professor Bergmann diagnostiziert bei dem starken Raucher ein Kehlkopfkarzinom und empfiehlt eine Spaltung des Kehlkopfes, um das Geschwür zu entfernen. Retten kann er den 99-Tage-Kaiser nicht, der bei der Thronbesteigung im März 1888 schon nicht mehr sprechen kann.“ 12)