Schauenburgerstraße
Altstadt (1843): nach den Grafen von Schauenburg
Die Grafen waren zugleich Grafen von Holstein und Stormarn und sollen sich um die Entwicklung von Hamburg im 12. und 13. Jahrhundert verdient gemacht haben.
Siehe auch: Adolphsbrücke und Adolphsplatz
Siehe auch: Heilwigstraße
In der Literatur wird über die Frauen der Grafen von Schauenburg, die durch Gebären der Nachkommenschaft den Erhalt der Dynastie sicherten und teilweise selbst zeitweise die Regentschaft übernahmen, kaum berichtet.
Adolf I (vor 1106-13.11.1130) war mit Hildewa (1076 – 10.2.1131) verheiratet und hatte mit ihr rund 4 Kinder.
Adolf II (1128-6.7.1164), Sohn von Hildewa und Adolf I.: „folgte seinem Vater 1130 als Edler Herr von Schauenburg, Graf von Holstein und Stormarn unter der Regentschaft seiner Mutter Hildewa.“ 1) Er war verheiratet mit Mechthild von Schwarzburg-Käfernburg (um 1130 – 1193). Das Paar hatte einen Sohn: Adolf III.
Mechthild wurde nach dem Tod ihres Mannes Adolf II. 1164 Regentin, weil ihr Sohn damals noch unmündig war. Sie soll sich „jahrelang mit den Grafen von Badwide-Ratzeburg um die Nachfolge in Holstein-Wagrien und um Rechte bei den Slawen“ 2) gestritten haben.
Adolf III. (1160-3.1.1225), Sohn von Mechthild von Schwarzburg-Käfernburg und Adolf II. heiratete im Alter von 22 Jahren die gleichaltrige Adelheid von Assel (1160 - 25. Dezember 1185), die mit 25 Jahren starb. Vier Jahre nach ihrem Tod ehelichte Adolf III. Adelheid von Querfurt (1169- ca, April 1210). Das Paar hatte sechs Kinder, unter ihnen Adolf der IV.
Adolf IV. (vor 1205 – 8.7.1261) [siehe auch: Adolphsbrücke und Adolphsplatz] war verheiratet mit Heilwig zur Lippe (1200–1248), Gründerin des Klosters Herwadeshude. [siehe unter: Heilwigstraße]. Das Paar hatte 4 Kinder. Eine der Töchter: Mechthild von Holstein (1220 oder 1225- 1288) war durch Heirat zwei Jahre lang (1250-1252) Königin von Dänemark.
In der 2011 in Itzehoe von der Universität Kiel, Lehrstuhl für Regionalgeschichte zum Thema „900 Jahre Belehnung des Hauses Schauenburg mit Holstein und Stormarn: Ansätze und Perspektiven der Forschung“ durchgeführte Veranstaltung, wurde u. a. darauf hingewiesen: „Ein konkretes Wirken der Schauenburger wird erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, vor allem aber nach 1227 in den Quellen greifbar. Festzumachen ist dies vor allem an der Initiierung, zumindest aber regen Beteiligung an zahlreichen Städte- und Klostergründungen sowie im Burgenbau. So machte Stefan Inderwies (Kiel) deutlich, dass den zahlreichen schauenburgischen Stadtgründungen für die Ausübung der gräflichen Herrschaft eine große Bedeutung zukam. Hierbei spielten im 12. Jahrhundert zunächst nur die Gründung des gräflichen Lübeck und die Initiierung der Neustadt Hamburgs eine nennenswerte Rolle, obgleich die Entwicklung einfacher Siedlungen zu suburbanen regionalen Zentren, teilweise mit Märkten, sicher von ebenso großer Bedeutung war. Gleichzeitig wurden hierdurch die Grundlagen geschaffen, die es den Schauenburgern, vor allem Adolf IV., im 13. Jahrhundert ermöglichten, ein – so hat es den Anschein – ‚Netz von Städten‘ zu schaffen, dessen Intention und Aufgaben noch zu klären seien. Inderwies unterstrich, dass es sich bei den gräflichen Stadtgründungen in den meisten Fällen um Stadterhebungen, um Erweiterungen eines bestehenden Areals oder Überbauungen kleinerer Ansiedlungen und weniger um Neugründungen im eigentlichen Sinne handle. Ebenso sei der tatsächliche Anteil der Schauenburger Grafen bei diesen ‚städtischen‘ Entwicklungen häufig infrage zu stellen, zumal die stadtwerdenden Vorgänge vielfach nur vage überliefert seien.“ 3)
Und was die Gründung von Klöstern durch z. B. Adolf IV. anbelangt, wurde in einem auf dieser Veranstaltung gehaltenen Vortrag von Nathalie Kruppa (Göttingen) deutlich: „Hierbei auffällig sei eine grundlegende Parallele zu den zuvor thematisierten Städten. So wurden acht geistliche Kommunitäten von den Schauenburgern gestiftet und an zehn weiteren Initiierungen waren die Grafen mehr oder weniger umfangreich beteiligt, was erneut ein ‚Netz von Klöstern‘ erkennen ließe. Der Schwerpunkt lag hierbei offenkundig in Holstein und weniger in ihrem eigentlichen Herkunftsgebiet im Weserraum. Die vor allem im 13. Jahrhundert durch Adolf IV. initiierten Klostergründungen, bezüglich der Auswahl der geförderten Orden durchaus Zeit und Raum entsprechend, seien damit als Zeichen des Landesausbaus und der Herrschaftssicherung zu verstehen, unabhängig vom Seelenheil des Stifters und seiner Familie. Dennoch sei auch hier die tatsächliche Beteiligung der Grafen an den Klostergründungen manches Mal infrage zu stellen.“ 3)
Dass die Heiratspolitik eine entscheidende Rolle zur Stabilisierung und Entwicklung von Herrschaft spielte, wurde auf der oben genannten Veranstaltung ebenso verdeutlicht: „Ausschlaggebend für eine stabile Herrschaft und erfolgreiche Politik der Grafen war (…) in besonderem Maße eine wohl überlegte Heiratspolitik. Oliver Auge (Kiel) machte deutlich, dass diese in direktem Zusammenhang mit den politischen Interessen gesehen werden muss.
Die insgesamt 70 untersuchten Eheschließungen und die dabei gezahlten Ehegelder zeigen, dass hinsichtlich des Ranges der Familie, in die eingeheiratet wurde, eine markante Entwicklung zu beobachten ist. Seien zunächst Heiraten in andere Grafenhäuser die Regel, unterstreichen vermehrt vorkommende Heiratsverbindungen in den Fürstenstand nach 1326, vor allem in der Linie der Grafen von Holstein-Rendsburg, eine Abhängigkeit und Wechselwirkung von wachsendem Herrschaftsbereich, eigenem Rang und dynastischem Handlungsspielraum. Die Interessen, Intentionen und Ziele der ehelichen Verbindungen seien vielfältiger Natur und gälten vor allem der Bündnis- und Friedenspolitik, aber auch der Herrschaftserweiterung.“ 3)