Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bernhard-Nocht-Straße

St. Pauli (1928): Prof. Dr. Bernhard Nocht (4.11.1857 - 5.6.1945 Wiesbaden), Direktor des Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten, Hafenarzt


Zuvor hieß die Straße seit 1800 Bernhardstraße, frei gewählter Vorname ohne Bezug auf eine konkrete Person. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnete mit Hinweisen).

Bernhard Nocht war seit 1897 verheiratet mit Wilhelmine Maria (Marie) Luise Dencker (1871–1945). Das Paar hatte drei Kinder und lebte in der Brahmsallee 107.

Bernhard Nocht übernahm 1900 die Leitung des Tropeninstituts. Zuvor hatte er als Hafenarzt gearbeitet und Seeleute und Reisende behandelt. Auch war er als Militärarzt tätig gewesen. Er leitete das Tropeninstitut bis 1930.

„Das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten (heute dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin zuzuordnen) hatte die Aufgaben, Ärzte für den Tropendienst auszubilden, Tropenkranke zu behandeln sowie Tropenkrankheiten (insbesondere Malaria) und Tropenhygiene zu erforschen und leistete damit einen indirekten Dienst für die deutsche Kolonialpolitik. In den 1930er Jahren wurden unter dem Institutsdirektor Peter Mühlens Überlegungen zur zukünftigen Arbeit des Instituts in den ‚wiederzuerlangenden Kolonien‘ angestellt. 1938 nahm in diesem Kontext ein bakteriologisches Labor in Windhuk in Südwestafrika mit Mitarbeitern des Hamburger Instituts seine Arbeit auf. 1939 wurde mit Geldern des Reichsforschungsrates und des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP eine Forschungsstelle des Instituts im britischen Mandatsgebiet Kamerun eingerichtet.“1)

Bernhard Nocht war: „Anhänger der Kolonialbewegung. Von 1922 bis 1925 war er Mitglied der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei, die über einen starken kolonialrevisionistischen Flügel verfügte. Im ‚Dritten Reich‘ gehörte er dem Reichskolonialbund an.“ 2) Bereits auf den Versailler Vertrag von 1919 hatten Bernhard Nocht und andere Tropenmediziner „mit Bitterkeit“ 3) reagiert, schreibt Sabine Schupp in ihrem Beitrag „Der Arzt als Wegbereiter der Kolonisation“. „Bernhard Nocht sah in dem gegen Deutschland gerichteten Vorwurf der ‚mangelhaften Eingeborenenfürsorge‘ einen ‚feindlichen Verleumdungsfeldzug‘, der sich auch gegen den deutschen Tropenmediziner als ‚berufenen Wächter der Eingeborenenhygiene‘ richte. Ein die deutschen Tropenmediziner fortan leitendes Motiv bestand darin, die ‚Kolonialunwürdigkeit‘ Deutschlands zu widerlegen, um nicht zuletzt auch die eigene Existenzberechtigung zu untermauern.“ 4)

Auch Florian Wagner beschreibt Bernhard Nochts Unterstützung des deutschen Kolonialismus: „Die Gründung des Tropenmedizinischen Instituts in Hamburg, wie auch seine [Bernhard Nochts] Studienreise nach Deutsch-Ostafrika in den Jahren 1911/12 hatten das langfristige Ziel, weißen Kolonialherren den Aufenthalt in den Tropen zu ermöglichen und so koloniale Herrschaft zu sichern.“ 5)

Florian Wagner erwähnt auch, dass Bernhard Nocht Mitglied des Alldeutschen Verbandes war. 6) Der Alldeutsche Verband, der von 1891 bis 1939 bestand, wurde, so Wikipedia: „als eine der lautstärksten und einflussreichsten Organisationen des völkischen Spektrums wahrgenommen. Sein Programm war expansionistisch, pangermanisch, militaristisch, nationalistisch sowie von rassistischen und antisemitischen Denkweisen bestimmt.“7)

Bernhard-Nocht gehörte im November 1933 zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.

1942 wurde nach ihm in Hamburg das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten benannt.

Bernhard Nocht und seine Frau nahmen sich 1945 das Leben. In ihrem Abschiedsbrief an ihre Kinder erklärten sie, sie fühlten sich dem Wiederaufbau nicht mehr gewachsen.