Schinkelstraße
Winterhude (1907): Karl Friedrich Schinkel (13.3.1781 Neuruppin - 9.10.1841 Berlin), Architekt.
Im Wikipedia-Eintrag heißt es über ihn: er „(…) war ein preußischer Baubeamter, Baumeister, Architekt, Stadtplaner, Maler, Grafiker, Medailleur und Bühnenbildner, der den Klassizismus und den Historismus entscheidend mitgestaltete. Als Leiter der Oberbaudeputation unterstand ihm eine Abteilung, die fast alle staatlichen Bauvorhaben für das Königreich Preußen in ökonomischer, funktionaler und ästhetischer Hinsicht überprüfte. Schinkel war Oberlandesbaudirektor und Architekt des Königs. Seine Bauwerke prägen heute noch das Stadtbild der Mitte Berlins und weiterer Orte.“ 1)
Schinkel war der Sohn von Dorothea, geb. Rose (1749-1800), einer Kaufmannstochter und des Superintendenten Johann Schinkel. Als Karl Friedrich sechs Jahre alt war, starb der Vater. Die Kinder bekamen einen Vormund und die Mutter zog mit ihren fünf Kindern in das Predigerwitwenhaus. Nachdem ihre beiden Töchter finanziell versorgt waren, die eine durch Heirat, die andere, indem diese sich in einem Haushalt verdingte, zog Dorothea Schinkel 1795 mit ihren drei jüngeren Kindern nach Berlin, wo Karl Friedrich Schinkel das Gymnasium besuchte und 1798 eine „zweijährige Ausbildung bei David Gilly (1748-1808), der Mitglied der obersten Baubehörde ist, und dessen Sohn Friedrich Gilly (1772-1800) an“ [trat]. 2) Außerdem besuchte er von 1799-1800 die Berliner Bauschule. 2)
1800 starb die Mutter. Schinkel war damals 19 Jahre alt, noch nicht mündig (Mündigkeit damals erst mit 25 Jahren) und nun schon Vollwaise. Er musste von seiner Erbschaft leben, bis er im Beruf Fuß gefasst hatte.
1809 heiratete Schinkel Susanne Berger (5.10.1780 Stettin – 27.5.1861 Berlin), Tochter eines Stettiner Weinhändlers. In dieser Zeit beschäftigte sich Schinkel in erster Linie mit Malerei. 1810, im Jahr der Geburt des ersten Kindes, erhielt Schinkel eine Anstellung als Assessor der neubegründeten Baudeputation in Berlin. Im Jahr der Geburt des zweiten Kindes, 1811, wurde Schinkel ordentliches Mitglied der königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Zwei Jahre nachdem das dritte Kind geboren war, wurde der Vater von nun drei kleinen Kindern 1815 zum Geheimen Oberbaurat ernannt. Als Schinkels viertes Kind 1822 geboren wurde, war er bereits seit 1820 Professor der königlichen Akademie der Künste und Mitglied im akademischen Senat. 1839 wurde Schinkel schließlich Ober-Landes-Baudirektor. Doch bereits zwei Jahre später starb er im Alter von 60 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Schinkel war Mitglied in der frühantisemitischen Deutschen Tischgesellschaft.“ 3) Sassmannshausen gibt als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Forschung, Kontextualisierung.“ 3)
Über Susanne Schinkel gibt es einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Solche Einträge zu den Ehefrauen bedeutender Männer sind noch immer viel zu rar „gesäht“. In diesem Eintrag wird deutlich, was Susanne Schinkel für die Karriere ihres Mannes geleistet hat. So heißt es: „Sie erzog die vier gemeinsamen Kinder, organisierte das Alltagsleben der Familie, betreute ihren Mann während dessen langer Krankheit und verwaltete den Nachlass des Künstlers. (…)
Susanne unterstützte ihren Mann in Nebenaspekten seines Berufslebens, indem sie etwa Entschuldigungsbriefe schrieb, wenn Auftragsarbeiten nicht rechtzeitig fertig wurden. (…) Als Sopransängerin war Susanne Schinkel von 1820 bis 1826 aktives Mitglied im Chor der 1791 gegründeten Sing-Akademie zu Berlin. Sie unterhielt Kontakte zu Persönlichkeiten des Berliner Kunst- und Geisteslebens (…). Sie betrieb eine lebhafte Korrespondenz und war häufig Gast in Berliner Salons (…). Sie selbst trat nicht als Salonière in Erscheinung, versuchte aber wiederholt, ihren Mann zu derartigen Besuchen zu bewegen. Der jedoch bevorzugte die eigene Wohnung und zeichnete dort, oft selbst dann, wenn Gäste im Hause waren. (…)
Schinkels beruflicher Aufstieg in immer höhere Ränge der preußischen Bauverwaltung brachte häufige Dienstfahrten mit sich. Gemeinsam unternahm das Ehepaar Schinkel verschiedene Reisen, gelegentlich aus dienstlichem Anlass, mehrfach in Begleitung der Kinder. (…)
Karl Friedrich Schinkel hatte jahrelang ein extrem anstrengendes Arbeitspensum bewältigt. In den 1830er Jahren bekam er zunehmend gesundheitliche Probleme, die wiederholt Kuraufenthalte erforderlich machten.“ 4) Er erlitt mehrere Schlaganfälle. „Susanne pflegte ihn und schrieb darüber an Bettina von Arnim [siehe: Bettinastieg]: ‚Seit 10 Jahren bin ich unausgesetzt bemüht, und lebe nur dafür, diesem Zustand Aufmerksamkeit und Pflege zu leisten. Tag und Nacht habe ich immer dies gethan und will mich dessen gewiß nicht rühmen, denn sie wissen für wen es geschah und noch geschieht. (…)‘.“ 3)
Susanne Schinkel lebte auch nach dem Tod des Gatten in der Dienstwohnung im zweiten Stock der Bauakademie. Dieses lebenslange Wohnrecht für seine Witwe hatte Schinkel noch vor seinem Tod vereinbart.
Nach Schinkels Tod kaufte der preußische Staat von der Witwe, den sich in ihren Händen befindenden künstlerischen Nachlass. Wie eine Anzahl von Witwen berühmter Männer, die zuvor im Schatten ihrer Ehemänner standen, traten nun ans Licht der Öffentlichkeit, indem sie den Nachlass kontrollierten und bestimmten, was davon an die Öffentlichkeit gelangen durfte.