Schmilinskystraße
St. Georg (1899): Carl Heinrich Schmilinsky (15.6.1818 Hamburg -20.4.1891 Montreux), Gründer des Schmilinskystiftes. Ergänzt 2017 um seine ebenso bedeutende Ehefrau Amalie Cäcilie Schmilinsky (25.10.1833 Hamburg -6.8.1916 Montreux).
Neuer Erläuterungstext: benannt nach Carl-Heinrich Sch. (1818-1891), Kaufmann, Gründer des an dieser Stelle gelegenen Schmilinskystiftes und dessen Ehefrau Amalie Cäcilie Sch. (1833-1916), Mitbegründerin des Schmilinskystiftes
Mit dieser Mitbenennung der Straße nun auch nach Herrn Schmilinskys Ehefrau wurde nach knapp 120 Jahren ein Fehler korrigiert, der bei der damaligen Straßenbenennung entstand war, weil – ganz im patriarchalen Sinne - damals nur Carl Heinrich S. als alleiniger Gründer des Stiftes gesehen wurde.
Sein Geld hatte Schmilinsky als Kaufmann mit dem Im- und Export von Textilien aus Lateinamerika nach Europa gemacht. Er heiratete Amalie Cäcilie, geb. Tanner (25.10.1833 Hamburg – 6.8. 1916 Montreux), als diese 20 Jahre alt war. Die Ehe blieb kinderlos.
Carl Heinrich Schmilinsky trat 1866 aus dem Geschäft aus, da er sich wegen eines Lungenleidens in wärmeren Gegenden und Badeorten aufhalten musste. So lebte das Ehepaar nach längerem Aufenthalt in Ägypten und an der Riviera im Winter vorwiegend in Montreux/Schweiz und verlebte die Sommer in Baden-Baden. Gemeinsam mit seiner Ehefrau setzte Carl Heinrich Schmilinsky 1889 ein Testament auf. Darin vermachte er sein gesamtes Vermögen (fünf Mio. Goldmark) der von dem Ehepaar begründeten Stiftung. Der 56-jährigen Witwe, die ihren Mann 20 Jahre überleben sollte, blieben von dem Vermögen jährlich 30.000 Mark, die ihr die Stiftung als Unterhalt zahlte.
Das Ehepaar gab sein gesamtes Vermögen für eine Stiftung zur Unterstützung unversorgter junger Mädchen während der beruflichen Ausbildung und pensionierter Lehrerinnen und Gouvernanten, damals in der Schmilinskystr. 49. „Mit dieser Zweckbestimmung wollte der Stifter einem für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts typischen Notstand entgegenwirken. Es kam immer häufiger vor, dass gerade aus dem Mittelstand Mädchen und junge Frauen ins soziale Elend abrutschten, weil die Väter als Ernährer ausgefallen waren. In dem von ihm finanzierten Stift sollten solche Frauen freie Wohnung und eine gediegene Ausbildung bekommen. Weitere Zuwendungen waren für andere Einrichtungen vorgesehen, die sich um die Ausbildung junger Frauen kümmerten – eine für jene Zeit höchst fortschrittliche Idee. Schließlich waren mietfreie Wohnungen für ‚alte, ausgediente Lehrerinnen oder Gouvernanten‘ vorgeschrieben.“ 1)
Das Gebäude der Heinrich-Schmilinsky-Stiftung wurde 1895 errichtet. Im Beisein der Witwe Amalie Cäcilie und auf deren ausdrücklichen Wunsch hin wurde der Grundstein im August 1894 in aller Stille gelegt. Es handelte sich um ein Grundstück in der Größe der Musikhalle, eine repräsentative Dreiflügelanlage, die einen Gartenhof umschloss, bekrönt mit einem Glockentürmchen. Im Inneren gab es u. a. Gesellschafts- und Unterrichtsräume, eine Bibliothek, einen Turnsaal und große Speisezimmer. 1897 waren 47 Wohnungen vergeben und 38 junge Mädchen hatten im Internat Aufnahme gefunden. Für Ferien und Erholung wurde ein Haus in Timmendorf erworben.
Ein weiterer Stiftungszweck war, „alten ausgedienten Lehrerinnen und Gouvernanten, die zur Ausübung ihres Berufes unfähig geworden, wenn sie Hamburgerinnen und evangelischer Konfession sind, ihren Lebensabend zu erleichtern. Die Unterstützung besteht in einer Freiwohnung in einem von der Stiftung erbauten Asyl und in Geldunterstützung. Hierfür waren 50 Freiwohnungen vorhanden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude weitgehend zerstört, so dass es 1953 abgebrochen wurde. Aus dem Erlös des 1953 an die Hansestadt Hamburg verkauften Grundstücks entstand in der Frahmstraße in Blankenese eine Anlage für Betreutes Wohnen.
Die Schmilinsky-Stiftung war auch an der Gründung des "Schwesternverein der Hamburgischen Staatsanstalten" (Erikahaus in der Erikastraße) maßgeblich beteiligt. Das Ehepaar unterstützte mit seiner Stiftung die Ausbildung eines neuen bürgerlichen Frauenberufes, den der Hamburger Krankenschwester mit solider, medizinisch fundierter Ausbildung, die bereits um die Jahrhundertwende in der Lage war, dem ärztlichen Direktor die Stirn zu bieten.
Ein Porträtgemälde von Cäcilie Schmilinsky, das einst dem Museum für Hamburgische Geschichte übergeben wurde, blieb 70 Jahre im Magazin des Museums und somit der Öffentlichkeit verborgen. Mittlerweile kam das Gemälde wieder zurück an die Stiftung und hängt nun im Schmilinsky-Stift in Blankenese.