Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Schnackenburgallee

Bahrenfeld (1928): Bernhard Schnackenburg (5.7.1867 Schwetz/Polen- 27.1.1924 Altona), Oberbürgermeister von Altona.


Siehe auch: Volksparkstraße

Vor 1928 hieß die Verkehrsfläche Eidelstedter Straße.

Bernhard Schnackenburg war der Sohn von Hedwig Schnackenburg, geborene Pfluecker und des Gutsbesitzers Leopold Bernhard Schnackenburg. Holmer Stahncke schreibt über Bernhard Schnackenburg: „Bernhard Schnackenburg wuchs als Sohn eines Gutsbesitzers in der preußischen Provinz Westpreußen auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er zunächst an verschiedenen Gerichten in West- und Ostpreußen, bevor er Mitte der 1880er-Jahre in den Stadtverwaltungen von Breslau und Halle seine Neigung zur Kommunalpolitik entdeckte.1)

1899 heiratete der damals 32-Jährige die damals 19-jährige Charlotte Wilhelmine Amalie Ribbeck (2.2.1880 Posen – 14.5.1963 Hamburg). Das Paar bekam sechs Kinder.

Als Bernhard Schnackenburg 1903 Stadtoberhaupt von Friedenau bei Berlin wurde, waren bereits zwei Kinder (geb.1901 und 1902) geboren worden. Holmer Stahncke schreibt über die damaligen beruflichen Ziele des jungen Vaters: In Friedenau: „(…) verfolgte er die klare Strategie, Friedenau ‚zum begehrten Wohnort des steuerkräftigen Mittelstandes zu machen und herfür alle Einrichtungen zu treffen, die der verwöhnte Großstädter verlangt‘.“ 2)

Als Schnackenburg sich 1909 in Altona zur Wahl als Bürgermeister stellte, war er bereits mehrfacher Vater von jungen Kindern. „Am 16. Juni 1909 wurde er für zwölf Jahre zum Ersten Bürgermeister gewählt. Im Februar 1910 erhielt er den Titel eines Oberbürgermeisters und 1913 verlieh ihm der preußische König das Recht, die goldene Amtskette zu tragen. Ob ein Bürgermeister würdig war, sich mit den Insignien seines Amtes zu schmücken, bestimmte nicht die Stadtverordnetenversammlung, sondern der Monarch.“ 3)

Schnackenburg widmete sich intensiv dem Verhältnis Altonas zu Hamburg. In einer von ihm 1910 verfassten Denkschrift beschrieb er: „wie durch eine grundsätzliche Änderung der Kommunalpolitik Altonas sowie ‚durchgreifende Staatshilfe‘ auf viererlei Weise [sich] erreichen lasse, daß die Altonaer Bevölkerung sich zukünftig ‚nicht als halbe Hamburger, sondern als ganze Preußen‘ fühlten‘,“4) und zwar z. B. durch Sanierung der Altstadt (Abriss), veränderte Steuer- und Baupolitik, Erweiterung durch Eingemeindung von einigen Vororten aus dem Kreis Pinneberg.

Vergeblich bemühte sich Schnackenburg um den Bau eines eigenen Opernhauses für Altona. Als Erfolg konnte er den Erwerb des Donnerschlosses und des das Haus umgebenden Parks am Elbufer verbuchen. Durch diesen Kauf wurde es für die Stadt Altona möglich, einen durchgehenden Spazierweg am Elbufer für die Bevölkerung zu schaffen.

Während des Ersten Weltkriegs zeigte sich Schnackenburg als glühender Patriot, hielt Durchhaltereden und rief zur Zeichnung von Kriegsanleihen auf. Seine Ehefrau „engagierte sich beispielgebend im Vaterländischen Frauenverein vom Deutschen Roten Kreuz; 1921 wurde sie in den Vorstand des Provinzialverbandes gewählt und war dann noch bis 1946 Vorsitzende des Altonaer Helenenstifts der DRK-Schwesternschaft“. 5)
Holmer Stahncke schreibt über Schnackenburgs weiteres politisches Agieren: „Der konservativ-monarchistische Schnackenburg geriet schon bald in scharfen Gegensatz zur SPD. Als aber im November 1918 die Monarchie zusammenbrach, sah er in den Sozialdemokraten die einzige maßgebende Kraft, die eine Räterepublik verhindern könnte. Gemeinsam mit ihnen wollte der ‚Vernunftrepublikaner‘, der der 1918 gegründeten, bürgerlich-liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in Altona vorsaß, die wirtschaftlich am Boden liegende Stadt in die Zukunft führen. So lehnte er es 1919 ab, Unterstaatssekretär im Reichsministerium des Innern zu werden. Dem Angebot, Oberpräsident seiner Heimatprovinz Westpreußen zu werden, konnte er jedoch nicht widerstehen.“ 6) Damals war Schnackenburg vor nicht allzu langer Zeit Vater eines weiteren Kindes (geboren 1917) geworden.

„Er ließ sich in Altona beurlauben, verließ den neuen Posten aber schon nach wenigen Wochen, weil er die im Versailler Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen an Polen missbilligte.“7)

Eine extrem konservative Einstellung hatte Schnackenburg zum Frauenwahlrecht. Er freute sich nicht darüber, dass dieses längst überfällige Recht, wofür die Frauen der bürgerlichen und proletarischen Frauenbewegung seit langem gekämpft hatten, nun durch die Novemberrevolution durchgesetzt worden war. Nein, er freute sich vielmehr – wie Helmut Stubbe- da Luz schreibt - „innerlich darüber, auch von verschiedenen Frauen Unzufriedenheit darüber zu vernehmen, daß das Frauenwahlrecht zu plötzlich und als Ergebnis eines Umsturzes gekommen sei, ‚aber mit diesen Anschauungen kommt man heutzutage nicht weiter‘“. 8)

Holmer Stahncke berichtet weiter über Schnackenburgs politische Karriere: „1921 unterstützte die SPD, die zu der Zeit die absolute Mehrheit in der Altonaer Stadtverordnetenversammlung besaß, seine Wiederwahl für weitere zwölf Jahre. Schnackenburg hätte sich den Ruf eines geschickten Verhandlungsführers erworben, der es verstand, die Rechte und die Linke im Stadtparlament zusammenzubringen und in einer Einmütigkeit Beschlüsse fassen zu lassen, wie es unter den deutschen Städten wohl selten zu finden sei, lobte ihn die SPD-Tageszeitung Hamburger Echo.“ 9)

Schnackenburg starb im Januar 1924 an Typhus.