Schwentnerring
Wilhelmsburg (1964): Dr. D. Bernhard Schwentner (28.9.1891 Schwerin – 30.10.1944 Brandenburg-Görden), Vikar an der St. Michaeliskirche, Pfarrer in Neustrelitz. Gegner des Nationalsozialismus.
Bernhard Schwentner wurde 1891 in Schwerin geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er ab 1910 in Münster. 1913 trat er in das Priesterseminar in Osnabrück ein und wurde am 7. März 1914 zum Priester geweiht. Bis zu seiner Einberufung war Schwentner Vikar an der St.-Marienkirche in Hamburg-St. Georg. Er wurde im Ersten Weltkrieg als Militärgeistlicher an der Front eingesetzt. Nach dem Ende des Krieges war er an der Hamburger St.-Ansgar-Kirche (Kleiner Michel) als Vikar tätig und wurde von der Universität Münster in Katholischer Theologie und im Anschluss von der Päpstlichen Universität Gregoriana in Kirchenrecht promoviert.
Von 1920 bis 1927 stand er im kirchlichen Dienst in der Gemeinde Friedrichstadt (heute Pfarrei Husum) in Schleswig-Holstein. Am 30. März 1927 wurde er zum Pfarrer von Neustrelitz ernannt, nebenamtlich betreute er die dortige Garnison. Der Bischof von Osnabrück übertrug ihm die Aufgaben des Dechanten für Mecklenburg.
Trotz seiner nationalen und militärfreundlichen Einstellung stellte er sich schließlich kritisch gegen den Nationalsozialismus, vor allem, weil ihm die Seelsorge an polnischen Zwangsarbeitern sehr erschwert wurde. So wurde der wegen seiner Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit besonders angesehene Geistliche 1943 von einem Spitzel der Gestapo wegen angeblich staatsfeindlicher Äußerungen angezeigt und am 21. Oktober 1943 verhaftet. Obwohl Schwentner Freunde unter den Offizieren hatte, trat keiner für ihn ein. Die Bemühungen des Bischofs von Osnabrück, Hermann Wilhelm Berning, um eine Freilassung blieben erfolglos. Von der Haftzeit und der Phase bis zur Hinrichtung wird berichtet, Schwentner habe diese in Ruhe und Abgeklärtheit „in der Nachfolge Jesu Christi“ angenommen und ein Gedicht verfasst. Der Prozess habe weder zu einem Beweis geführt noch seien Entlastungszeugen vernommen worden; das Todesurteil habe wohl schon anfänglich festgestanden. Am 15. September 1944 wurde Pfarrer Bernhard Schwentner vom Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 30. Oktober 1944 hingerichtet. Der Volksgerichtshof war ab 1934 als Sondergericht zur Aburteilung von Hoch- und Landesverrat gegen den NS-Staat in Berlin eingerichtet worden. Die Urne mit der Asche des Priesters Bernhard Schwentner setzte man zunächst in Brandenburg bei.
Nach dem Krieg wurden mehrere Straßen nach ihm benannt, zum Beispiel in Hamburg, Schwerin und an seinem letzten Wirkungsort Neustrelitz. Im Jahre 1965 wurde neben der Neustrelitzer katholischen Kirche ein Denkmal aus Bronze für ihn errichtet, das die Urne mit seiner Asche enthält.
Zusammengestellt von Cornelia Göksu