Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Siegfried-Wedells-Platz

Rotherbaum (2003): Siegfried Wedells (18.08.1848 Hamburg – 4.6.1919 Bad Salzschlirf), Unternehmer, Kunstsammler, setzte die Freie und Hansestadt Hamburg als Erben ein.


Vor dieser Benennung handelte es sich bei dieser Verkehrsfläche um einen unbenannten Platz im Südteil der Neuen Rabenstraße.

Siegfried Wedells war der Sohn von Mariane Wedeles, geb. Gans und des Kaufmanns Benjamin Josef Wedeles. Dieser betrieb mit Johann Heinrich Meyer und Julius Cohn die Handelsfirma Meyer, Cohn & Co. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1865 übernahm sein Sohn Siegfried, obwohl erst 18 Jahre alt und damit noch unmündig, den väterlichen Anteil der Firma. Er wurde damals noch von seinen Vormündern vertreten.

1873 zog Siegfried Wedells nach Paris. „Hier vertrat er die Interessen der am 19 März 1875 in Wedeles & Co. unbenannten Firma, für die er erst in diesem Jahr zeichnungsberechtigt wurde",1) schreibt Claus Gossler in seinem Porträt über Siegfried Wedells. "Gehandelt wurde mit Waren des gehobenen Bedarfs oder 'Galanteriewaren', wie man sie damals nannte. (...) Der Im- und Export, den die Firma betrieb, wird sich vornehmlich zwischen Hamburg und Paris abgespielt haben“, 2) so Claus Gossler.

Siegfried Wedells kam immer mal wieder auf Besuch nach Hamburg. 1885 kaufte er das Haus in der Neuen Rabenstraße 31. 1890 heiratete der damals 41-Jährige Siegfried Wedeles (nach der Hochzeit umbenannt in Wedells) die damals 22-jährige Kaufmannstochter Ella Elisabeth Direng (geb. 20.8.1868 Hamburg). Im selben Jahr zog das Paar in das Haus an der Neuen Rabenstraße.1913 wurde die Ehe geschieden. 3)

Der Exportkaufmann und Kunstsammler Siegfried Wedells vermachte, weil er selbst keine persönlichen Erben hatte, dem Hamburger Senat seine 1895/96 erbaute Villa an der Neuen Rabenstraße 31. Der Straßenabschnitt, an dem das Haus noch heute steht, wurde 2003 in Siegfried-Wedells-Platz umbenannt. Außerdem vererbte er der Freien und Hansestadt Hamburg seine aus 106 Gemälden bestehende Gemäldesammlung und einen großen Geldbetrag zum Erhalt seiner Gemälde und des Hauses.

In Wikipedia heißt es über das Haus: „Das 1896 vollendete Haus sollte, dem letzten Willen von Siegfried Wedells entsprechend, als Ganzes mitsamt seiner [Kunst]Sammlung und Einrichtung erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Unter der Bezeichnung Stiftung Haus Wedells wurden 1922 die Erdgeschossräume für Besucher geöffnet. Gezeigt wurde jedoch nur ein Teil der Sammlung – in erster Linie Werke niederländischer und italienischer Malerei. Gleichzeitig wurde das ‚Haus Wedells‘ vom Hamburger Senat zu Repräsentationszwecken und als Gästehaus genutzt. Aufgrund zu weniger Besucher wurde es 1936 für die Öffentlichkeit geschlossen und nur noch als Gästehaus genutzt. Nach dem 8. Mai 1945 wurde das ‚Haus Wedells‘ durch die alliierten Streitkräfte in Beschlag genommen. 1948 erfolgte die Rückgabe an den Hamburger Senat. Ab 1949 nutzte der Senat das Gebäude zu Repräsentationszwecken, von 1951 bis 1965 als Gästehaus.“4)

Nach 1965 soll der Hamburger Senat das Haus als Gästehaus nicht mehr genutzt haben, weil sich Wilhelmine Lübke, die Gattin des damaligen Bundespräsidenten, nach einer dort verbrachten schlaflosen Nacht über den nächtlichen Straßenlärm beschwert hatte. Daraufhin soll der Senat nach einem neuen Gästehaus gesucht haben. Nun setzten sich parteiübergreifend drei Politikerinnen: Friederike Kardell (FDP), Charlotte Fera CDU) und Marta Damkowski (SPD, siehe: Marta-Damkowski-Kehre) dafür ein, dass das Haus von den Hamburger Frauenverbänden, die der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenverbände angehörten, als Clubhaus genutzt werde. Die drei Frauen sollen mit ihren Bemühungen Erfolg gehabt haben. Und so bezog 1966 die Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenverbände (später umbenannt in Landesfrauenrat Hamburg) den 1. Stock der Villa mit seinen 200 qm. Die Elternschule – eine Erfindung von Marta Damkowski- zog ins Erdgeschoss.

Die Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenverbände führte in diesem Haus viele Veranstaltungen durch. 1986 mussten die Frauen allerdings ausziehen, weil die Versicherungsgruppe Hanse-Merkur dort eine Kulturstätte einrichten wollte.

Nach einer anderen mündlichen Überlieferung aus den Reihen einiger ehemaliger Mitglieder des Landesfrauenrates Hamburg soll es Siegfried Wedells selbst gewesen sein, der dem Hamburger Senat das Haus mit der Auflage überlassen habe, dafür Sorge zu tragen, das Haus den Hamburger Frauenverbänden zukommen zu lassen.